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„Ich gehe meinen eigenen Weg“

Oder besser gesagt: „Ich fahre meinen eigenen Weg.“ Den Namen Reichhart bringt man nämlich, sofern man viel im oberösterreichischen Mühlviertel unterwegs ist, sofort mit den gleichnamigen Autohäusern in Verbindung. Das erfolgreiche Familienunternehmen wurde 1973 gegründet, freute sich 2019 über einen Rekordumsatz und erlebt 2020 einen Cut und einen ganz neuen Reichhart. Aber alles der Reihe nach …

Wir fahren nach Kefermarkt, den genauen Zielort findet das Navi (noch) nicht. Kein Wunder, die große Halle, die sich mit schlichter, aber doch sehr präsenter Fassade zeigt, ist noch nicht lange die neue Adresse für Autofans. Trotzdem ist „The Car Loft“ leicht zu finden und schließlich unübersehbar. Wie ein typisches Autohaus sieht es allerdings nicht aus.

Stefan Reichhart empfängt uns an der Tür. Mit breitem Grinsen und sichtlich stolz auf sein neues Projekt: Im Car Loft bietet der 27-Jährige seinen Kunden auf 700 Quadratmetern „Jungwagen zu einem unschlagbaren Preis“, wie er sagt. Diese präsentieren sich in einem ungewöhnlichen Ambiente: sehr außergewöhnlich, sehr cool und sehr einladend. In Betonoptik gehalten, mit zwei eingezogenen Galerien, die nochmal zusätzlich 200 Quadratmeter Platz bieten. Mit vielen freistehenden Elementen wird die große Halle zum außergewöhnlichen Verkaufsraum. Holzböden schaffen den Kontrast zum kühlen Industriedesign. Lockere Wohnzimmeratmosphäre statt sprödem Autohausdunst. „Das Loft soll unsere Philosophie spiegeln: Wir sind kein gewöhnliches Autohaus. Wir sind frisch, modern und trotzdem professionell.“

Blau-weißer Erfolg

Stefan Reichhart führt uns herum. Es fällt auf, dass die meisten Autos das bekannte blau-weiße Emblem tragen. Eine Marke, mit der sich der neue Firmenchef bestens auskennt. Schon im elterlichen Betrieb hat er sich auf die bayrischen Autos spezialisiert und nach seinem Studium an der JKU Linz sämtliche Ausbildungen bei BMW durchlaufen. „Ich war damals der Erste im Unternehmen, der sich intensiver mit den kaufmännischen Themen beschäftigte und der größer und weiter dachte. Der Großvater gründete in den Siebzigerjahren das Autohaus, später übernahm mein Vater. Als ich 2012 angefangen habe, waren wir bei 300 Stückzahlen im Jahr und dreizehn Millionen Euro Umsatz. Zum Schluss verkauften wir jährlich 800 Einheiten bei einem Umsatz von 30 Millionen“, sagt Reichhart, der maßgeblich zum Erfolg beitrug, und fügt hinzu: „Das Geschäft wäre in der dritten Generation also wirklich groß geworden.“ Doch stattdessen steht der Jungunternehmer nun wieder am Anfang. Aber warum eigentlich?

Es war mir lieber auf meinen Platz im Familienunternehmen zu verzichten, als meine Seele zu verkaufen.

Stefan Reichhart Eigentümer, The Car Loft

„Ich habe mich von meiner Familie aufgrund privater Differenzen losgelöst“, beginnt der Oberösterreicher zu erzählen, „meine Eltern übten extremen Druck auf mich aus und wollten meine Persönlichkeit verändern. Es passt ihnen schlichtweg nicht, wie ich lebe. Das war im Grunde schon immer so, nur wollte und konnte ich mich dieser Situation schließlich nicht mehr beugen.“ Schon seit seiner Jugend ist das Verhältnis zu seinen Eltern eher angespannt: „Sie haben ihre eigene, für mich nicht nachvollziehbare, tiefreligiöse Weltvorstellung. Keine Ahnung, wie sie da hineingekommen sind. Ich erlebe das schon mein Leben lang“, sagt der 27-Jährige, der Mitte 2019 endgültig beschließt, aus dem „ganzen Wahnsinn aussteigen zu wollen“.

„Meine Eltern wussten, wie sehr ich am Betrieb hänge und dass ich mein ganzes Herzblut hineinstecke. Sie sahen darin eine Möglichkeit, mich zu erpressen, um mich ein Stück weit gefügig für ihre Werte zu machen. Da war für mich dann der Punkt erreicht, wo es mir lieber war auf meinen Platz im Familienunternehmen zu verzichten, als meine Seele zu verkaufen“.

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