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„Wir werden zum Umdenken gezwungen“

Der neueste Trend beim Bauen? Schwarz. Genauer gesagt: Schwarzmalen. Verwunderlich ist das ja nicht – die Aufnahme von Krediten ist wesentlich schwieriger geworden, die Energiepreise sind in die Höhe geschnellt, die Baupreise für Materialien und Leistungen ebenso. Vom Schwarzmalen halten Julia Speiser und Sebastian Ganthaler von Entholzer Fenster und Türen dennoch nichts. „Das ist problem- und nicht lösungsorientiert.“ Sie sehen vielmehr auch Chancen in dieser Trendwende.

Nein, romantisch ist es nun wirklich nicht, als Paar gemeinsam ein Unternehmen zu führen. Julia Speiser und Sebastian Ganthaler lachen beide. Aber weil sie sich zu 100 Prozent vertrauen können, gemeinsame Ziele verfolgen und einfach wahnsinnig gern „eine Gaudi zusammen haben“, überwiegen für sie ganz eindeutig die Vorteile. In vierter Generation haben sie das Welser Unternehmen übernommen und führen es in eine Zukunft, die nicht vorhersehbar ist. Aber: „Genau das ist ja die Aufgabe für uns Unternehmer:innen: unvorhersehbare Probleme zu lösen“, erklärt Ganthaler. Im Podcastinterview sprechen wir über neue Herausforderungen, aber ebenso neue Chancen für die Baubranche und für Hausbauende; den Charme von Sanierung und darüber, ob diese tatsächlich nachhaltiger ist als Neubau; darüber, worauf es ankommt, um als Paar erfolgreich ein Unternehmen zu führen (ohne weder die Beziehung noch das Unternehmen zu gefährden); und: darüber, warum sie den fixfertigen Plan für ihr eigenes Haus komplett überworfen haben. Die Podcastfolge gibt es in unserem Hier schon mal ein paar ihrer Gedanken aus dem Podcast-Interview.

Wir können viel von den Generationen vor uns lernen.

Julia Speiser Geschäftsführerin, Entholzer

Über Krisen und neues Denken

„Die Generationen unserer Eltern und Großeltern haben so viele Krisen gemeistert und haben sich dennoch etwas aufgebaut und etwas für die Zukunft geschaffen. Warum sollten wir das jetzt nicht können? Es ist gerade Krisenstimmung in der Baubranche, aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand und schauen positiv in die Zukunft. Es wird weitergehen, auch wenn es anders weitergeht.“

„Definitiv werden wir aktuell zum Umdenken gezwungen, aber das versuchen wir positiv zu sehen. Wir verstehen, dass es für alle Häuslbauer:innen aktuell schwierig ist, weil es einfach teurer wird. Vielleicht haben wir aber gerade dadurch die Möglichkeit, Dinge neu zu denken und zu hinterfragen, ob man eine Wohnfläche mit 170, 180 Quadratmetern braucht. Geht es mit weniger? Müssen der Pool und der Garten beim Einzug fertig sein? Brauche ich die modernste Ausstattung von Anfang an oder kann ich das Schritt für Schritt umsetzen?“

Über ihren Urgroßvater, der mit einer Ein-Mann-Glaserei den Grundstein für Entholzer vor mehr als 100 Jahren gelegt hatte.

„1920 war Nachkriegszeit und da gehörte viel Mut dazu, ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Er hatte diesen Antrieb, um das umzusetzen. Für uns ist schön, dass sich die Firma in den 103 Jahren seither von der Ein-Mann-Glaserei zur Spiegelreparatur, über Kastenfenster bis zur jetzigen Kunststofffenster-Produktion sehr stark gewandelt hat. Meinen Urgroßvater würde freuen, dass die Einstellung über die Generationen hinweg gleich geblieben ist: Wir machen den Job mit Herzblut und das ist einfach unser Antrieb. Das hat sich nie geändert.“

„Ich würde ihn gern fragen, was ihn damals dazu bewogen hat und ihm den Mut gegeben hat, das zu machen. In der aktuell recht pessimistischen Zeit wäre es gut, wenn man die eigenen Urgroßeltern oder Großeltern befragen könnte. Wie war das damals? Gleichzeitig vergisst man fast, welche Krisen in deren Zeiten stattgefunden haben. Das würde ich gern mit ihm bereden, aber das kann ich leider nicht mehr.“

Steht es noch dafür, wenn man 300 Kilometer zu einer Baustelle fährt?

Sebastian Ganthaler Geschäftsführer, Entholzer

Über neue Chancen

„Es geht auch um eine Chance im partnerschaftlichen Sinne. Die letzten Jahre waren sehr turbulent für uns alle, aber wir haben bewiesen, dass wir sehr eng mit den Partner:innen und Kund:innen in Abstimmung waren. Das ist uns sehr wichtig gewesen. Und wenn man jemandem in schwierigen Zeiten die Stange hält, dann wird das auch weiter anhalten und in Zukunft helfen. Ein weiteres Thema sind Ressourcen. Wir sind dauerhaft dabei, Dinge zu optimieren. Das beginnt beim Portfolio, wo man sich überlegt, ob man wirklich alles anbieten muss, was man jetzt hat, oder ob auch weniger reicht. Wir konzentrieren uns auf regionale Bauprojekte. Steht es noch dafür, wenn man 300 Kilometer zu einer Baustelle fährt? Da wird die Betrachtungsweise anders. Dann ist es wieder eine Chance und so nützen wir diese neuen Umstände.“

Über den Blick in die Zukunft

„Teil des Unternehmertums ist es, unvorhersehbare Probleme zu lösen. Das kann mitunter sehr geballt wie jetzt sein, aber wir lassen uns den Optimismus nicht nehmen. Wir dürfen mit Ehrgeiz und Zuversicht gegenüber unseren Mitarbeiter:innen in die Zukunft blicken. In der Baubranche ist es ein Vorteil, finanziell gesund zu sein. Wir merken schon, dass einen das ruhiger schlafen lässt, wenn man gut gewirtschaftet hat. Das zeigt sich in einer überdurchschnittlichen Eigenkapital-Quote. Und diese Sicherheit, die wir ausstrahlen, hilft gegenüber Kund:innen, Lieferant:innen und Mitarbeiter:innen.“

„Da ist es ein klarer Vorteil, als Paar ein Ziel zu verfolgen, die gleichen Erwartungshaltungen zu haben und auch die gleichen Erfahrungen. Wir motivieren uns gegenseitig.“_

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