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Investieren als Krisenstrategie

Die Coronakrise hat die Wirtschaft getroffen. Das komplette Ausmaß der Folgen ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht zu beziffern. Fest steht, dass die Pandemie noch lange Zeit nachwirken wird und die Zukunft mehr Fragen als Antworten bereithält. Für einen Industriestandort wie Oberösterreich ist es jedoch jetzt besonders wichtig, in Technologien zu investieren, um sich langfristig nicht selbst seiner Existenzgrundlage zu berauben.

Der Wohlstand einer Bevölkerung kann nur durch einen wettbewerbsfähigen Standort sichergestellt werden – Forschung und Innovation sind dabei tragende Säulen. Das wissen auch die oberösterreichischen Unternehmen: 1,73 Milliarden Euro stecken sie laut Statistik Austria in Forschung und Entwicklung. In Summe entspricht das in etwa drei Vierteln der F&E-Gesamtausgaben des Bundeslandes. Es sind also die Unternehmen, die die zentralen Forschungsaktivitäten finanzieren. Eine aktuelle Umfrage der Sparte Industrie der WKOÖ zeigt, dass die Betriebe nun coronabedingt auf die Finanzierungsbremse steigen. „Die oberösterreichischen Unternehmen investieren viel in die Entwicklung neuer Technologien, daher stellt eine wirtschaftsnahe Forschungsförderung einen großen Hebel dar“, fordert Stephan Kubinger, Obmann-Stellvertreter der Sparte Industrie der WKOÖ, eine Unterstützung der Regierung. Im Februar dieses Jahres wollten noch 45 Prozent der befragten Unternehmen ihre F&E-Ausgaben steigern, im Juni waren es nur mehr 18 Prozent. Die Industriebetriebe sind also vorsichtiger geworden. Immerhin sind es noch 60 Prozent, die das Niveau ihrer Forschungsausgaben im Vergleich zum Vorjahr aufrechterhalten wollen. Im Umkehrschluss bleibt dennoch ein gutes Fünftel übrig, das seine Finanzierungsaktivitäten reduzieren wird. „Für die Wirtschaftspolitik gilt es daher, dieser Dynamik entgegenzuwirken und entsprechende Maßnahmen zu setzen“, bekräftigt Martin Bergsmann, Technologiesprecher der Sparte Industrie der WKOÖ. Martin Bergsmann erklärt, wieso eine Technologieoffensive der richtige Weg aus der Krise ist.

Von den 45 Prozent der Unternehmen, die zu Jahresbeginn ihre F&E-Ausgaben steigern wollten, sind nur noch 18 Prozent übrig geblieben. Was bedeutet diese Entwicklung für den Standort Oberösterreich?

BergsmannIch gehe nicht davon aus, dass es sich dabei um eine langfristige Entwicklung handelt. Aufgrund der Krise sind die Unternehmen vorsichtiger geworden und haben geplante Projekte auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Wenn das längerfristig so bleiben würde, wäre das natürlich nicht gut, aber wir rechnen damit, dass die Forschungsaktivitäten in absehbarer Zeit wieder steigen werden. Die oberösterreichischen Industriebetriebe sind die Forschungstreiber in unserem Bundesland. Das Bewusstsein für den Stellenwert von F&E hat auch die Krise nicht geändert.

Warum sollten Unternehmen ausgerechnet jetzt verstärkt in die Zukunft investieren, wenn die Zukunft so ungewiss ist?

BergsmannNach jedem Tief kommt wieder ein Hoch. Und dieses Hoch beinhaltet viele Chancen. Eine Krise ändert immer auch die Rahmenbedingungen. Deshalb muss man jetzt investieren, um neue Produkte auf den Markt zu bringen, wenn die Wirtschaft wieder anzieht – und das wird sie. Auch vergangene Krisen haben gezeigt, dass Sparten, die während einer Krise investieren, stärker zurückkommen.

Was sind die zwei wichtigsten Forderungen, die Sie an die Politik stellen?

BergsmannUnsere kurzfristige Forderung ist die zeitlich befristete Erhöhung der Forschungsprämie von 14 auf 20 Prozent für 2020/2021. Das wäre ein Antrieb, der die aktuellen Forschungsprojekte wieder ins Laufen bringen würde. Und langfristig gesehen muss auf jeden Fall die Bürokratie in den Antragsverfahren für Forschungsförderungen minimiert werden. In unserer Umfrage fordern das auch 95 Prozent der Betriebe. Das Einbringen der Anträge ist viel zu aufwendig und muss effizienter gestaltet werden._

„Die Krise bietet viele Chancen. Mit Investitionen in Forschung und Entwicklung werden
wir sie nutzen.“

Martin Bergsmann Technologiesprecher, Sparte Industrie WKOÖ

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