×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

„Wir stoppen keine Investitionen“

Lange Zeit galt das BMW-Werk in Steyr als reiner Dieselstandort. Das weltweit größte Motorenwerk der BMW Group befindet sich aber inmitten eines Transformationsprozesses. Erst kürzlich wurde eine neue Montagelinie zur Produktion von Benzinmotoren in Betrieb genommen. „Die BMW Group war immer gut damit beraten, antizyklisch zu investieren“, sagt Geschäftsführer Alexander Susanek. „Bei uns ist der Trend trotz Corona stabil.“

Eine Investition von 102 Millionen Euro für die Produktion von 4- und 6-Zylinder-Benzinmotoren ist ein Statement. Welche Rolle nimmt der „Benziner“ bei den Antriebsformen der Zukunft ein?

SUSANEKDie Nachfrage nach Benzinmotoren steigt in den letzten Jahren kontinuierlich an. Das hat zwei Gründe: Zum einen werden Plug-in-Hybride immer beliebter. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen wird. Zum anderen gibt es eine generelle Verschiebung weg vom Diesel- hin zum Benzinmotor. Mit unserem neuen Montageband reagieren wir auf diese Entwicklungen: Wir erhöhen unsere Kapazität für die Benzinmotoren der Plug-in-Hybride und reduzieren damit die Abhängigkeit vom Diesel in unserem Werk. Der Dieselmotor wird aber auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen – das ist der effizienteste Verbrennungsantrieb.

Können Sie diese Entwicklung mit Unternehmenszahlen untermauern?

SUSANEKWir haben im Jahr 2019 rund 700.000 Benzinmotoren und 530.000 Dieselmotoren am Standort Steyr produziert. Der Anteil an Benzinmotoren liegt bei uns also schon fast bei 60 Prozent – und der Trend setzt sich weiter fort. In unserer Branche muss man rechtzeitig reagieren. So eine große Investition kann nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Es ist wichtig, vorausschauend zu agieren. Durch das neue Montageband können wir jetzt sehr flexibel auf Änderungen der Nachfrage reagieren und die Auslastung zwischen Diesel- und Benzinmotoren gut variieren.

Am Standort in Steyr werden alle Dieselmotoren des Konzerns entwickelt. Was bedeutet die Verschiebung der Nachfrage für Ihre Mitarbeiter?

SUSANEKWie gesagt: Wir setzen auch weiterhin auf den Diesel. Einerseits erfreut er sich in Teilbereichen immer noch guter Nachfrage und andererseits brauchen wir ihn, um die sich ständig verschärfenden Abgasvorschriften einhalten zu können. Dieselmotoren werden daher nicht nur weiterhin produziert, sondern auch weiterentwickelt. Erst in diesem Jahr haben wir eine neue Generation auf den Weg gebracht, die um über neun Prozent effizienter ist und den CO2-Ausstoß sowie den Verbrauch gegenüber dem Vorgängermodell reduziert. Damit leisten Dieselmotoren nach wie vor einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes der gesamten Flotte. Gleichzeitig ist aber wichtig, auch auf die Veränderung zu reagieren. Wir haben 700 Entwickler am Standort. Ungefähr zehn Prozent davon sind heute schon mit Umfängen der Elektromobilität betraut. Das betrifft die Auslegung von Kühlkreisläufen, die Fahrzeugakustik und die Entwicklung verschiedener Komponenten für den Ladevorgang.

Sie haben auch in die Erweiterung der Produktion von Gehäusen für E-Antriebe investiert. Welche E-Projekte sind noch geplant?

SUSANEKDer Wandel in der Automobilbranche ist natürlich ein riesiges Thema. Für unser Werk war es wichtig, mit der Gehäusefertigung für die neueste Generation der E-Antriebe einen ersten Schritt in Richtung Elektromobilität zu machen. Alleine heuer wurden 25,7 Millionen Euro in eine Kapazitätserweiterung investiert. Und natürlich werden wir uns jetzt sehr intensiv um weitere Umfänge im Bereich der E-Mobilität bewerben. Diese Entscheidungen werden im Konzern zentral gesteuert getroffen – das ist auch richtig so. Aber für mich ist klar: Wir werden uns sehr aktiv um zusätzliche Projekte bemühen und stellen uns hier dem internen und externen Wettbewerb.

BMW spricht davon, die Zukunft des Antriebs „aktiv mitzugestalten“. Wie würde die Zukunft des Antriebs aussehen, wenn BMW alleine gestalten könnte?

SUSANEKDas können wir nicht. Wir sind eingebettet in den Rahmen der Gesetzgeber und orientieren uns an dem, was unsere Kunden von uns erwarten. „Power of choice“ heißt unsere Strategie. Alle Antriebsarten werden in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen und parallel existieren. Ein erstes Modell, bei dem wir das nun realisiert haben, ist unser BMW X3.

Außerdem bilden wir diese Strategie auch in unserer Produktionsinfrastruktur ab – Fahrzeuge unterschiedlichster Antriebsarten können auf einer Montagelinie produziert werden. Damit gehen wir einen anderen Weg als manche unserer Mitbewerber, die sehr stark nur auf elektrische Antriebe setzen. Inwiefern in den nächsten Jahren auch weitere Antriebsarten, wie die Brennstoffzelle, ins Portfolio aufgenommen werden, ist noch nicht final geklärt.

Was bedeutet der zweite Lockdown für das BMW Group Werk Steyr – auch in Bezug auf die getätigten Investitionen?

SUSANEKNachdem es gerade im zweiten Quartal zu massiven Nachfrageeinbrüchen gekommen ist, haben wir über den Sommer hinweg eine Erholung unserer Nachfrage erlebt. Natürlich muss beobachtet werden, wie sich die verschiedenen Lockdowns auf unsere relevanten Märkte auswirken. Aber die Investitionen sind langfristig angelegt und orientieren sich nicht an kurzfristigen Nachfrageschwankungen. Der Wandel in der Automobilindustrie ist in vollem Gange, der wird nicht durch Corona gestoppt. Die BMW Group war immer gut damit beraten, antizyklisch zu investieren. Wir müssen uns jetzt vorbereiten, damit wir Kapazitäten für die nächsten Jahre haben, und stoppen keine Investitionen, die für unsere zukünftige Entwicklung wichtig sind.

Die Investitionen sind zwar langfristig angelegt, aber auch die wirtschaftlichen Folgen der Krise werden nicht nur kurzfristig sein.

SUSANEKNatürlich werden die Folgen über mehrere Jahre spürbar sein. Aber die technologischen Veränderungen finden trotzdem statt. Der Trend zu mehr elektrifizierten Fahrzeugen ist trotz Corona stabil – und damit auch die steigende Nachfrage nach Hybrid-Modellen sowie Benzinmotoren. Das ist klar absehbar.

Sie sind seit Jahresbeginn Geschäftsführer im BMW Group Werk Steyr – eine turbulente Zeit. Wie lautet Ihr Fazit nach fast einem Jahr?

SUSANEKEine Pandemie hatte natürlich keiner auf dem Zettel. Trotzdem sind wir als Unternehmen und am Standort in Steyr gut durch diese Situation gekommen, haben die Ruhe bewahrt und die richtigen Maßnahmen gesetzt. Neben der schnellen Umsetzung von Präventionsmaßnahmen zum Gesundheitsschutz unserer Mitarbeiter war für mich wichtig, dass wir trotz aller Auswirkungen der Coronakrise unsere Strategiearbeit nicht vernachlässigen. Damit haben wir uns in diesem Jahr sehr intensiv auseinandergesetzt. Wir sind dabei, die Weichen für die Zukunft zu stellen und ich blicke zuversichtlich auf das Jahr 2021._

Natürlich werden wir uns jetzt sehr intensiv um weitere Umfänge im Bereich der E-Mobilität bewerben.

Alexander Susanek Geschäftsführer, BMW Group Werk Steyr

#Ähnliche Artikel

Von schwächelnden Umsätzen und neuen Rasenflächen

Die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch, ihre Umsatzzahlen schwächeln. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein Unternehmen, das hauptsächlich diese Industrie beliefert. Warum sich Produktentwickler und Arbeitskräfteüberlasser Bitter aber keine Sorgen macht und warum man bei den allgemeinen Klagen über den Fachkräftemangel nicht dabei ist, erzählt Geschäftsführer Karl H. Landgraf bei einem Besuch am Firmensitz in Sierning.

Damit der Motor läuft

Die Automobilbranche ist auf Effizienz und Produktivität getrimmt. Fähigkeiten, von denen auch andere Industriezweige profitieren, ist Magna Steyr überzeugt und bietet sein Know-how nun anderen Unternehmen an, damit auch dort das Tagesgeschäft auf Hochtouren funktioniert.

Innovationsmotor Rennsport

Seit 2014 gibt es mit der Formel E eine High-End-Elektro-Rennserie. Wie die Königsdisziplin im benzinbetriebenen Motorsport, die Formel 1, erhebt sie den Anspruch, der Innovationsmotor künftiger Entwicklungen zu sein. Mit der aktuellen Saison ist die voestalpine als Partner eingestiegen und präsentiert erstmals die „voestalpine European Races“.

Gut Ding braucht Weile …

Um 7,2 Millionen Tonnen CO2 sollen die Emissionen im Verkehr bis 2030 gesenkt werden. Das sieht die Klima- und Energiestrategie #mission2030 der Bundesregierung vor. Bis 2050 soll unser Mobilitätssystem komplett aus regenerativen Quellen gespeist werden. Aber wie realistisch ist das aus heutiger Sicht?

Nahe am Wasser gebaut

Mit rund 2,8 Millionen Tonnen umgeschlagenen Gütern ist der Linz AG Hafen einer der größten Hafenplätze an der oberen Donau und hat eine jahrzehntelange Tradition. Mit dem Um- und Ausbau des Linzer Hafens betritt nun aber selbst ein erfahrenes Unternehmen wie die Linz AG sprichwörtliches Neuland. Welche Überraschungen hält das gleichnamige Projekt nahe der Donau bereit und worauf muss man bei der Planung und beim Bau von Industrie- und Gewerbebauten eigentlich achten?

„Ohne Mensch keine Automatisierung“

Warum spielt der Faktor Mensch in Automatisierungsprozessen eine so große Rolle? Was ist der aktuelle Stand zum Einsatz von Robotern in der Industrie? Und welche Veränderungen der bisherigen Arbeitswelt werden dadurch künftig auf uns zukommen? Wir diskutieren mit drei Experten.

Wenn die Fabrik ihr „Hirn“ einschaltet

16.000 Tonnen Stahl, Edelstahl und Aluminium werden hier durch die Synergie aus Mensch und Maschine jährlich verarbeitet. Wo? Im Mekka der Stahlbranche: Oberösterreich. Genauer gesagt bei AHZ Components. Seit der Gründung im Jahr 1999 setzt der Lohnfertigungsbetrieb aus Sipbachzell auf Maschinen des Schweizer Herstellers Bystronic. Über eine außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Hemdsärmeligkeit, Präzision und Serviceorientierung.

Wenn Leidenschaft auf Stil abfährt

Ein klassisches Autohaus? Fehlanzeige. The Car Loft, vor vier Jahren von Stefan Reichhart gegründet, möchte sich bewusst abheben und Privat- und Firmenkunden neben einer stilechten Location und Premium-Jungwagen vor allem eines bieten: ein Rundum-sorglos-Paket. Wir besuchen die Location in der Nähe von Freistadt und lassen uns vom Ambiente und der Leidenschaft des Teams inspirieren.

5 Gründe für …

… einen starken Industriestandort. „Die Warnblinkanlage ist an, doch keine Pannenhilfe in Sicht.“ So beschreibt Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich, die aktuelle Lage in vielen Branchen. Er fordert daher ein Umdenken in der Gesellschaft und bessere Rahmenbedingungen für den Industriestandort. Sonst heiße es in Zukunft einmal: „Die Industrie stand dort.“

Mit schwarzem Gold von 0 auf 100

Im Automotivbereich der beste Komposithersteller der Welt zu werden. Diese zunächst so „simpel“ klingende Herkulesaufgabe haben sich das Gründer- und Ehepaar Christine und Alexander Beuleke zur Mission gemacht. So viel vorweg: Als Managing Directors von Action Composites sind die beiden Carbonpioniere auf dem besten Weg. Ihr großer Vorteil? Dass auch sie selbst als Duo das Beste aus beiden Welten vereinen – genau wie ihr Verbundwerkstoff, mit dem sie zum Weltmarktführer aufstiegen.

Neue Denkweisen = gewohnte Erfolge?

Den Krisenmodus beibehalten und subventionieren, statt seriöse Standortpolitik zu betreiben? „Ein ‚Immer-weiter-so‘ wird nicht funktionieren.“ IV-OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch warnt davor, den Anschluss im internationalen Wettbewerb zu verlieren. Und fordert ein Umdenken, um raus aus dem Krisenmodus zu kommen.

Es braucht mehr als Flügel zum Fliegen

Fahrzeuge, die durch die Straßenschluchten der Großstadt fliegen, untermalt vom betörenden Sound von Vangelis. Filmfans sehen Harrison Ford vor sich, der als „Blade Runner“ in einer dystopischen Welt Jagd auf Replikanten macht. Den Luftraum als nächste Dimension der Straße zu nutzen – aus dieser Utopie wird immer konkretere Realität. Über Senkrechtstarter und intelligente Batterien made in Austria, die die Flugtechnik von morgen mitbestimmen.

Future Mobility Region Oberösterreich

Die Automotivebranche ist im Umbruch. Und in Oberösterreich rollen die Räder in Richtung nachhaltiger Mobilität. „Umso wichtiger ist es, die Unternehmen bei der Transformation zu unterstützen“, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner im Interview.

Tonnenschwer durch die Landschaft gleiten

Die ersten E-LKW rollen durch Österreich und einer davon ist der eActros. Er ist Teil der elektrischen Fahrzeugflotte von Mercedes-Benz Trucks und stellt mit einer Reichweite von bis zu 400 Kilometern die neue Generation LKW für den schweren Verteilerverkehr dar. Ein Gespräch live aus der Fahrkabine mit E-Consultant Christian Csenar.

Jeder, der jetzt aufspringt, hat einen Startvorteil

Der LKW der Zukunft fährt nicht mit Diesel. So weit, so klar. Doch ob man elektrisch, synthetisch oder doch mit Wasserstoff fährt, wird noch heftig diskutiert. Dabei gibt es im Wettrennen in Sachen Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz schon jetzt eine klare Nummer eins: den E-LKW. Ein Zoom-Meeting mit dem Verkehrsexperten Michael Schwendinger vom VCÖ.

„Nein sagen können wir nicht“

Wenn das Leben von Herbert Steinbauer und seiner Firma NexOpt ein Kinofilm wäre, dann würde sich die Handlung im Multiversum abspielen. Hier Telematik und Fuhrparkmanagement für Österreichs Großbetriebe, dort Landmaschinentuning in Amerika. Und die benötigte Software, Kabelsätze und mehr entwickelt man in den eigenen Werkstätten selbst. Über ein multitalentiertes Softwareunternehmen aus Wartberg/Aist, das seine Erfolgsgeschichte als Allrounder schreibt.

Digitale Transformation. Aber anders.

München, 1994. Mit der Gründung der mgm technology partners schafft CEO Hamarz Mehmanesh das Fundament für die heute international tätige Unternehmensgruppe aus Technologie- und Beratungsexpert:innen. In den vergangenen 28 Jahren hat sich vieles getan: Inzwischen beschäftigt mgm über 900 Mitarbeitende an 19 (inter-)nationalen Standorten. Und obwohl man den Kinderschuhen längst entwachsen ist, spricht Thomas Brugger, Geschäftsführer der mgm consulting partners austria mit Sitz in Salzburg, gerade im ausklingenden Jahr von Aufbruchstimmung.

Damit das Packerl schneller daheim ankommt

Die Intralogistik entwickelt sich rasant weiter. Swisslog Technology Center Austria rüstet sich dafür: Im dritten Quartal 2023 übersiedelt man nach fünfzehn Jahren vom Standort Sipbachzell nach Eberstalzell. Die vier Produktions- und Entwicklungshallen für Leichtgut-Logistiktechnologie werden nahezu CO2-neutral – und gearbeitet wird darin nach einem Smart-Working-Modell.