Es gibt nur wenige Menschen, die von Natur aus richtig schlagfertig sind.
Iris Zeppezauer
Geschäftsführerin, Sekunde Eins
Killerphrasen
„Das haben wir immer schon so gemacht.“ „Derzeit gibt es wirklich wichtigere Themen.“ Oder: „Das hatten wir noch nie.“ Killerphrasen haben zum Ziel, den anderen mundtot zu machen. Es sind in der Regel keine echten Argumente, sondern leere Phrasen, die auf den ersten Blick wie ein berechtigter Einwurf wirken. Können. „Hier kann man gut mit der klassischen Paraphrase, also einer Umdeutung reagieren: ‚Was spricht dagegen, wenn wir es einmal anders probieren?‘ Bösartige Angriffe wie etwa ‚Du bist nicht so klug, wie du glaubst‘ kann man mit konkretem Rückfragen wie: ‚Was glaube ich denn?‘ oder direktem Konter: ‚Wenn du das sagst!‘ parieren - und dann sofort zurück zum Thema kommen. Dem Angriff soll keine weitere Bedeutung geschenkt werden.“, sagt Zeppezauer.
Denn wer in Führung bleiben möchte, sollte nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen, sondern sachlich, klar und ruhig beim Thema bleiben. „Es gibt aber auch dauerzynische Menschen, die chronisch frustriert sind. Diese kommen da auch nicht mehr raus. Hier muss man entscheiden, ob man da überhaupt noch reagieren möchte.“ In den meisten dieser Fälle empfiehlt die Rhetoriktrainerin aber eines: Distanz, und zwar dauerhaft. „Um Menschen im Umfeld, bei denen alles nur negativ und das Glas immer halb leer ist, soll man wirklich einen großen Bogen machen.“
Schlagfertigkeit oder Konter?
Jeder kennt ihn. Den Kollegen, der immer die passende Antwort parat hat. Oder die Freundin, die sich durch pfeilschnelle und passgenaue Reaktionen gar nichts gefallen lässt. Mal witzig. Mal scharf. Mal elegant. Mal schön in Sprüche und Zitate gepackt. „Bei Schlagfertigkeit geht es darum, immer sofort ein passendes Gegenargument zu haben. Es gibt nur einige wenige Personen, die von Natur aus richtig schlagfertig sind“, erklärt Zeppezauer. Ein berühmtes Beispiel? Winston Churchill, der von einer verärgerten Frau einmal mit den Worten „Wenn ich Ihre Frau wäre, dann würde ich Ihnen Gift in den Kaffee schütten!“ attackiert worden sein soll. Er hat mit den Worten „Wenn ich Ihr Mann wäre, dann würde ich ihn trinken“ gekontert.
Nun ja, um in einem verletzenden Wortgefecht so reagieren zu können, braucht es jede Menge an diesem Churchill-Talent. „Manche setzt es furchtbar unter Stress, in solchen Momenten das passende Gegenargument auf den Lippen zu haben. ‚Vergiss Schlagfertigkeit!‘, rate ich dann immer“, sagt Zeppezauer. Vergessen? Ja, denn wichtig sei, durchzuatmen und immer mit seinem eigenen Stil zu reagieren. „Der Unterschied zwischen Schlagfertigkeit und Kontern liegt auch darin, dass Kontern wesentlich überlegter ist. Beim Kontern mache ich mir vorher ein Set aus Optionen auf, aus denen ich wählen kann. Ich verlange nicht auf Anhieb einen lustigen Spruch, ein Zitat, sondern setze mein eigenes adäquates Mittel ein.“
Der eigene Konterstil
„Die Rhetorik muss immer zur Persönlichkeit passen, das ist wie bei der Kleidung. Ein grünes Kleid steht schließlich auch nicht jeder Frau“, erklärt Zeppezauer, die im Coaching mit ihren Kunden individuelle Ansätze entwickelt. Es kommt also auf den Typus an, welchen Konterstil man sich zulegen soll. „Ich bin kein Fan von Patentrezepten. Ich empfehle, sich eine Auswahl an Techniken anzueignen, wie man in einen Konter reingehen kann. Verwende ich lieber Rückfragen? Paraphrasen? Oder besser die Zoomtechnik? Oder sage ich gerne das Gegenteil?“, so die Kommunikations- und Verhaltensexpertin. Und dann geht es um das Ausprobieren. Wie wirken meine Techniken? Aufgesetzt, sympathisch? Oder gar komisch? „Wenn ich aber erst einmal merke, dass ich Erfolg damit habe, bekomme ich Lust auf mehr. Und das sieht man Menschen an, sie strahlen Sicherheit und Selbstbewusstsein aus. Das ist auch der Grund, warum ich darüber ein Buch geschrieben habe, weil ich sehe, dass Menschen letztlich glücklicher werden, wenn sie gut mit dem Thema Kontern umgehen können.“_
TIPP: Das Interview als Podcast zum Nachhören!
# Auf einen Blick
So wird gekonnt gekontert:
WIE?
# Körperhaltung_aufrecht und offen
# Körpersprache_aufmerksam, offene und helle Mimik
# Stimme_tief und entspannt durchatmen, bestimmt, aber ruhig sprechen
WAS?
# Unbedingt reagieren
# Rückfrage, Paraphrase, Zoomtechnik … ausprobieren und
# eigenen, authentischen Konterstil entwickeln
contra!
- Autor
- Iris Zeppezauer
- Verlag
- Business Village GmbH
- ISBN
- 978-3-86980-572-6