9. November 1989. Fall der Berliner Mauer. In Folge zerbröckelt die Weltordnung in Ost und West.
Wie haben Sie vom Mauerfall gehört, welche Gefühle hat das bei Ihnen ausgelöst?
Stelzer_An das kann ich mich gut erinnern, da bin ich in der elterlichen Wohnung in Linz vor dem Fernseher gesessen und hab mir diese Bilder angeschaut – wie dann die ersten mit den Trabis durch die Station in Berlin gefahren sind. Das war einfach unglaublich, weil wir in meiner Jugend ganz oft diskutiert haben, was das für junge Leute hinter dem Eisernen Vorhang sind und warum die nicht versuchen, aus so einem System auszubrechen. Da redet man sich natürlich leicht, wenn man in Sicherheit und Freiheit lebt, aber irgendwie haben wir dann alle immer sehr resigniert das Resümee gezogen: Das ist halt die Weltordnung und das ist so ein starker Block dort hinter der Mauer, das wird sich nicht ändern. Und dann bricht das auf einmal auf. Man kann das nur als unglaublich beschreiben.
6. Mai 1994. Thomas Stelzer lernt seine Frau Bettina auf einem Studentenfest kennen.
Wann haben Sie gewusst, dass sie Ihre zukünftige Frau sein wird?
Stelzer_Also ich habe mich dort schon sehr, sehr stark bemüht (schmunzelt).
2000 und 2004. Lukas und Lena Stelzer werden geboren.
Haben Sie sich als Mensch oder auch als Politiker verändert, seit Sie Vater sind?
Stelzer_Mit Sicherheit, weil es eine riesengroße Freude macht und gleichzeitig eine riesengroße Herausforderung ist. Das ist einfach eine ganz andere Art von Erfahrung gegenüber allem, was man im täglichen Leben so macht.
15. September 2008. Die US-Großbank Lehman Brothers bricht zusammen.
Unter dem Motto „Krisen können auch Chancen sein“ – was kann man daraus lernen?
Stelzer_Einiges. Erstens bin ich heute noch froh und stolz, dass wir in Oberösterreich damals sehr schnell und gut durch diese Krise gekommen sind, da haben viele dazu beigetragen, auch die Politik. Wir haben sicher gelernt, und das ist auch jetzt ein Credo meiner Finanzpolitik, dass man immer vorsorgen muss. Dass man Muskeln für Schwächephasen antrainieren muss. Selbst wenn wir noch so gut arbeiten und die Unternehmen erfolgreich tätig sind, wenn weltpolitisch oder in der Weltwirtschaft etwas passiert, schlägt das einfach durch, ob du willst oder nicht. Daher muss es immer einen Rückhalt geben – und das ist auch die Erklärung für dieses nachhaltige Wirtschaften, um Schulden abzubauen. Was man auch daraus lernen kann: Dass du nicht nur auf Dienstleistungen oder neuartige „Hybridprodukte“ setzt, wo nichts Greifbares dahintersteht, sondern dass es eine solide industrielle Produktion geben soll, wo etwas hergestellt wird, mit dem gehandelt wird und das auch in die Welt hinaus vertrieben wird. Das gibt Stärke, das haben wir gesehen in Oberösterreich. Darum schauen wir auch auf diesen klassischen Produktionsstandort Oberösterreich.
2009. Linz ist Europäische Kulturhauptstadt.
Was ist Ihnen davon besonders in Erinnerung geblieben?
Stelzer_Zum einen natürlich das Spiegelei als Logo. Und was nicht nur in Erinnerung geblieben ist, sondern tatsächlich geblieben ist: der Höhenrausch, der bis heute ein durchschlagender Erfolg ist. Ich erinnere mich auch noch an ein herausragendes Schülertheater-Projekt, ich glaube das hieß „I like to move it move it“. Was auch so wichtig für mich zu sehen war: Kulturhauptstadt heißt, dass alle daran teilhaben können und das hat sich gerade in diesen Schulprojekten geäußert.
11. April 2013. Das Linzer Musiktheater wird eröffnet.
Wie hat Ihnen der Parzival damals gefallen?
Stelzer_Sehr! Neben der beeindruckenden Musik hat das gezeigt, in welche Dimensionen wir mit diesem Musiktheater vorgestoßen sind, nämlich ebenso im Hinausstrahlen über unsere Landesgrenzen. Auch und gerade in der Kultur international bemerkbare Schwerpunkte zu setzen und Duftnoten zu hinterlassen, das gehört zu einem erfolgreichen Land dazu.
28. Juni 2014. Stelzer gibt den Startschuss für das Projekt Freiraum, um die Ideen von Bürgern für die Zukunft Oberösterreichs zu sammeln.
Welche der 5.000 Vorschläge haben Ihnen am besten gefallen, welche wurden schon umgesetzt?
Stelzer_Es gibt total viele! Am meisten hat mich beim ganzen Projekt eigentlich beeindruckt, dass ganz, ganz viele Leute wirklich bereit sind, vorauszuschauen. Eine große Forderung im Projekt war eine massive Verbesserung des öffentlichen Verkehrs in Oberösterreich. Da stecken wir mittendrin, das ist eine der gewaltigen Herausforderungen.
27. September 2015. Bei den Landtagswahlen muss die ÖVP einen Verlust von 10,39 Prozentpunkten hinnehmen, bleibt aber mit 36,37 % stimmenstärkste Partei.
Wie haben Sie den Wahlabend als damaliger Klubobmann erlebt?
Stelzer_Es war sehr bitter, vor allem weil wir schon vor dem Wahltag wussten, dass wir nicht ganz so gut abschneiden werden. Wenn es dann aber ein Faktum wird, dann ist das wirklich, ich möchte fast sagen, niederschmetternd. Aber wir haben damals gesehen, es nützt nichts, Faktum ist Faktum, man kann sich hundertmal ungerecht behandelt fühlen, wenn die Würfel gefallen sind, sind sie gefallen. Und das Wichtigste war eigentlich, dass wir uns dann aufgerappelt haben und geschaut haben: Wie geht es weiter und wie können wir eine stabile Partnerschaft haben?