Man kann sein eigenes Leben nicht vorzeichnen. Aber man kann seinen Stift halten. Fest und entschlossen. Und damit weiter seine Ziele und Wünsche verfolgen. In unserer Serie „Wohin führt das?“ stellen wir heute zwei neue Führungskräfte vor, die Menschen beraten und unterstützen, wenn ein Strich im Lebensbild auftaucht, der an dieser Stelle nicht gedacht war.
# Evelyn Düsing
...ist neue medizinische Leiterin des Kinderwunschinstituts Dr. Tews in WelsHerz und Seele
Es ist dieser eine besondere Moment, der ein Lächeln auf die Lippen jedes Teammitgliedes zaubert: „Wir freuen uns alle mit, wenn Paare vom Ultraschall kommen und sagen: ‚Ja! Wir haben das Herz des Embryos schlagen gesehen‘“, sagt Evelyn Düsing. Die neue medizinische Leiterin des Kinderwunschinstituts Dr. Tews in Wels hat ihre Leidenschaft für die Gynäkologie während der eigenen Schwangerschaft und Geburt ihrer Tochter entdeckt. „Ich war vorher als Buchhändlerin tätig und habe nach der Geburt meiner Tochter Medizin studiert. Während meiner Zeit als Assistenzärztin habe ich dann gespürt, wie schön es ist, Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch zu unterstützen.“
Patienten und Geschichten
„Wir werfen immer einen ganzheitlichen Blick auf eine Patientin und ihre Geschichte“, so Düsing. Jede Patientin sei einzigartig und anders zu behandeln, und zwar von der ersten Minute an, ab der sie „uns ihr Vertrauen schenkt. Es gibt hier kein Schema F.“ Die drei häufigsten Ursachen, warum es zu keiner Schwangerschaft kommt, sind Endometriose (Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut), Polyzystisches Ovarialsyndrom (Zysten an den Eierstöcken) oder ein schlechtes Spermiogramm des Mannes. Doch egal, welche Ursache die Kinderlosigkeit hat: „Was die Paare alle miteinander verbindet, ist, dass sie ab dem Zeitpunkt, wenn sie zur Behandlung in unser Institut kommen, ihre Schwierigkeiten, ein Kind zu zeugen, an uns abgeben. Das ist sehr entlastend für Paare“, sagt Düsing, die neben dem Kinderwunschinstitut in Wels auch die Pränatalambulanz der Barmherzigen Brüder in Linz leitet. Die Erfolgsquote am Institut ist hoch, etwa 80 Prozent der Frauen werden nach passender Behandlung nach bis zu vier Versuchen schwanger.
Humor und Feingefühl
Mit Juni übernimmt die nun 50-Jährige die ärztliche Leitung des Kinderwunschinstituts. „Ich habe keinen persönlichen Führungsstil. Wir funktionieren im Team: durch guten Austausch und das Treffen gemeinsamer Entscheidungen.“ Was die Basis für ein gut funktionierendes Team ist? Das positive, fröhliche Klima. Die wunderschönen, verbindenden Erfolgserlebnisse, die sich in den Gesichtern der Paare widerspiegeln, wenn eine Behandlung geklappt hat. Eine Portion Humor, die den Teamgeist täglich stärkt, und „das Gefühl, dass wir uns aufeinander verlassen können. Es ist bei uns selbstverständlich, dass jeder von uns auch einmal reinkommt, wenn er oder sie dienstfrei hat, wir aber dennoch die Expertise für eine Patientin brauchen“, sagt Düsing.
Fortbildungen und Kongresse werden von den Teammitgliedern regelmäßig besucht. Das Institut habe man entsprechend der Wünsche der Paare und Patientinnen eingerichtet: schlicht, warm, mit freundlichen Farben. „Wir haben auf Wunsch der Patientinnen und Paare keine Babyfotos an den Wänden hängen, um den Druck nicht noch mehr zu erhöhen. Die Kinderwunschpaare sollen sich bei uns geborgen fühlen“, erklärt die Gynäkologin. Der erfolgreiche Weg zur Schwangerschaft stehe im Vordergrund. „Wir machen nur Behandlungen, von denen wir überzeugt sind. Wir verkaufen keine Zusatzangebote wie Nahrungsergänzungsmittel oder teure Laborabklärungen, sondern ver- oder überweisen bei Bedarf weiter. Wir möchten keine Gschäftln machen“, betont Düsing.
Grenzen und Kraft
Doch wo liegen bei der Gynäkologin die ethischen und moralischen Grenzen beim sensiblen Thema künstliche Befruchtung? „Wir haben in Österreich gute gesetzliche Rahmenbedingungen. Manche Paare kommen und möchten zum Beispiel vor dem Embryotransfer das Geschlecht bestimmen, das ist nicht erlaubt und wäre für mich moralisch nicht vertretbar. Ich transferiere auch nur in absoluten Ausnahmefällen mehr als einen Embryo, da ich die Mehrlingsproblematik durch meine Funktion und Tätigkeit im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder gut kenne“, sagt Düsing.
Wie führt sich die erfahrene Gynäkologin selbst und holt sich Kraft und Inspiration? „Ich lese gerne, wenn Zeit dafür bleibt. Kraft hole ich mir von meinem Beruf, denn ich kann mir keinen schöneren Job vorstellen. Mein Beruf ist eindeutig Berufung.“
Ich habe gespürt, wie schön es ist, Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch zu unterstützen.
Evelyn Düsing
Medizinische Leiterin, Kinderwunschinstitut Dr. Tews