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Künstliche Intelligenz – Jobkiller oder Wirtschaftsbeleber?

Warum der Wirtschaftsstandort Oberösterreich von den Entwicklungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz ungleich mehr profitieren kann und wieviel Angst vorm Jobverlust wirklich angebracht ist.

Die Künstliche Intelligenz (KI) kommt – so viel ist sicher. Die einen meinen, wir hätten den Anschluss an China und die USA bereits verloren, die anderen hoffen auf eine digitalisierungsgetriebene „Reindustrialisierung Europas“. Glaubt man einer aktuellen Studie der renommierten Boston Consulting Group, so ist der Abstand zu China mittlerweile groß, was den Einsatz Künstlicher Intelligenz angeht: 85 Prozent der befragten Unternehmen arbeiten dort damit oder daran. Zum Vergleich: In den USA sind es laut Studie 51 Prozent, in Deutschland 49 und in Österreich 42 Prozent. Gefragt hat man Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 250 und 50.000. Die klein- und mittelbetrieblich dominierte Unternehmensstruktur Österreichs lässt hier also nur bedingt Rückschlüsse zu. Und in Anbetracht der Fülle an kleinen Start-ups im IT-Bereich ist das Ergebnis der Studie noch mehr mit Vorsicht zu genießen.

„In einigen Bereichen ist es sicher so, dass Europa den Anschluss verloren hat“, sagt Werner Girth, Partner und Spezialist für Digitalisierung und KI bei KPMG Austria. Lange Zeit sei Europa und insbesondere auch Österreich in Sachen KI „wirklich weit vorne“ gewesen, verabsäumt habe man im Laufe der Zeit vor allem eines: genügend Leute auszubilden. So würden wir heute einfach nicht gegen die gebündelten Kompetenzen im Silicon Valley oder an chinesischen Universitäten ankommen. Zudem würden in den USA oder China deutlich höhere Summen in die KI-Entwicklung investiert. Richtig abgehoben sei das KI-Thema aber auch dort erst, seit es wirklich praxisrelevant geworden ist, so Girth. Kurz gesagt, solange KI ein reines Forschungsthema war, hatten wir die Nase vorn. Was Österreich jetzt brauchen würde, erklärt Girth, seien „vier bis fünf zusätzliche Professoren und ein Pool an gut ausgebildeten Nachwuchskräften sowie Unternehmer, die ein Interesse daran haben, entsprechende Entwicklungen voranzutreiben – wir sollten da wirklich massiv Geld in die Hand nehmen“.

Jetzt handeln

„Eine Riesenchance“ sieht, Geschäftsführer der IV OÖ, Joachim Haindl-Grutsch in der Ausgangssituation Oberösterreichs. Der hohe Industrialisierungsgrad berge ein großes Potential an Möglichkeiten spezifischer KI-Anwendungen. Vielerorts ist schon von einer „Reindustrialisierung“ Europas die Rede. Von den Chancen, die sich für Oberösterreich bieten, ist übrigens auch der KI-Spezialist Sepp Hochreiter überzeugt. Gewonnen ist das Spiel allerdings noch lange nicht. „Dort, wo wir gut sind“, so der Leiter des Instituts für Machine Learning an der Johannes Kepler Universität Linz, im Anlagenbau und im Maschinenbau, dort müsse jetzt die Künstliche Intelligenz implementiert werden. Andernfalls würden wir den Wettlauf um die KI-Vorherrschaft wohl verlieren.

„Es gibt in Oberösterreichs Industrie zwar schon Teilbereiche, wo Künstliche Intelligenz eingesetzt wird, aber das volle Potential entfaltet sich jetzt erst Zug um Zug“, weiß Haindl-Grutsch. So würden vor allem die Leitbetriebe und IT-spezifischen Branchen hier schon weiter sein, während andere erst überlegen, wo überhaupt der Sinn liegen könnte. Anwendungen im Bereich der Produkt- und Prozessoptimierung sowie in der Robotik sind für den IV OÖ-Geschäftsführer derzeit am interessantesten, aber auch in Sparten wie Buchhaltung, Logistik oder Marketing biete die neue Technologie ungeahnte Möglichkeiten. „Anknüpfungspunkte für KI-Technologien finden sich an jeder Stelle der Wertschöpfungskette“, meint Werner Girth dazu. Die KI sei quasi „das Endspiel der Digitalisierung“. Demnach würde alles Digitalisierte früher oder später „in die KI eingebettet und von ihr überlagert“ werden. Die derzeit anhaltende „Experimentierphase“ werde aber wohl noch ein paar Jahre anhalten und auch von Enttäuschungen geprägt sein, so Girth: „Wir befinden uns in einer Phase, in der viele Pilotprojekte stattfinden. Die Versprechungen sind gewaltig und wir erwarten uns teilweise noch zu viel.“ Zu kämpfen habe der Fortschritt vor allem mit der Qualität der Daten, mit denen die KI gefüttert werden muss: „Da erleben wir Dinge, das kann man sich nicht vorstellen“, erzählt Girth, „und wenn die Daten nicht passen, dann liefert natürlich auch die KI keinen brauchbaren Output.“

Die Künstliche Intelligenz wird den Menschen von monotonen Routinetätigkeiten entlasten und ihn damit frei machen für die Aufgaben des 21. Jahrhunderts.

Joachim Haindl-Grutsch Geschäftsführer, Industriellenvereinigung OÖ

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