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Wie viel Heimat steckt in Autos?

Für manche ist es einfach ein Gebrauchsgegenstand. Für andere ein Objekt der Begierde, ein Symbol für Freiheit, eine Innovation in greifbarer Form. Und wer in Frankfurt die internationale Automobil-Ausstellung (IAA) besucht, der sieht, dass das alles zwar stimmt. Dass Autos aber vor allem auch eines sind: ein Wachstumsmotor für die Wirtschaft. Auch für Oberösterreichs Wirtschaft. Denn als Zugpferd der deutschen Wirtschaft bietet die Automotivindustrie ein großes Exportpotenzial für heimische Zulieferer.

In der Halle von BMW flitzen fast lautlos die neuen i3 durch die gigantische Messehalle. Bei Audi erzählt ein Mitarbeiter stolz höchst fachkundig über den technischen Fortschritt der LED-Scheinwerfer. Kurz denke ich, er selbst sei der Erfinder. Aber bald wird klar, dass hier alle völlig infiziert sind von der Marke. Bei Mercedes reiht sich ein neu- es Design ans andere. Die Hostessen sind hier etwas älter als jene bei Audi und BMW. Die Autos sehen aber jünger aus als je zuvor. Was zugegeben nicht besonders schwierig ist. Aber dennoch ein deutliches Zeichen. Geballter kann Innovation nicht präsentiert werden als hier auf der IAA in Frankfurt.

Wachstumsmotor Automotivbranche

Eben noch gemeinsam mit einer Delegation unter der Leitung von Wirtschaftslandesrat Michael Strugl in aller Ruhe vom Linzer Flughafen gestartet (was man auch einmal als positiv hervorheben muss – denn bitte was hat man als Geschäftsreisender davon, wenn die Gate-Nummer länger ist als die Kreditkartennummer?), herrscht hier in Frankfurt ein anderes reges Treiben. Was sicher auch ein bisschen am Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel liegt. Bei ihrer Eröffnungsrede lobt sie die Automobilindustrie als tragende Säule der Volkswirtschaft und blickt mit Zuversicht und Freude in die Zukunft. Das meiste Aufsehen erregen aber dann doch die vielen Innovationen, die man auf vier Rädern bestaunen kann. Willkommen Zukunft. Wobei Zukunft nicht nur Elektromobilität bedeutet. Denn was nach perfektem Umweltschutz klingt, sei oft einfach nur ein Verschieben der Emissionen. „Die ökologische Bilanz von Elektromotoren ist grottenschlecht – man bringt damit zwar den Dreck aus der Innenstadt, verlagert ihn aber auf andere Teile der Erde. Weil dieser Strom ja auch erzeugt werden muss“, ist Rudolf Mark, Bei- ratssprecher des Automobil-Clusters Oberösterreich, überzeugt. Der Ver- brennungsmotor sei also noch lange nicht ausgebrannt. Ziel sei es aber nun, den Verbrauch so gut wie möglich zu reduzieren. Das gelingt zum Beispiel mit Leichtbauteilen – welche auch in Oberösterreich entwickelt und produziert werden. „Jeder Automobilher- steller sucht das Thema Leichtbau. Da kommen wir zum Zug – wir verarbeiten Kunststoffe an vorderster Front. Wir ersetzen Metallteile im Motorraum und im Strukturbau. Kunststoffteile außen waren sowieso schon immer unser The- ma. Unser größtes Innovationspotential ist im Motorraum aber auch im Fahrzeuggestell“, sagt Alice Godderidge vom Autozulieferer Polytec, der sich mit seinem Stand auf der Messe zwar nicht die größten Aufträge erwartet, aber präsent sein möchte, um bestehenden Kunden die gesamte Produktpalette vor Augen zu führen. Nachdem der Leicht- bau sowohl beim Elektroauto als auch beim konventionellen Auto zum Einsatz kommt, blickt das Hörschinger Unter- nehmen gelassen in die Zukunft. Auch der Konkurrenzdruck von Billiglohnlän- dern bereitet keine zu großen Sorgen. „Wir punkten mit Know-how und Kun- denbindung. Unsere Kunden kaufen ja nicht irgendein Produkt von der Stange – wir liefern eine Lösung und damit die ganze Betreuung mit. Da ist ein An- sprechpartner aus Oberösterreich und die Fertigung in unserem Land durch- aus rechtfertigbar.“

Die Chancen für die österreichischen Automobilzulieferer bestünden darin, das hervorragende Image – nämlich innovative Unternehmer mit technischem Know-how – zu nutzen und Lösungen für die neuen technologischen und strategischen Herausforderungen wie Leichtbau, E-Mobilität und Fahrzeugsi- cherheit, zu erarbeiten, sagt Strugl und blickt optimistisch in die Zukunft. Damit diese Innovationen überhaupt entste- hen können, dazu trägt des oberöster- reichische Cluster einen wesentlichen Teil bei: „Wir sind aktiver Projektinitiator. Wenn wir mitbekommen, dass ein Thema mehrere Unternehmen beschäftigt, dann ist es unsere Aufgabe, eine

Möglichkeit zu finden, dass nicht jeder für sich, sondern dass man gemeinsam daran arbeitet“, erklärt Clusterland- Geschäftsführer Werner Pamminger. Das äußere sich in firmenübergreifenden Innovationsprojekten, durch die ein Mehr an Wissen, Ideen und Know-how auf den Tisch komme und zum anderen auch den Vorteil von geringeren Kosten mit sich bringe.

Qualitätsvorteil

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, kommt es aber natürlich auch auf die Kosten an. „Dem Kostendruck begegne ich am besten, wenn ich den Kunden sparen helfe. Innovationen machen das möglich“, so Norbert Schrüfer, Vorsit- zender der Fachvertreter der Fahrzeug- industrie der WKO Oberösterreich. Er ist überzeugt, dass die Automobilkon- zerne Oberösterreichs Intelligenz brau- chen. Gleichzeitig plädiert er für eine höhere Flexibilisierung: „Wir müssen dann produzieren, wenn die Aufträge eingehen.“ Strugl will außerdem alles unternehmen, dass die heimischen Unternehmen auch im Bereich Lohnstückkosten im internationalen Vergleich mithalten können. Nach einigen Stunden am Messegelän-de wird die Sehnsucht nach einem Motorantrieb immer größer. Was vor allem auch daran liegt, dass man ganz ohne PS unzählige Kilometer zurückgelegt hat. Mittlerweile sind wir bei VW angekommen – auch hier glitzert und glänzt alles. Und dazu trägt auch das mittelständische Unternehmen Ulbrichts Witwe in Schwanenstadt Wesentliches bei. „Wir liefern die Logos für Kühler und Heckklappengriffe für den Volkswagenkonzern“, erklärt Vertriebsleiter Martin Raffelsberger. „Natürlich werden wir bei den Verkaufspreisen mit Billiglohnländern verglichen – den Nachteil können wir aber mit besserer Technik kompensieren.“

Es stecken also viele Teile „Made in Upper Austria“ in den Autos der Gegenwart und Zukunft. Floriert der deutsche Automobilexport, so können sich auch unsere oberösterreichischen Zuliefe- rer über volle Auftragsbücher freuen“, sagt Strugl. Gut so. Während also in Deutschland die Motoren brummen, lassen wir in Oberösterreich die Köpfe rauchen._

OÖ-Zuliefererbranche in Zahlen

Die abgesetzte Produktion der oö. Fahrzeugindustrie lag 2012 bei 6,6 Milliarden Euro. Trotz schwierigem internationalen Umfeld konnte damit das Rekordergebnis von 2011 fast wieder erreicht werden.

12.000 Mitarbeiter waren im ersten Quartal 2013 in der heimischen Fahrzeugindustrie beschäftigt – das ist die höchste Beschäftigung seit 2008.

Rund 90 Prozent der hergestellten Produkte werden auf den Exportmärkten – vorwiegend im EU-Raum mit Schwerpunkt Deutschland – abgesetzt.

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