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Wie kann der Sozialstaat in Zukunft finanziert werden?

Stelzer_Mit Veränderungen in der Gesellschaft ändert sich auch der Sozialbereich. Die größte Herausforderung ist aktuell die Pflege und hier laufen auch auf Bundesebene intensive Bemühungen, wie man die Pflege auch in Zukunft finanzieren kann, wie man mehr Leute für den Pflegeberuf gewinnen kann und wie man die Ausbildung entsprechend adaptiert, damit auch junge Leute bereits nach der Pflichtschule in die Pflegeausbildung einsteigen können. Hier ist vor allem wichtig, dass wir den Pflegebedarf regionalisiert anpassen. So benötigen wir in manchen Regionen ein Alten- und Pflegeheim, während andere Regionen einen höheren Bedarf an mobiler Pflege haben. Familien leisten hier Großartiges und es gibt ganz viel Ehrenamt in diesen Bereichen, begonnen von Besuchsdiensten bis hin zu den klassischen Rettungs-, Betreuungs- und Bereitschaftsdiensten. Es gibt eine hohe Bereitschaft in der Bevölkerung, entsprechend zu helfen. Parallel zur Pflege ist das Pensionssystem eine große Herausforderung: Die Angleichung des tatsächlichen an das gesetzliche Pensionsalter ist dringend nötig. Und hier gelingen nun von Jahr zu Jahr dringend notwendige Schritte. Der dritte Bereich betrifft unser Gesundheitssystem. Wir haben in ganz Österreich eine Topqualität für alle im Gesundheitsbereich. Was wir aber sicher verbessern können, ist, dass Patienten mit einem Anliegen an der richtigen Adresse ankommen: Was lokal von Ärzten behandelt werden kann und für welche Diagnosen oder Krankheitsfälle man in ein Krankenhaus kommen muss. Hier sind wir noch nicht, wo wir sein sollten. Natürlich auch, weil wir mehr Ärzte im niedergelassenen Bereich bräuchten. Der medizinische Fortschritt ist eine weitere Riesenherausforderung, der wir uns stellen müssen. Hier geht es darum, wie schnell Forschungsinnovationen an die breite Masse gebracht werden können.

"Jeder technologische und wirtschaftliche Fortschritt soll Hand in Hand mit einem sozialen Fortschritt gehen."

Thomas Stelzer Landeshauptmann Oberösterreich

Wie stehen Sie zum Ergebnis der aktuell geführten Debatte über die Mindestsicherung?

Gerstorfer_Die Mindestsicherung ist das letzte soziale Netz. Es geht hier um Armutsbekämpfung. In der medialen Debatte wird die Mindestsicherung jedoch auf die Frage reduziert: Wieviel Geld bekommt man fürs Nichtstun? Doch in Wahrheit sind nur vier von zehn Mindestsicherungsempfänger überhaupt arbeitsfähig. Es geht also darum, wie man Menschen, die sich gerade in prekären Lebenssituationen befinden, unterstützen kann, damit sie nicht ständig im absoluten Existenzminimum leben. Armutsbekämpfung bedeutet die Abdeckung von Grundbedürfnissen und den Erhalt von Würde. Wir leben in einem der reichsten Länder mit einem hervorragendem Sozialversicherungssystem und diskutieren über eine soziale Leistung, die weniger als ein Prozent des gesamten Sozialbudgets ausmacht. Das ist eine Debatte auf dem Rücken der Ärmsten in unserer Gesellschaft.

"Wir brauchen dort eine Steuer, wo Wertschöpfung ohne Arbeitskraft passiert."

Birgit Gerstorfer Oberösterreichische Soziallandesrätin

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