„Ich ermuntere meine Mitarbeiter dazu, out of the box zu denken."
Norbert Draskovits
Direktor, Flughafen Linz
Norbert Draskovits
Norbert Draskovits liebt Herausforderungen. Und das ist gut so. Denn seit Mai ist der gebürtige Burgenländer verantwortlich dafür, dass der Linzer Flughafen abhebt. Was nicht einfach sein wird, denn die Situation ist eine ganz spezielle: Die Flughäfen in Wien, München und Salzburg sind starke Konkurrenten in unmittelbarer Nähe, hinzu kommt, dass auch das Incoming-Charteraufkommen überschaubar und die Zahl der zivilen Linienflüge klein ist. „Das ist natürlich eine große Herausforderung, aber ich sehe sie mit Optimismus. Ich bin ein analytischer Mensch, der sich die Dinge erst einmal anschaut und dann für große Probleme große Lösungen sucht.“ Um die zu finden, müsse man offen denken, eingetretene Pfade verlassen und so zu neuen Lösungsansätzen kommen. „Im Konkreten wird es bei uns darum gehen, dass wir unseren Markt und den Flughafen besser im Ausland verkaufen. Man muss die Region bei den Airlines in die Köpfe reinbringen und ihnen zeigen, was normale Marktforschung nicht zeigt: Nämlich dass es einen großen Passagierabfluss von Oberösterreich zu den umliegenden Flughäfen gibt, das Potential aber hier ist.“ Vereinfacht ausgedrückt: Er muss die Verantwortlichen bei den Airlines überzeugen, dass Linz Potential für sie hat. Draskovits großer Vorteil: Er weiß, wie Airlinemanager ticken und wie sie den Markt analysieren.
Das war wohl auch der Grund, warum sich der 58-Jährige gegen 46 höchstqualifizierte Mitbewerber für die Stelle des Flughafendirektors durchgesetzt hat. Er kennt nicht nur die Branche von allen Seiten, sondern auch die handelnden Personen. „Ich war zehn Jahre bei der AUA, dann dreizehn Jahre im Verkehrsbüro, dort war ich drei Vorstandsperioden für drei unterschiedliche Bereiche zuständig und bin dann wieder zur Airline. Ich habe die Seiten also mehrmals gewechselt und bin international mit der Airline-Szenerie gut vernetzt“, so Draskovits. Warum er der Tourismusbranche stets treu geblieben ist? „Erstens ist es eine Wachstumsbranche und eine in Österreich sehr wichtige Branche mit zwölf bis dreizehn Prozent Anteil am BIP.“ Zweitens reizte ihn die Dienstleistungsbranche immer schon mehr als eine produzierende Branche. Hinzu kommt der internationale Aspekt: „Ich wollte beruflich immer auch zum Teil im Ausland sein.“ Dass er nun vor allem in Linz gelandet ist, gefällt dem Vater von zwei erwachsenen Kindern. Montags bis freitags lebt er nun in Oberösterreich, einmal im Monat verbringt er mit seiner Frau auch das Wochenende hier, ansonsten haben die beiden ihren Wohnsitz in Wien.
In seinem Büro am Flughafen stapeln sich die Kartons, abgehängte Bilder lehnen an der Wand, verstaubte Gegenstände warten auf ihre Entsorgung. „Es darf hier ruhig ein weniger moderner aussehen“, sagt er und schmunzelt. Und damit meint er nicht nur sein Büro. „Wir können uns nur gut verkaufen, wenn wir die Immobilie möglichst attraktiv und kostengünstig halten und für die Airline oder den Veranstalter einen guten Service bieten, das ist unser Job“, sagt er. Der Flughafen müsse mit seiner Modernität den Zeitgeist treffen und am letzten Stand bei Dienstleistungen sein. Draskovits hat also viel vor. Um das zu erreichen, setzt er auf einen modernen, offenen und zielorientierten Führungsstil. „Ich versuche immer auch, die Mitarbeiter dazu zu ermuntern, out of the box zu denken, eingefahrene Wege zu verlassen und extrem kunden- sowie marktorientiert zu arbeiten.“ Natürlich seien Veränderungsprozesse schwierig, aber dazu holt er sich die Leute ins Boot, denn gemeinsam gesteckte und definierte Ziele lassen sich am besten umsetzen. Klingt nach Langstreckenflug, aber der Pilot scheint das Steuer im Griff zu haben.
- Ausbildung und Karriere_ studierte an der WU Wien, war Route Manager und Sales Director bei Austrian Airlines bis 1997, danach Vorstandsdirektor der Verkehrsbüro AG, bis 2013 Geschäftsführer von BCD Travel, Globaler Vertriebschef bei Air Berlin und bis 2016 Vice President Commercial bei FlyNiki.
Gedanken
Eine Führungskraft sollte_kompetent in der Sache, selbstbewusst, klar, und in kritischen Situationen ruhig sein.
Laut werde ich_grundsätzlich nie. Weil die Argumente nicht besser werden, wenn man lauter wird. Aber was ich nicht vertrage, ist Ignoranz.
Das Schwierigste an meinem Job ist_Die Konzerne werden immer größer und internationaler. Das hat auch einen Nachteil für eine Region wie Oberösterreich, weil das Know-how der Entscheidungsträger immer weiter weggeht von den Märkten. Das bedeutet noch mehr Anstrengungen in der Akquise für uns.
Lebensmotto_Ganz oder gar nicht. Wenn ich etwas mache, egal ob beruflich oder privat, muss sowohl das Herz als auch das Hirn dabei sein. Und je nach Situation braucht man ein bisschen mehr von dem einen oder von dem anderen.
Später soll mir einmal nachgesagt werden_Schade, dass er nicht mehr unser Chef ist.