Mit ihrem jungen IT-Unternehmen Prologics entwickeln Roland Hemmelmayr und Robert Hutter Programme, die effizientere Arbeitsabläufe in Betrieben ermöglichen. Innerhalb kurzer Zeit ist es den beiden gelungen, zahlreiche Großkunden zu überzeugen.
Obwohl sie sich seit den 80er-Jahren kaum weiterentwickelt haben, gelten sie nach wie vor im Berufsleben als wichtigster Dienst des Internets: e-Mails. Noch. Denn wenn es nach Robert Hutter geht, sind sie bald überholt. Der 32-Jährige sitzt im Prologics-Konferenzzimmer in der Linzer Hafenstraße, lehnt sich zurück und lächelt selbstbewusst. „Wenn ein Angestellter in vier Jahren einen Arbeitsauftrag bekommt, soll er dafür nicht mehr seinen e-Mail-Account aktualisieren müssen, sondern die Anweisungen in unserem Programm FireStart erhalten. Dann waren wir erfolgreich“. Der (ebenfalls nicht ganz ernst gemeinte) Zusatz: Wenn nicht vier, dann dauert es eben fünf Jahre.
Hutter wird wieder ernst: „Natürlich wird unsere Software e-Mails nie ganz ersetzen“. In der heutigen Zeit wird allerdings in immer mehr und komplizierteren Systemen gearbeitet, Informationen werden komplexer, die richtige Vermittlung der Daten schwieriger. Programme wie FireStart bringen strukturierte und unstrukturierte Informationen in ein Raster, damit sie der Benutzer besser abrufen kann. Beispiel Eingangsrechnungsprüfung ohne FireStart: Die Rechnung kommt an, der zuständige Projektleiter bekommt aber keine Verständigung – erst bei der Budgetplanung am Monatsende fällt sie auf. Der Betrag muss nachträglich eingeplant und im Kunden-Managementsystem händisch eingetippt werden. Für die Rechnungsfreigabe wird ein e-Mail an die Buchhaltung geschrieben, die dort wiederum bearbeitet werden muss.
Mit FireStart funktioniert das unkomplizierter. Die Rechnung wird automatisch in den Genehmigungslauf übernommen mit korrekten Metadaten wie Kundennummer und Projektnummer aus dem Kunden-Managementsystem versehen. Das Programm fordert eine Freigabe vom Projektleiter, der gibt die Daten dafür in ein Aufgabenformular ein. FireStart synchronisiert die Daten, die Zahlung wird getätigt. Zum Abschluss schickt das Programm eine e-Mail an den Kunden und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit. Das funktioniert (fast) alles automatisch und spart nicht nur Zeit, sondern auch Kapazitäten.
Überzeugen
Zusammengearbeitet haben Hutter und Hemmelmayr schon seit ihrer frühesten Kindheit – wenn auch damals mit Spielzeugbaggern und Schaufeln. „Wir waren Sandkistenfreunde und kennen uns seit vielen Jahren“, erklärt Hutter. Er studiert später in Hagenberg, 2006 entwerfen sie für ein Projekt zum Thema Prozessoptimierung eine Software. Damals erkennen die beiden, dass in diesem Bereich viel Potential liegt. Sie schließen ihr Know-How zusammen, Hutter kümmert sich um den kaufmännischen Teil, Hemmelmayr nutzt sein umfassendes IT-Wissen und leitet das Entwicklerteam. Anfang 2010 erscheint die erste Produktreihe. „Mit der ist es uns in kurzer Zeit nach Marktstart gelungen, zahlreiche Firmen am österreichischen Markt zu gewinnen, von Kleinstunternehmen bis hin zu Großkonzernen“, erläutert Hutter. Als müsste er seine Aussage untermauern, deutet er auf ein gewaltiges Manner-Regal, gefüllt mit Rum-Kokos-Schokolade und anderen Süßigkeiten. „Wir arbeiten unter anderem mit Manner zusammen. Solange wir solche Geschenke von unseren Kunden bekommen, wissen wir, dass wir eine gute Arbeit machen, auch ohne Kundenzufriedenheitsumfrage“, sagt er und lacht. Auch andere namhafte Unternehmen wie etwa PayLife oder Fernwärme Wien nutzen die Software von Prologics. Als Ende 2011 die erste Generation am Markt positioniert ist, investiert nicht nur die Raiffeisen KMU Beteiligungs AG. Auch Gelder aus dem oberösterreichischen Hightechfonds stehen Prologics zur Verfügung, um die Internationalisierung der Software rasch voranzutreiben. Insgesamt gibt es zu der Zeit rund 80 Antragssteller, aber einzig Hutter und Hemmelmayr konnten mit ihrer Idee überzeugen.
Entwickeln statt Kopieren
Auch international machte das Unternehmen bereits auf sich aufmerksam. Auf einer Microsoft-Messe in Dublin darf Prologics als eines von zwei europäischen Unternehmen seine Produkte präsentieren und wird als Partner des Software-Riesen vorgestellt. Beim BPM Tool Masters in Wien treten Hersteller von Produktmanagement-Tools gegeneinander an, Prologics erreicht aus dem Stand den Gesamtsieg und gewinnt auch in den Teilkategorien „Usability“ und „Workflow“. „Da haben wir uns gegen etablierte Mitbewerber durchgesetzt, die seit 15 Jahren am Markt sind, unter anderem gegen ein Schweizer Unternehmen, das mehr als 500 Mitarbeiter hat. Die waren ganz schön überrascht“, sagt Hutter. Zum Vergleich: Bei Prologics arbeiten derzeit etwa 25 Personen, in den nächsten zwei bis drei Jahren sollen aber weitere 15 dazukommen. Wo liegt das Rezept für diesen Erfolg? „Wir kopieren nicht, sondern machen sehr viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit, arbeiten an eigenen Konzepten“, sagt Hutter. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Benutzerfreundlichkeit. „Das Auge isst mit, das gilt auch für Softwareprodukte. Wir sind eine der wenigen Anbieter am Markt, die auf intuitive Benutzerführung großen Wert legt. Dadurch sind die Produkte ohne großen Schulungsaufwand schnell beim Kunden einsatzbereit“, erklärt der CEO. 2013 soll der Markteinstieg in der Schweiz und in Deutschland erfolgen, 2014 dann weltweit.
Es gibt nicht nur Freunde von effizienteren Arbeitsabläufen, stellen die beiden Gründer immer wieder fest. Etwa kürzlich bei einer Schulung, als ein Mitarbeiter eines wichtigen Kunden feststellte: „Durch das Programm kriegt man ja ständig Aufgaben“. Ein Bürokollege antwortete ihm: „Das ist auch gut so. So sieht unser Chef, wie viel wir arbeiten. Es bleiben keine Aufgaben mehr liegen und Kompetenzen sind klar aufgeteilt._
Standort_ Linz, Hafenstraße 47-51
Mitarbeiter_ etwa 25
Referenzen_ Manner, Rail Cargo, Fernwärme Wien