02 Ab zum Gründerservice
Für die meisten heimischen Gründer ist es die erste Anlaufstelle – das Gründerservice der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Hier werden Irrtümer ausgeräumt, Missverständnisse aufgeklärt und die Grundsteine für potentiell erfolgreiches Unternehmertum gelegt – in vier verschiedenen Stationen.
Station 1 / Der Gründercorner
Der Gründercorner im Erdgeschoss der Wirtschaftskammer Oberösterreich ist die erste Anlaufstelle für zukünftige Unternehmen – hier werden alle Interessierten jederzeit ohne Termin, unverbindlich und kostenlos beraten. Fast alle Gespräche drehen sich um dieselben Inhalte: Sozialversicherung, Einkommenssteuer, Gewerberecht, Rechtsformen, Schritte der Gründung, Businesspläne. „Das sind die Klassiker, das ist unser Tagesgeschäft“, sagt Alexander Stockinger vom Gründerservice.
Station 2 / Gründerworkshop
Drei Stunden dauern die Gründerworkshops, die das wichtigste Werkzeug zur Vermittlung von Informationen sind. Angehende Unternehmer bekommen Rahmenbedingungen wie Rechtsthemen oder kaufmännische Inhalte in kleinen Gruppen erklärt – nicht nur in Linz, sondern auch in allen anderen Bezirksstellen der Wirtschaftskammer in Oberösterreich. Ein großer, indirekter Vorteil der Workshops: „Dort treffen viele angehende Jungunternehmer erstmals auf andere Gründer, und sehen, dass sie nicht alleine sind mit ihren Fragen und Problemen, das motiviert“, sagt Stockinger. Erste Kontakte werden geknüpft und Informationen ausgetauscht.
Station 3 / Gründereinzelberatung
Auf Wunsch können detaillierte Einzelberatungen mit den Betreuern der WKOÖ vereinbart werden. Hier geht es ins Detail, es wird individuell auf das jeweilige Gründungsprojekt eingegangen.
Station 4 / Geförderte Beratung
Das letzte Produkt im Portfolio des Gründerservice ist die geförderte Beratung – für eine konkrete, spezifische Ausarbeitung. Die Gründer können sich am freien Markt einen Unternehmensberater aussuchen, die Kosten des Gesprächs übernimmt teilweise die Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Land OÖ.
1.000 Unternehmen begleitet
Geschätzte 1.000 Unternehmen hat Alexander Stockinger in fast zehn Jahren beim Gründerservice der WKOÖ beraten, dazu kommen mehr als 1.500 angehende Unternehmer in Workshops. Für viele Gründer steht er ganz am Anfang ihrer Erfolgslaufbahn – als erster Berater und Ansprechstelle.
Alexander Stockinger kann nicht mehr viel überraschen – dafür hat er schon viel erlebt, gesehen und gehört. Positive, skurrile und auch tragische Geschichten von angehenden Gründern, die er in seinem Büro, dem Zimmer 107 im ersten Stock der Wirtschaftskammer, trifft. „Es gibt Menschen, die ihren Job kündigen, sich bereits in einem neuen Büro eingemietet und in Infrastruktur investiert haben und dann im Erstgespräch realisieren, dass sie gewerberechtlich niemals das machen dürfen, was sie eigentlich vorhaben“, sagt Stockinger, „dabei würde das eine einzige Nachfrage vorher verhindern.“ Ein anderer angehender Gründer hatte einige zusätzliche Mitarbeiter ohne jegliche Aufgaben in seinem Businessplan aufgeführt – mit der Begründung, er werde ohnehin genug verdienen, um die auch mitzuzahlen. „Derselbe ließ während der Beratung sein dreijähriges Kind dermaßen viel Kaffee trinken, dass es nachher schreiend durch das ganze Haus gelaufen ist“, erinnert sich Stockinger. Aber noch viel mehr verbindet er zahlreiche positive Momente mit seinem Beruf. „Vor kurzem bin ich in einem neuen Café gesessen und habe dort die beiden Wirte wieder getroffen, die an einem Gründerworkshop teilgenommen haben und mittlerweile schon erfolgreiche Unternehmer sind“, sagt Stockinger. Viele Gründer, die ihm nach einigen Monaten auf Netzwerkveranstaltungen wieder begegnen, seien in kurzer Zeit komplett in ihre neuen Aufgaben hineingewachsen. „So etwas ist natürlich immer toll“.
In seinen insgesamt 16 Jahren als Gründerberater beobachtet Stockinger einen Trend – die Gründungsideen werden immer ausgefallener. „Früher war alles ein bisschen griffiger, heute sind die Ideen viel innovativer“, sagt Stockinger. Durch die Globalisierung und Digitalisierung sei es einfacher denn je, spezifische Produkte kleinteilig zu produzieren und verkaufen – weltweit. Egal wie seltsam eine Idee auch anmuten mag – abraten will Stockinger niemandem. „Das ist auch nicht die Aufgabe eines Beraters, wir begleiten und unterstützen Menschen im Gründungsprozess, ein Urteil möchte ich mir nicht anmaßen – außerdem hätte ich mich dann schon einige Male getäuscht.“ Ausnahmen gibt es trotzdem. „Einmal hat eine Frau im Beratungsgespräch erzählt, dass sie um jeden Preis jedes Risiko vermeiden will – in diesem Fall habe ich ihr schon geraten, noch einmal darüber zu schlafen, ob die Selbstständigkeit das Richtige für sie sei.“