Gebäude gehören zu den größten CO2-Treibern, tragen zur Bodenversiegelung bei und verbrauchen etwa ein Drittel des weltweiten Energieverbrauchs. Ist nachhaltiges Bauen überhaupt möglich? Und wie lassen sich die Auswirkungen auf die Umwelt minimieren?
Die Nutzungsdauer von Gebäuden zu verlängern, ist ein Teil des Geschäftsmodells von Internorm – der Türen- und Fensterhersteller kümmert sich auch um thermische Sanierungen von Gebäuden. „Wir haben einen gewaltigen Altbestand an Gebäuden, und der wird sträflich noch älter gemacht, indem man die Pflege vernachlässigt“, sagt Geschäftsführer Christian Klinger. Drei Viertel der Gebäude in Österreich wurden vor 1990 errichtet, aus energetischer Sicht sind davon mehr als 60 Prozent sanierungsbedürftig, rechnet er vor. „Das sind insgesamt fast 50 Prozent der Gebäude in Österreich, durch die mehr Energie verloren geht als nötig“, sagt Klinger. 2030 muss Österreich für jede Tonne von zu viel produziertem CO2 teure KohlenstoffZertifikate kaufen – das ist in Verträgen mit der EU festgelegt. Aus heutiger Sicht kommen da etwa acht bis zehn Milliarden Euro Strafzahlungen auf Österreich zu, schätzt Klinger. Angesichts dessen versteht er nicht, warum thermische Sanierung nicht stärker gefördert wird und fordert – nicht ganz uneigennützig – stärkere staatliche Anreize. „Bis 2021 sind nur 20 Millionen Euro Förderungen für thermische Sanierungen veranschlagt – dem gegenüber stehen diese gewaltigen Strafzahlungen, für uns steht das in keiner Relation“, sagt er. „Thermische Sanierung hat neben Verkehr das größte CO2-Einsparungspotential, und in dem Bereich ist noch wenig passiert“, sagt er.
„Thema Überhitzung völlig unterschätzt“
Insgesamt sei es jetzt an der Zeit, den Klima- und Umweltschutz anzugehen. Das Argument vieler, der Einfluss Europas sei ohnehin begrenzt, lässt er nicht gelten. „Ihren Ursprung haben die jetzigen Probleme in der industriellen Revolution, die bekanntlich in Europa begonnen hat und dann nach Nordamerika und schließlich auf die restliche Welt übergeschwappt ist“, sagt er. Da mit dem Finger auf andere zu zeigen, sei scheinheilig. Klinger: „Der einzigen, den man wirklich verändern kann, ist man selbst“. Europa könne durch innovative Produkte und Technologien eine Vorreiterrolle spielen und so anderen Regionen vorzeigen, wie es funktionieren kann. Für manche ist das nachhaltigste Haus eines, das nicht gebaut wird – Klinger hält davon naturgemäß nichts. „Wenn wir akzeptieren, dass wir nicht in einem Zelt oder in einer Scheune wohnen wollen, sondern Wohnraum brauchen, dann müssen wir uns genau ansehen, mit welchen Anreizen wir die negativen Auswirkungen verringern“, sagt er. Internorm bereitet sich auf die Auswirkungen der Klimakrise bereits seit längerem vor. „Das Thema der Überhitzung im Sommer wird unserer Meinung nach völlig unterschätzt, wir denken, dass mittelfristig mehr Geld in Sanierung gesteckt wird, um sommerliche Hitze in den Griff zu bekommen, als für Sanierung, um den Energieverlust durch Heizung zu verringern“, sagt Klinger. Für beide Fälle seien unterschiedliche Maßnahmen wichtig. „Es reicht nicht, nur eine Wand zu isolieren, wichtig ist etwa auch der Sonnenschutz und die Architektur“, erklärt er. Viele Gebäude in Österreich hätten eine sehr schlechte Wärmedämmung – ein Problem, mit dem wir uns bisher nicht so stark beschäftigen mussten. Klinger selbst wohnt etwa in einer neuen Eigentumswohnung. „Ich hab‘ immer gesagt, dass ich mir keine Klimaanlage kaufen will, weil ich das nicht für ökologisch halte, nach drei heißen Sommern ist mir nichts anderes übrig geblieben – meine Kinder wollten mich nicht mehr besuchen, weil ihnen die Hitze zu viel war“, sagt Klinger. In Zukunft werde der Energiebedarf in Österreich im Sommer weiter ansteigen. „Und das in Zeiten, in denen die Flüsse weniger Wasser führen und Wasserkraftwerke weniger Leistung erzeugen – da müssen wir möglicherweise wieder stärker auf andere, weniger nachhaltige Energieformen zurückgreifen.“