… 5G den Sexualtrieb erhöht? Oder dass 5G auf Menschen konzentrations-steigernd wirkt? Und wussten Sie, dass 5G dafür verantwortlich sein wird, den Weltfrieden herzustellen? Wussten Sie nicht?! Tja, das liegt vielleicht daran, dass das frei erfunden ist. Was hingegen stimmt: Die Mythen, die sich um die neue Technologie ranken, sind vielfältig. Liwest-Geschäftsführer Stefan Gintenreiter räumt mit Gerüchten auf und erläutert das Einmaleins der 5G-Technologie.
Stefan Gintenreiter …
… über den Aufbau des 5G-Netzes:
Liwest verfolgt einen Fünf-Jahres-Plan, um den Auf- und Ausbau des 5G-Netzes in Oberösterreich voranzutreiben. Die Inbetriebnahme der zentralen Kommunikationseinheit, die als Zielsetzung für das erste Jahr ausgerufen wurde, ist bereits erfolgt. Über diesen sogenannten Core wird die gesamte Datenkommunikation an andere Peering-Stellen und Endgeräte verteilt.
Liwest wird in den kommenden fünf Jahren zwischen 150 und 200 neue Sendestationen errichten. Es werden aber auch bereits vorhandene genutzt – immerhin gibt es je Mobilfunkanbieter bereits zwischen 800 und 1.000 Mobilfunkstationen in Oberösterreich, die genutzt werden können. Allerdings steht eine Einigung über Nutzungsgebühren noch aus. Der Fokus beim Aufbau des 5G-Netzes liegt klar auf der Erschließung der ländlichen Regionen. Im städtischen Bereich setzt Liwest großteils weiterhin auf das vorhandene Glasfaser- und Koaxnetz.
… im 5G-Grundlagenkurs:
5G ist ein Datenübertragungsprotokoll zur Kommunikation von elektronischen Geräten. Es unterscheidet sich von den Vorgängergenerationen dahingehend, dass es eine weltweite Standardisierung gibt. 5G ist der erste Standard, der auf allen Geräten unterschiedlicher Hersteller gleich funktioniert und daher die Kommunikation wesentlich vereinfacht. Ein bestimmtes Maß an Einstellungen und Konfigurationen bleibt trotzdem notwendig, aber grundsätzlich verstehen alle Geräte das gleiche Datenprotokoll. Liwest verwendet für 5G den Frequenzbereich von 3,5 GHz. Das liegt im Bereich dessen, in dem auch WLAN genutzt wird – WLAN verwendet 2,4 und 5 GHz.
Im Wesentlichen sind es drei technische Vorteile, die 5G mitbringt: Zum einen sind das wesentlich höhere Datenraten. Bei 4G war das Maximum der Datenübertragung 300 MBit pro Sekunde, 5G ermöglicht aktuell Geschwindigkeiten von bis zu 1,5 GBit pro Sekunde – also das Fünffache, in Zukunft rund 10 GBit pro Sekunde. Zum anderen können wesentlich mehr Geräte pro Quadratkilometer miteinander verbunden werden. Die Rede ist von 1.000.000 Devices je Quadratkilometer, das ist eine nahezu unbegrenzte Anzahl. Eine Möglichkeit, die dadurch eröffnet wird, sind Campusstandorte. Das sind Fabriken, die sich über Mobilfunktechnologien digitalisieren, also nicht mehr auf eine leitungsgebundene Datenübertragung angewiesen sind, sondern über kleine Einheiten wie Modems und SIM-Karten miteinander verbunden sind. Dadurch erhöht sich die Flexibilität im Aufbau von Industrien enorm – ganze Fertigungsstraßen können beispielsweise völlig neu gedacht werden. Aber auch abseits von Fabriken und Bürogebäuden können Campuslösungen eingesetzt werden – etwa bei Sportveranstaltungen. Im Fußballstadion könnte man Möglichkeiten schaffen, dass die Zuschauer aus unterschiedlichsten Perspektiven am Handy mitschauen und Torsituationen on demand im Replay betrachten können. Der dritte wesentliche Vorteil ist die höhere spektrale Effizienz, die trotz der gestiegenen Datenübertragungsrate weniger Stromverbrauch verursacht. Aktuell liegt der Stromverbrauch einer Sendestation im Bereich von 1,5 und 2 kW, künftig werden es unter 800 Watt sein.
… im Faktencheck zu Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt:
Verschwörungstheoretikern kann man nur schwer beikommen. Derzeit gibt es jedenfalls keine medizinische Beweislage, dass Mobilfunk gesundheitsgefährdend ist. Die Mobilfunkimmissionswerte des FMK (Forum Mobilkommunikation) zeigen: Die von der WHO vorgesehenen Grenzwerte werden um den Faktor 100 unterschritten. Und diese festgesetzten Grenzwerte liegen wiederum um den Faktor 50 unter jenem Wert, von dem man angenommen hat, dass er gesundheitsgefährdend sein könnte. Es gibt derzeit also keine Indikationen, dass Mobilfunk in irgendeiner Form Beeinträchtigungen herbeiführt. Die Frequenz von 3,5 GHz, die 5G im Outdoorbereich nutzt, bringt eine wesentlich geringere Strahlenbelastung mit sich als der WLAN-Router zuhause, der auf 2,4 und 5 GHz funkt. Wer sich wegen der Strahlenbelastung unwohl fühlt, sollte also eher seinen WLAN-Router ausschalten, als Angst vor 5G zu haben.
Außerdem fallen wegen der 5G-Technologie keine Vögel vom Himmel. Die Berichte über etwaige Vorfälle im niederländischen Den Haag waren schlichtweg falsch – dort hat es nie einen 5G-Sender gegeben. Zudem wird immer noch regelmäßig eine österreichische Studie zitiert, wonach es in einer Region mit einem Mobilfunkstandort ebenfalls zu gesundheitlichen Belastungenn gekommen sein soll. Es wurde jedoch schon längst wissenschaftlich nachgewiesen, dass diese Studie falsch ist. Der in der Studie angeführte Mobilfunkstandort war nie in Betrieb.
… über die Technologie nach 5G:
Die Technologien und Übertragungsprotokolle entwickeln sich in etwa alle zehn Jahre weiter. Das Jahr 2030 ist also durchaus ein realistischer Zeithorizont für die 6G-Technologie. Unsere Welt wird sich virtualisieren. Ein Anwendungsbeispiel, das schon sehr nahe ist, ist die Behebung von Leitungsstörungen mithilfe einer virtuellen Brille. Es wird möglich sein, durch Wände und Straßen durchzusehen und genau erkennen zu können, wo Leitungen verlaufen, ohne dafür Bauarbeiten zu veranlassen. Man wird sogar Hologramme von Gebäuden und ganzen Ortschaften erstellen können. All diese Anwendungen wird 5G vorantreiben. Und das wird unser Leben grundlegend verändern – schon in den nächsten zehn Jahren._
„Unser Leben wird sich in den nächsten zehn Jahren grundlegend verändern.“
Stefan Gintenreiter
Geschäftsführer, Liwest