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Wohlfühlen im Saustall

Vierzehn Millionen Euro ließ sich der Schwanenstädter Fleischverarbeiter Hütthaler seinen gläsernen Schlachthof nach Tierwohlkriterien kosten. „Seither ist das Puzzle komplett. Wir haben nun ein Tierwohl-Konzept, das wirklich über die gesamte Wertschöpfungskette reicht“, erklärt Florian Hütthaler. Weshalb er damit trotzdem nur ein Nischenprodukt erzeugt und wie er persönlich über Fleischersatzprodukte denkt, verrät der Eigentümer im MACHER-Interview.

Regionalität erfährt in Zeiten der Krise besondere Aufmerksamkeit. Wie nehmen Sie die Situation wahr? Bemerken Sie tatsächlich eine Änderung des Konsumverhaltens?

HütthalerWir merken schon, dass der Trend in Richtung regionaler Qualitäten geht. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die Konsumenten jetzt mehr Zeit hatten, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Vor allem zu Beginn der Krise haben wir beispielsweise erlebt, dass Ab-Hof-Verkäufe viel stärker zunahmen. Das war sicherlich eher ein kurzfristiger Trend, der im Laufe der Zeit wieder zurückgehen wird. Die Wertschätzung von Lebensmitteln hat sich bei den Konsumenten meiner Meinung nach aber nachhaltiger verändert. Und das ist auch wichtig, denn die Anerkennung für die Arbeit der österreichischen Landwirte ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend verloren gegangen. Gerade Fleisch ist immer mehr zu einem Aktionsartikel geworden. Das darf einfach nicht sein! Ich glaube, dass diese Krise ein Denkanstoß war, der dazu führen wird, dass sich das Bewusstsein für die Herkunft und artgerechte Tierhaltung auch langfristig ändern wird.

„Wir müssen entschieden dafür eintreten, dass die Wertigkeit von Fleisch wieder höher wird.“

Florian Hütthaler Eigentümer, Fleischverarbeiter Hütthaler

Zuletzt forderte der SPD-Parteivorsitzende Norbert Walter-Borjans höhere Fleisch-preise. Was sagen Sie zu dieser Forderung?

HütthalerPrinzipiell kann man die Verhältnisse in fleisch- und wurstproduzierenden Betrieben in Deutschland und Österreich nicht vergleichen – die sind von Grund auf unterschiedlich. Generell hat er aber recht, dass Fleisch zu billig ist. Wir müssen entschieden dafür eintreten, dass die Wertigkeit von Fleisch wieder höher wird. Jedem Einzelnen muss klar werden, dass da eine Produktion dahintersteht, die mit lebenden Tieren arbeitet. Lassen Sie mich die Situation etwas deutlicher veranschaulichen: Wir haben kürzlich alte Rechnungen von meinem Großvater gefunden und gesehen, dass der vor knapp 50 Jahren teilweise schon denselben Preis für ein Kilo Fleisch bekommen hat wie wir heute. Das ist Wahnsinn, wenn man da noch Faktoren wie die Inflation oder die Währungsumstellung von Schilling auf Euro miteinberechnet. Daher kann ich die Forderung nach höheren Fleischpreisen nur unterstreichen – weniger Menge, dafür mehr Qualität!

Mit Ihren Hütthalers Hofkultur-Grundsätzen haben Sie ein Tierwohl-Projekt ins Leben gerufen, das über die gesamte Wertschöpfungskette reicht. Sie sagen, es handelt sich dabei um Europas erstes Projekt dieser Art. Inwiefern beschreiten Sie damit neue Wege?

HütthalerDie Richtlinien unserer Hütthalers Hofkultur-Grundsätze sind sehr umfassend und reichen weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus. Es ist Europas erstes Projekt dieser Art, weil wir auch einen Schlachthof nach diesen Tierwohlgrundsätzen gebaut und im Februar 2019 eröffnet haben. Das war sozusagen das letzte Puzzleteil, das uns noch gefehlt hat, um die Hütthalers Hofkultur-Grundsätze über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu erschließen. Unseren „gläsernen Schlachthof“ kann jeder besuchen, um sich selbst ein Bild davon zu machen, wie gut wir die Tiere behandeln. Zudem pflegen wir auch enge Kooperationen mit diversen NGOs. Im Bereich der Schweine sind wir das einzige Unternehmen in ganz Europa, das sogar das Vier Pfoten ‚Tierschutz-kontrolliert‘-Gütesiegel der ‚Silber‘-Stufe tragen darf. Das zeigt schon, wie ernst wir das Thema Tierwohl nehmen.

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