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Zu Besuch in der TV-Akademie von LT1

In Österreich gibt es fast keine Ausbildungsmöglichkeiten für TV-Journalisten, große Sender schicken ihre Angestellten dafür nach Deutschland. In Linz ist das anders. Der ehemalige Stadtsender LT1 hat mittlerweile nicht nur fast ganz Oberösterreich erobert, sondern bildet in einer eigenen TV-Akademie junge Mitarbeiter zu Fernseh-Profis aus.

Als Dietmar Maier 2008 Programmchef von LT1 wird und der Sender landesweit ausgestrahlt werden soll, herrscht Aufregung in den Büros des Fernsehsenders. Was war passiert? Als die Mitarbeiter den heute 36-Jährigen fragen, welche neuen Formate in Zukunft gedreht werden, antwortet er: „Gar keine neuen. Wir lernen jetzt erst einmal, wie man Fernsehen macht“. Kurze Zeit später wird die LT1-TV-Akademie gegründet.

Vier Jahre später. Wie jeden Donnerstag sitzt die versammelte Redaktion an einem großen Tisch im Besprechungsraum der LT1-Zentrale in der Linzer Industriezeile. An der Wand hängt ein großes Bild, auf dem sich zwei Stiere miteinander messen, am Boden liegt statt einem Teppich als Dekoration ein gegerbtes Kuh-Fell. Hier werden nicht nur Konferenzen abgehalten, die Redakteure bilden sich hier auch weiter. „Jeden Donnerstag zerlegen wir Fernsehbeiträge wissenschaftlich, machen Seminare, Workshops, oder analysieren Handlungsstränge“, sagt Dietmar Maier. Auch am Wochenende wird ausgebildet und am Handwerk gearbeitet, um die Qualität der Sendungen weiter zu steigern. Der Geschäftsführer vergleicht die Situation vor vier Jahren mit der eines Fußballclubs. „Ich hatte eine Bezirksligamannschaft mit vielen Hobbyspielern, die schleunigst auf Erste-Liga-Niveau kommen musste“. Die Möglichkeiten: Neue Mitspieler einkaufen, oder mit vorhandenen Ressourcen die eigenen Talente fördern. Maier entschließt sich für zweiteres.

Heute sind viele Talente von früher ein fixer Bestandteil der Mannschaft. Zum Beispiel Patricia Brock. Die junge TV-Journalistin hat die Akademie absolviert und wurde nach sechs Monaten in die tagesaktuelle Nachrichten-Redaktion von LT1 übernommen. „Man lernt sehr viel – jeder Text und Beitrag wird angeschaut, man bekommt jede Menge Feedback und kann an sich arbeiten“, sagt Brock. Auch Julia Frisch kommt ins Schwärmen, als wir sie über die Akademie befragen. Die 26-Jährige durchläuft gerade das Ausbildungsprogramm. „Die Tätigkeiten sind sehr praxisnah, man sieht verschiedene Bereiche“, erzählt Frisch. An ihren ersten Beitrag kann sie sich noch genau erinnern: Darin ging es um ein Wettbüro, das überfallen wurde. „Mich hat es erstaunt, dass ich gleich so viele Dinge machen konnte“, erinnert sich Frisch. Bis sie eigene Beiträge völlig selbstständig produzieren darf, wird es aber noch etwas dauern. Erst nach sechs Monaten Ausbildung erhalten die TV-Journalisten dieses Privileg.

Bei jedem Fußballverein klopft irgendwann die Konkurrenz an, um die Talente abzuwerben. Das ist auch bei LT1 so. Die überregionalen Sender wie ORF, ATV, Puls4 und ServusTV sind schon längst auf die LT1-Akademie aufmerksam geworden. Bestes Beispiel: Silvia Schneider. Die Moderatorin arbeitet nicht mehr nur für LT1, sondern auch bei Puls4. „Obwohl unsere Absolventen sehr begehrt sind, bleiben viele“, sagt Maier. Der Grund: Das familiäre Umfeld und der Umgang miteinander.

Zwei Mal im Jahr haben auch „Firmen-Externe“ die Möglichkeit, einen Einblick in die TV-Akademie zu bekommen. Damit will LT1 Neugierde am Fernsehen wecken und neue potentielle Mitarbeiter für das Team gewinnen. Diesen Nachwuchs braucht der Sender auch. Mittlerweile hat LT1 eine Tagesreichweite von 122.000 Sehern. Das Ziel für die Zukunft: „Wir wollen DER Sender für Oberösterreich werden“, erklärt der Geschäftsführer. „Am Anfang hatten wir keine Ahnung, wie man gutes Fernsehen macht. Dann haben wir uns sieben Tage die Woche hingesetzt und an uns gearbeitet“, sagt Maier. Schon jetzt ist LT1 der größte regionale private TV-Sender Österreichs. Damit die Erfolgsgeschichte weitergeht, soll die Qualität der Beiträge weiter steigen – auch durch die Akademie. Interessenten können sich bei dem Fernsehsender bewerben.

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