×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

„Wir glauben schon, dass wir ein bisschen cooler sind“

Reservierter Umgang, steile Hierarchie und ein von Intrigen geprägter Konkurrenzkampf: Klischees über den Arbeitsalltag in Kanzleien gibt es viele. Bei den Wirtschaftsanwälten von Haslinger / Nagele mit Standorten in Wien und Linz setzt man hingegen auf Gedankenaustausch auf Augenhöhe, offene Türen und eine gewisse Lockerheit. Kanzleien, die nicht auf neue Bedürfnisse eingehen, würden riskieren, die neue Anwaltsgeneration zu verlieren.

Während ihrer Mittagspause (oder wie heute bei einem Interview) bekommen die Haslinger / Nagele-Mitarbeiter oft Besuch von Hummeln, Bienen und Wespen. Auf der Dachterrasse der Mölker Bastei 5 im ersten Wiener Bezirk haben die Anwälte zwischen den Sitzgelegenheiten Stangenbohnen angepflanzt, nach und nach wurden es immer mehr Pflanzen, die jetzt Insekten anlocken. „Es ist wie mit Tattoos, wenn man mal begonnen hat, dann kann man nicht mehr aufhören“, sagt Rechtsanwaltsanwärterin Melissa Neuhauser. Mittlerweile finden sich in der winzigen Oase auch Tomaten- und Erdbeerstauden, blühende Margeriten und Basilikum. „Ein kleiner Beitrag gegen den Klimawandel“, sagt Alexander Hiersche, Partner der Kanzlei. Dass hier gerne gemeinsam Zeit verbracht wird, anstatt mittags aus der Kanzlei und in umliegende Restaurants zu flüchten, sieht er als Zeichen für die gute Stimmung im Team.

Faktencheck für Rollenbilder

Das deutsche Branchenmagazin JUVE zeichnete Haslinger / Nagele zur Kanzlei des Jahres 2018 in Österreich aus – gelobt wurden die Anreize, die gesetzt werden, um gut ausgebildete, junge Juristen langfristig zu binden. Das funktioniert nicht nur durch die Ernennung zum Partner, sondern auch durch eine neue Arbeitsweise. Die Fluktuation ist niedrig. „Das ist Teil unserer Strategie und nicht einfach so passiert“, erklärt Hiersche. Die Arbeit ist oft nicht mehr das wesentliche Statussymbol – flexiblere Arbeitszeiten und andere Arbeits- und Lebensmodelle gewinnen an Bedeutung und müssen angeboten werden. Generell sei es wichtig, alte Rollenbilder einem Faktencheck zu unterziehen. „Dann regeln sich die Dinge normalerweise von selbst.“ Männlichen Mitarbeitern wird die Möglichkeit geboten, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. „Gewisse Auszeiten für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch für Männer sind in der Branche noch keine Selbstverständlichkeit“, sagt Johannes Hartlieb, der Rechtsanwaltsanwärter nutzte selbst die Möglichkeit eines „Papamonats“. Auch der Anteil weiblicher Gesellschafter und Juristen liegt deutlich über dem Branchenschnitt. „Frauen bilden mittlerweile eine Mehrheit bei den Rechtswissenschaftabsolventen, es wäre ein großes Potentialversagen, sich da nicht stärker zu öffnen“, sagt Hiersche.

USP durch junge Partner

Der Arbeitsalltag in Kanzleien ist oft von starren hierarchischen Strukturen und verschlossenen Türen geprägt. „Wir forcieren einen frühzeitigen Gedankenaustausch auf Augenhöhe, einen Wettbewerb der besten Ideen“, sagt Hiersche. Das sei nur möglich, wenn sich besonders ältere Partner innerhalb der Kanzlei auch irgendwann zurücknehmen und für neue Ideen öffnen. Flache Hierarchien und ein „kooperatives Zusammenwirken“ bauen Hürden ab. „Die Türen sind nicht verschlossen – man wird gehört“, sagt Isabella Göschl, die im Empfangssekretariat arbeitet. Für den 26-jährigen Rechtsanwaltsanwärter Kaleb Kitzmüller ist die Kanzlei ein Vorreiter. „Wir glauben schon, dass wir ein bisschen cooler sind als die anderen Mitbewerber – und bodenständiger“, sagt er. Für große Kanzleien sei das ungewöhnlich. Zwar würden mehr und mehr Kanzleien neue Arbeitsweisen etablieren – meist aber nur dann, wenn sich jüngere Partner abspalten und ihr eigenes Ding machen. „Unser Ansatz ist vermutlich auch darin begründet, dass viele Junge Verantwortung bekommen und es dadurch eine Nähe zu neuen Methoden gibt – das ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Kitzmüller.

Neuhauser kann das bestätigen: Die Rechtsanwaltsanwärterin kommt aus einer Kanzlei der alten Schule, in der Hierarchien stark ausgeprägt und die Strukturen starrer sind. „Als ich hier begonnen habe, war ich überrascht, dass man jederzeit Antworten auf seine Fragen bekommt“, sagt sie. Eine stärkere Bindung zu den Mitarbeitern soll auch durch die Vermittlung von Zielen und einer Kultur erreicht werden, mit der sie sich identifizieren. Soziale Projekte wie Kochen in der Wiener Gruft, einer Einrichtung für Obdachlose der Caritas, werden genauso unterstützt wie etwa Umweltschutz. Gemeinsame Events wie Ski-, Wander- oder Badeausflüge stärken die Gemeinschaft ebenso. Nach Feierabend verschwinden nicht alle sofort – es werden schon mal ein paar Getränke auf der grünen Dachterrasse getrunken. „Wir sind froh über das Klima, schließlich verbringen wir viel Zeit miteinander, da wäre es ein Jammer, wenn wir uns nicht verstehen würden“, sagt Hiersche, „auch wenn das Berufliche das Private natürlich nicht ersetzen soll.“ Nachsatz: „Wenn dabei Freundschaften entstehen, dann umso besser.“

„Wenn alte Rollenbilder einem Faktencheck unterzogen werden, regeln sich die Dinge von selbst.“

Alexander Hiersche, Partner, Haslinger / Nagele

„Viele Junge bekommen Verantwortung – dadurch sind wir weniger starr und innovativer.“

Kaleb Kitzmüller, Rechtsanwaltsanwärter, Haslinger / Nagele

vorne von links: Melissa Neuhauser, Alexandra Hüttner, Isabella Göschl, Barbara Jakubowics hinten von links: Johannes Hartlieb, Alexander Hiersche, Janine Schreivogl, Kaleb Kitzmüller

#Ähnliche Artikel

Wie aus Mitarbeitern Mitunternehmer werden

Ein Unternehmer schaut selten auf die Uhr. Er will seine Ideen um- und seine Kreativität einsetzen, will gestalten. Und zwar dann und so, dass es sowohl für die Firma als auch für ihn das Beste ist. Wär‘s nicht praktisch, wenn jeder Mitarbeiter so fühlen und handeln würde? Michael Schernthaner dachte sich das auch. Und gibt den mehr als 1.700 Mitarbeitern des Verpackungskonzerns Schur Flexibles so viel Gestaltungsfreiraum, als wären sie selbst Unternehmer.

Mitunternehmer statt Mitarbeiter

Die 360-Grad Onlinemarketing-Agentur eMagnetix will langfristig zum Best-Practice-Beispiel für Employer Branding werden. Die eingeführte 30-Stunden-Woche ist dabei nur ein Aspekt – die Zusammenarbeit funktioniert nach einem speziellen Werte- und Feedbacksystem und durch Kommunikation auf Augenhöhe.

Geborgt und geborgen

Zeitarbeiter werden in manchen Unternehmen als Beschäftigte zweiter Klasse gesehen. Damit die Motivation hoch bleibt, setzt der Personalüberlasser Teampool auf offene Kommunikation, gegenseitiges Vertrauen und regelmäßige Besuche in den Betrieben. Und gewinnt damit die Treue seiner Mitarbeiter.

Digitale Transformation. Aber anders.

München, 1994. Mit der Gründung der mgm technology partners schafft CEO Hamarz Mehmanesh das Fundament für die heute international tätige Unternehmensgruppe aus Technologie- und Beratungsexpert:innen. In den vergangenen 28 Jahren hat sich vieles getan: Inzwischen beschäftigt mgm über 900 Mitarbeitende an 19 (inter-)nationalen Standorten. Und obwohl man den Kinderschuhen längst entwachsen ist, spricht Thomas Brugger, Geschäftsführer der mgm consulting partners austria mit Sitz in Salzburg, gerade im ausklingenden Jahr von Aufbruchstimmung.

„Alle sollen Spaß bei der Arbeit haben“

Veränderung: Diese zeigt sich bei Sirocco, Teil der SCHAKO Group, nicht nur durch den Wechsel in der Geschäftsleitung. Die neue Führungskraft, Roger Hafenscherer, möchte die Vielfalt und Buntheit seines Teams am Standort Wien-Liesing weiterhin ausbauen. Dass seine Sparte als männlich dominiert gilt, hindert ihn nicht daran. Mit sozial kompetentem Auftreten, wechselseitiger Wertschätzung und Freude am Job möchte er schneller an dieses Ziel.

„Wir haben alle Hummeln im Hintern“

Kamera läuft, der Schmäh rennt, der Eifer brennt. So in etwa könnte man die Stimmung bei LT1, einem der bekanntesten Privat-Fernsehsender in Oberösterreich, beschreiben. Es ist ein Mittwochvormittag, wir treffen uns mit dem Führungsteam im Meetingraum, werfen mit den Moderator:innen einen Blick ins Studio und plaudern mit den Redakteur:innen in der Lounge. Dabei erfahren wir nicht nur, wie es im Team so läuft, sondern auch, wo(hin) der Sender in Zukunft laufen möchte.

Wie Teamgeist bewegt!

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist besonders für Berufstätige mit Kindern eine große Herausforderung. Wenn es zuhause an Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs mangelt, braucht es einen engagierten Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter darin unterstützt, beruflichen und privaten Verpflichtungen nachzukommen und sich auch selbst noch Gutes zu tun. Wie das gelingen kann? Das weiß Julia Stierberger, Personalleiterin am mehrfach für seine Arbeitsbedingungen ausgezeichneten Klinikum Wels-Grieskirchen.

„Wir wollen die Großen ein bisschen ärgern“

„Unsere Mitarbeiter sind der Schlüsselfaktor im Wettbewerb mit Billiglohnländern“, sagt Geschäftsführer Günter Benninger über die Technologieführerschaft des Automobilzulieferers Promotech. Mit der Spezialisierung auf die Fertigung hochpräziser Kontaktbauteile für Sicherheits- und Assistenzsysteme hat das Unternehmen eine Nische gefunden, in der es stark wachsen konnte. 1995 mit Kleinserien für die Unterhaltungselektronik begonnen, hat Promotech heute 300 Mitarbeiter und produziert für Marken wie Porsche, Ferrari und Lamborghini.

Ich bin hier die Boss

Fest steht: Es gibt viel Luft nach oben beim Frauenanteil in Führungspositionen. Anfang 2020 wurden acht Prozent der Positionen in den Geschäftsführungen und 22,6 Prozent der Aufsichtsratsposten bei den 200 umsatzstärksten Unternehmen in Österreich mit Frauen besetzt (Quelle: Statista.com). Führen Frauen anders als Männer? Und wenn ja, was sind die Führungseigenschaften von Frauen? Wir haben bei acht weiblichen Führungskräften nachgefragt, wie es so ist, „die Boss“ zu sein.

Just Newsadoo it!

Die großen Printmedien sind in der Krise, schon seit Jahren. Kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sagte sich David Böhm und gründete gemeinsam mit Alexandra Auböck und Susanna Wurm Newsadoo. Mit einem vielseitigen Team baut er die Zukunft des Nachrichtenlesens.

„… dann kann der Fachkräftemangel nicht so gravierend sein.“

Dass ein Produkt ein Alleinstellungsmerkmal braucht, ist allgemein anerkannt. Dass auch Unternehmen einen USP brauchen, etwa um Mitarbeiter anzuwerben, „dafür ist das Bewusstsein zwar groß, im Verhalten spiegelt sich das aber nicht wider“, sagt Daniel Marwan, Geschäftsführer des Recruitingunternehmens Epunkt. Wie sonst ließen sich die vielen Obstkörbe in Stellenanzeigen erklären?

Der richtige Unternehmens-Dreiklang

Die Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren immer stärker mit Incentives für ihre Mitarbeiter gegenseitig zu übertrumpfen versucht: Firmenhandy und -auto, Teambuildingevents, Fitnesscenter, Bio-Restaurant … Jetzt hat man schön langsam das Limit erreicht – der Fachkräftemangel ist aber stärker als je zuvor und damit der Run auf die besten Köpfe nicht vorbei. Auf Spurensuche bei Experten und Firmen nach einem Ausweg aus diesem Dilemma.

Der Facility Manager ist doch nur eine Putzfrau! Oder?

Strenge Akkordarbeiten, unsichtbare Tätigkeiten, für die man nicht viel können muss, ein immenser Preisdruck – und noch dazu schlecht bezahlt. Es sind immer die gleichen Bilder, die über das Facility Management und das Facility Service kursieren. Branchenkenner wie Felix Schober, Mehrheitseigentümer der Schober GmbH, Michael Freitag, Geschäftsführer von Sodexo Service Solutions Austria und Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann Service, räumen mit so manchem Vorurteil auf.

„Solange sie miteinander streiten können, ist es nicht tragisch“

Die Facility-Management-Branche ist ein hart zu reinigendes Pflaster. Da kann der Ton schon einmal ziemlich rau werden. Das sei in der Gebäudereinigung und im Gartenbereich aber das tägliche Brot. Felix Schober, Mehrheitseigentümer und Geschäftsführer der Schober GmbH in Linz, darüber, wer für so einen harten Job überhaupt in Frage kommt, was hinter den Kulissen einer Reinigungsfirma vom Auftrag bis zum Abschluss alles abläuft und warum man nicht nur mit Geld das Beste aus seinen Mitarbeitern herausholt.

Schlüsselfaktor Qualifizierung

Der Maschinenring gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern im ländlichen Raum, die angebotenen Dienstleistungen reichen von Grünraumdienst über die Baumpflege bis zum Winterdienst. Bis zu 1.800 saisonale Mitarbeiter beschäftigt man in Oberösterreich zu Spitzenzeiten, zukünftig sollen es noch mehr werden. Denn das Unternehmen will wachsen, digitaler werden – und anderen dabei helfen.

Volle (Führungs)kraft voraus!

Noch nie war die Geschwindigkeit so hoch. Märkte sind unsicher, Innovationen schießen wie Pilze aus dem Boden und stellen alteingesessene Geschäftsmodelle in Frage, die Digitalisierung schafft für Unternehmen tagtäglich neue Herausforderungen. Wer da mithalten will, muss schnell sein. Schnell im Entscheiden und schnell im Umdenken. Ein Kraftakt für den Verstand. Und für den Körper. Deshalb würden herkömmliche Führungskräftecoachings heute nicht mehr ausreichen, findet Erich Schönleitner, Gründer des Programmes „MyVitality“, bei dem er mit einem siebenköpfigen Trainerteam Top-Führungskräfte physisch wie psychisch fit machen will.

"Verkaufen kam nicht in Frage"

Vor rund zweieinhalb Jahren hat Georgia Rohrhofer-Meinhart, die Nichte von Firmengründer Walter Meinhart, die Geschäfte beim österreichischen Marktführer für Kabeln und Leitungen, Meinhart Kabel aus St. Florian, übernommen. Gemeinsam erzählen Onkel und Nichte, warum man immer in Oberösterreich geblieben ist, wie man als studierte Romanistin und Journalistin Geschäftsführerin in der Kabelbranche wird und wie die Übergabe ablief.