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Die bessere Hälfte - Tatjana Oppitz

Wie machen Sie das hier an der WU?

OppitzAuch wir fragen uns hier an der Uni, wie wir Professorinnen anziehen können. Es braucht ein Commitment im Management, Frauen fördern zu wollen. Was ich überhaupt nicht verstehen kann: Wenn man dieses Thema an Beraterfirmen delegiert. Nichts gegen Berater, ein Berater kann mir helfen, initial solche Programme aufzusetzen, aber ich kann doch nicht als Vorstand das Thema Frauenförderung delegieren. Das muss auf meiner Agenda sein. Ein Mentoringprogramm zu zahlen, ist nett. Aber mit einem Mentoringprogramm alleine wird nichts passieren. Auch mit einer Quote wird nichts passieren. Man muss den Kulturwandel vollziehen und als Arbeitgeber attraktiv sein für Frauen.

Und wie vollzieht man diesen Kulturwandel?

OppitzMan muss die Organisation ändern und agiles Arbeiten zulassen. Wenn ich mir physische Präsenz von neun bis fünf erwarte, wird es schwierig. In Österreich ist die Denke sehr stark Präsenz. Das ist schade, denn die Digitalisierung bringt so viele Möglichkeiten für agiles Arbeiten mit sich. Wenn ich mein Team gut kenne, muss ich nicht bei jeder Besprechung physisch anwesend sein – ich kann mich von zuhause per Videokonferenz einwählen. Klar erfordert Homeoffice viel Selbstdisziplin. Es ist kein Selbstläufer, man braucht auch die Fähigkeit, zwischen Arbeit und Privatem zu trennen.

Sie kennen auch die Situation in vielen anderen Ländern. Wie steht Österreich im Vergleich da?

OppitzDa sind wir kein Aushängeschild. Gerade in den nordischen Ländern ist die Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen wesentlich höher. Das liegt natürlich auch am gesellschaftlichen System. Dort ist es nicht verpönt, dass eine Frau sechs Monate nach der Geburt wieder arbeitet. Das wird in der Gesellschaft akzeptiert. Bei uns nennt man sie Rabenmutter. Diese Einstellung muss aufgebrochen werden. Wir leben in einer modernen Welt, wir können nicht auf 50 Prozent des Potantials verzichten. Es gibt mehr weibliche als männliche Hochschulabsolventen – was passiert mit denen? Natürlich wollen viele eine Familie gründen, das ist auch gut so. Aber warum sollten sie nur Familie gründen? Sie haben doch auch studiert, um das Gelernte eines Tages in ihrem Beruf umsetzen zu können.

Ist jetzt eine gute Zeit für Frauen, Karriere zu machen? Stichwort War for Talents.

OppitzJa! Es gibt keine Innovation ohne Vielfalt, das ist mittlerweile den meisten Unternehmen klar. Und daher bemühen sich auch viele um Frauen. Deshalb rate ich den Frauen: Positioniert euch und kommt konkret mit Forderungen.

Die Arbeitswelt wandelt sich. Zum Guten für Frauen?

OppitzDas generelle Thema des Wandels ist: Was bedeutet er für mich als Mensch, wo geht die Reise hin? Wohin muss und möchte ich mich entwickeln? Früher haben wir studiert und dann haben wir gesagt: „So, jetzt hab ich einen Abschluss. Und geh arbeiten.“ Jetzt sollten wir jeden Tag etwas Neues lernen. Man ist nicht für sein Leben ausgebildet, wenn man studiert hat. Wie investiere ich in mich selbst? Die Frage hört nicht mit 35 auf, sondern mit 60. Oder noch später. Also ich möchte nicht mit 60 stehen bleiben. Und der Wandel durch die rasant zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt ist für mich das spannendste Thema. Wir müssen Organisationen und Kulturen verändern, um die optimalen Arbeitsbedingungen der Zukunft zu schaffen. Wie gehe ich mit Komplexitäten um? Ich glaube, es braucht gerade in der digitalen Welt zunehmend Emotionale Intelligenz. Weil Menschen mit Menschen zusammenarbeiten wollen. Wir können vieles automatisieren, aber wir werden nie das menschliche Gehirn ersetzen können und deshalb werden wir nie den Menschen ersetzen können. Was ja gut ist. Diese Balance zwischen der digitalen und der analogen Welt bedarf Emotionaler Intelligenz. Man kann vieles digital machen. Aber so wie wir jetzt dasitzen, uns unterhalten, genießen und voneinander auch lernen können, das bedarf Achtsamkeit. Das kann nicht digitalisiert werden. Dazu braucht es Menschen. Frauen genauso wie Männer.

Gedanken von Tatjana Oppitz

Künstliche Intelligenz _wird uns in vielen Bereichen die Arbeit erleichtern.

In 30 Jahren werden Frauen _genauso viel verdienen wie Männer und sie werden nicht unterrepräsentiert sein – weder in Führungspositionen noch in sonstigen Bereichen.

Was Männer über Frauen wissen sollten _ (lacht) Dass sie genauso ehrgeizig und intelligent wie Männer sind.

Die beste Entscheidung meines Lebens _war, meinen Mann zu heiraten. Weil er sehr viel Verständnis für mich und meine Arbeit hat und mich wirklich unterstützt. Hinter jeder erfolgreichen Frau steht auch ein Mann oder ein Partner.

Was ich nicht mehr hören kann _„Das haben wir immer schon so gemacht."

Was ich der weiblichen Generation nach mir gerne sagen würde _Just go for it. Ärmeln hochkrempeln, wir schaffen das. Und bitte nicht vergessen, euch umzudrehen und zu schauen, wer die nächste Frau sein könnte, die ihr mit auf die Reise nehmt.

Der beste Rat, den ich je bekommen habe _Es gibt keine Probleme, nur Arbeit. Sobald man beginnt, darüber zu reden, zu analysieren, kann man an die Lösung denken.

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