Hunderte Glasscheiben wirbeln glitzernd in der Luft, eine junge Frau schwebt langsam durch das Bild. Ihr rotbraunes Haar weht im Wind, die Gliedmaßen verdrehen sich wie bei einem langsamen Tanz. Die Szene zeigt einen fiktiven Autounfall, der durch Zeitlupen-Einstellung und rückwärts abgespielt fast ästhetisch wirkt. Der Ausschnitt ist Teil eines Musikvideos, das Las Gafas für die österreichische Band A.G.Trio produziert hat. Durch solche Clips wurden die beiden Filmemacher bekannt, mittlerweile produzieren sie auch Werbe- und Imagefilme, Reportagen oder Dokumentationen.
Kreativität gefragt
Ihre Devise: „Geht nicht, gibt’s nicht. Wir machen aus jeder Mücke einen Elefanten!“. Egal ob Image- Werbe- oder Kurzfilm: für die beiden ist immer Raum für kreative Ideen. Manchmal kommen Unternehmen bereits mit fertigen Konzepten zu den beiden. In anderen Fällen wird gemeinsam mit dem Kunden die Idee ausgearbeitet und gefunden. „Uns kommt zugute, dass sich Firmen mittlerweile immer mehr trauen“, erzählt Katamay. Der klassisch gestrickte Industriefilm verliere an Bedeutung, es wird nach kreativen Ansätzen gesucht, immer mehr Geschichten werden zugelassen. „Durch den technologischen Fortschritt haben auch Talente ohne Highend-Studio und Equipment Zugang zur Branche, dadurch können selbst jüngere Leute ihre Ideen einbringen“, sagt Dietl. Auch das Internet gewinnt an Einfluss. „Durch unsere früheren HipHop-Musikvideos hat uns ein größerer Kunde gefunden – in den Firmen wird wohl im Büro nicht nur gearbeitet sondern manchmal auch im Internet gesurft“, sagt Dietl und lacht.
Leidenschaft Film
Der 29-Jährige interessiert sich schon seit seiner Jugend für Kurzfilme und Musikvideos. Als er an der Linzer Kunstuni inskribiert, will er sich zuerst auf Grafikdesign spezialisieren. Bald aber sattelt er um – auf audiovisuelle Gestaltung. Bei Katamay hingegen ist seit ihrer Kindheit klar, dass sie später Filme produzieren will. „Ich bin quasi in einem Kino in Wels aufgewachsen“, sagt die 30-Jährige. Schon während des Studiums arbeiten die beiden an gemeinsamen Projekten, gleich nach dem Diplom gründen sie Las Gafas Films. „Wir ergänzen uns gut und haben einen ähnlichen, sehr cineastischen Zugang zum Film“, sagt Katamay.
Als Problem in der Branche sehen die beiden, dass einige Unternehmen zwanghaft mehrere Kanäle bedienen wollen. Ein Werbebudget wird aufgesplittet in Miniclips für Facebook, Kino-Werbung und normale TV-Werbung. „Manchmal wäre es willkommen, wenn weniger, dafür größere Projekte umgesetzt werden“, sagt Dietl. Einige unterschätzen auch den Zeitfaktor – ein guter Imagefilm ist nicht in ein paar Tagen im Kasten.
Dafür gibt es aber auch häufig positive Überraschungen. „Manchmal kommt man unverhofft zu Kundenkontakten, die eigentlich auf den ersten Blick nicht direkt in der eigenen Zielgruppe liegen – aber uns dann total begeistern“, sagt Katamay. Besonders unter etablierten und alteingesessenen Unternehmen sei der Mut zur Innovation und Kreativität oft größer, als anfänglich gedacht.
lasgafas.at
gefragt.
LUZI KATAMAY
Wie kann ein Werbefilm Emotionen wecken und aufmerksam machen?
Generell sollte man in der Werbung Oberflächlichkeiten und zu starke Klischees vermeiden. Mittlerweile durchschaut es das Publikum, wenn die Werbung nicht ehrlich ist. Ein guter Zugang: innovativ denken, über den Tellerrand schauen. Wirbt man für Produkte wie etwa Versicherungen, kann zu viel Humor aber ein Schuss nach hinten sein.
Wie kann das Image eines Unternehmens, einer Marke im Film transportiert werden?
Die Zeiten, in denen man jedes Produkt mit einem freundlichen Gesicht verkaufen kann, sind vorbei. Besonders bei Image- und Werbefilmen ist Ehrlichkeit essentiell.
Was haltet ihr davon, wenn die Unternehmer selbst im Film präsent sind?
Prinzipiell eine gute Idee, weil es Kundennähe vermittelt. Wenn ein Unternehmer sein eigenes Gesicht herleiht kann das nur positiv für das Produkt oder die Marke sprechen. Schwierig wird es nur, wenn zum Gesicht auch die Sprache kommt. Dazu ist nicht jeder geschult.
Was unterscheidet einen Werbeclip für Facebook von einem klassischen Fernsehwerbespot? Wie anders muss dieser sein?
Facebook ist etwas komplett anderes als Fernsehwerbung. Der Vorteil ist der, dass man mehr Möglichkeiten hat: beispielsweise einen Blick hinter die Kulissen, das ist interessant für die Leute. Das Gefährliche ist aber die Quantität. Wenn man sich entscheidet, auf Facebook audiovisuelle Inhalte zu verwenden, reicht nicht einmal im Jahr. Die Masse ist da relativ gierig – es sollte in einem regelmässigen Rhythmus nachproduziert werden.