Farben und Lacke, Sanitärbedarf, Öle oder auch Fruchtsäfte – in der Umschlagshalle des Logistikunternehmens Dachser in Hörsching werden Waren aus den verschiedensten Branchen in die ganze Welt transportiert. Weil die drei Außenlager rund um Linz aus allen Nähten platzen, werden aktuell am Standort Hörsching rund zehn Millionen Euro in ein neues, hochmodernes Warehouse investiert. „Wir haben hier genug Erweiterungsflächen nach Norden und Süden und sparen uns zukünftig Transporte zur Umschlagshalle“, sagt Niederlassungsleiter Michael Rauhofer über das rund 18.000 Palettenstellplätze fassende Warehouse. 2017 soll die neue Anlage mit knapp 30 neuen Mitarbeitern in Betrieb genommen werden. Aktuell arbeiten 149 Mitarbeiter in der Dachser-Niederlassung in Hörsching, es ist der größte Kontraktlogistik-Standort in Österreich des deutschen Logistikunternehmens mit Sitz in Kempten im Allgäu. Das Unternehmen hat weltweit 428 Standorte und erwirtschaftete mit über 26.500 Mitarbeitern im Jahr 2015 einen Umsatz von 5,6 Milliarden Euro. Bedient werden die Bereiche Landverkehr und See- und Luftfahrt, außerdem bietet Dachser Kontraktlogistikdienstleistungen an. Dachser-Austria machte im vergangenem Geschäftsjahr 160 Millionen Euro Umsatz an seinen elf Standorten mit knapp 500 Mitarbeitern.
Die Digitalisierung und die damit einhergehenden Online-Einkäufe erhöhen die Anforderungen an die Logistikunternehmen. Der Bedarf an Infrastruktur und Güterverkehr steigt. Das Transportwesen veränderte sich immer wieder grundlegend. Bei der Logistik 4.0 gehe es um einen intensiven firmenübergreifenden Datenaustausch. „Dachser hat einen sehr hohen IT-Standard und ist damit für die Zukunft bestens vorbereitet“, so Rauhofer über ein in ganz Europa firmenintern gleiches System. Die Scannung der Waren erfolgt überall mit demselben Gerät, die Sendungen können weltweit verfolgt werden. Kleinere Unternehmen, die in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Partnern zusammenarbeiten, würden sich da schwerer tun. Wenn alle am Logistikprozess Beteiligten die Daten nützen können, ist eine bessere Planung von Transporten möglich. „Je früher wir die Informationen über den Transport bekommen, desto besser können wir planen.“
Vernetzung mit Kunden
So bekomme im Optimalfall etwa der Logistikdienstleister eine Information vom Warenwirtschaftssystem des Kunden, wenn dieser beim Kommissionieren in Verzug gerät und könne rechtzeitig die Verkehrs- und Verladepläne anpassen. Weiters könne der Logistikdienstleister mit aktuellen Kundendaten etwa die Entwicklung des Wetters und des Frachtmarktes beobachten. Doch auch wenn dies alles mit der IT von Dachser bereits möglich wäre, gebe es die vollständige Vernetzung mit den Kunden häufig noch nicht. „Insgesamt geht es darum, gemeinsam die komplette Lieferkette zu durchleuchten, Ineffizienzen zu identifizieren, Prozesse zu verschlanken bzw. überhaupt erst messbar zu machen. Dafür braucht es natürlich Vertrauen und Offenheit zwischen Logistikdienstleister und Kunden“, sagt Rauhofer.
Intensive Forschung
Bei Dachser forscht man intensiv daran, die Logistik 4.0 weiterzuentwickeln. Es wurde das Strategieprogramm „Idea2Net“ entwickelt, in dem die Mitarbeiter ihre Ideen einbringen können. Als Jobkiller sieht Rauhofer die Digitalisierung nicht. Die IT unterstütze die menschliche Arbeit, könne aber nicht alle Schritte vollständig ersetzen. Es werde auch in Zukunft nicht ausschließlich vollautomatisierte Arbeitsprozesse bei Dachser geben. Die eigene persönliche Anpassung und Qualifizierung im Umgang mit neuen Technologien werde zu einer Kernanforderung des künftigen Arbeitslebens werden.
Transportwege unterirdisch oder per Luft?
Der Weg nach oben und der Weg nach unten ist ein und derselbe, meinte bereits Philosoph Heraklit, der um 500 vor Christus lebte. Welche der beiden Richtungen die Logistik 4.0 in Zukunft einschlagen wird, steht noch in den Sternen. Greift man auf das Erfolgssystem der Antike zurück, so wird man der Kanalisation ähnliche Transportwege in der Unterwelt benutzen. Der Weg in den Lüften hingegen könnte mit Drohnen erschlossen werden. Während in Städten Drohnen vermutlich nur sehr eilige Fracht zustellen würden, wären die CargoCaps eine Lösung für den regionalen Gütertransport in Großstädten und Ballungsräumen, so CargoCaps-Geschäftsführer Dietrich Stein. Die beiden Systeme seien nicht wirklich vergleichbar, könnten sich aber eventuell ergänzen.
Cargocaps
CargoCap ist ein automatisiertes Transportsystem für Fracht, das an der Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Dietrich Stein zwischen 1998 und 2002 entworfen wurde und mittlerweile einsatzbereit wäre. Das System sei bis jetzt aber noch nicht im Einsatz, weil das Interesse vieler Lobbyisten in der Wirtschaft und der Mut der Politik zur Veränderung fehlen.
Fakten_ 2 Europaletten, 2 Meter Durchmesser, Antrieb durch individuell „intelligente“ Systeme mit einer Geschwindigkeit von rund 36 km/h
Haupteinsatzgebiete_ regionale Gütertransporte in Großstädten und Ballungsräumen
Vorteile_ Transportverkehr erfolgt schnell und ungeachtet der Witterungsverhältnisse und des Verkehrs, umweltfreundlich ohne fossile Energieträger, flächensparend, weniger Verkehrsbelastung in den Ballungszentren, Verringerung des Unfallrisikos und Lärmreduktion auf den Straßen
Umsetzung_ Das CargoCap-Rohrleitungsnetz könne unterirdisch entlang von Straßen, Bahnen oder anderen Versorgungsleitungen verlegt werden. Mithilfe eines computergesteuerten Bohrkopfs wäre es möglich täglich bis zu 20 Meter zu erschließen.
Drohnen
Werden Drohnen, eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, in Zukunft unser Logistik-System beherrschen? Einige Logistikunternehmen wie Amazon, Google, die Deutsche Post oder United Parcel Service haben bereits Versuche gestartet.
Fakten_ Drohnen werden seit einiger Zeit vor allem im Logistik-Nahbereich getestet. Relevant sind dabei der innerbetriebliche und außerbetriebliche Transport.
Haupteinsatzgebiete_ Inseln und Gebiete ohne Allwetterstraßen, ländliche und schwer zugängliche Gebiete
Vorteile_ nachhaltig, Steigerung von Effizienz und Effektivität, schneller Transport von Gütern und Waren (z.B. lebensrettend bei Medikamenten und Organen), Erreichbarkeit von schwer zugänglichen Gebieten, Verringerung von Stau und Smog durch die teilweise Verlagerung des Verkehrs in die Luft
Umsetzung_ vieles derzeit noch unklar, Transport von Waren mit maximal bis zu, 2,5 kg über Strecken bis zu 16 km möglich, kostspielig, einzelne Fluggenehmigungen notwendig