Die Automotivebranche ist im Umbruch. Und in Oberösterreich rollen die Räder in Richtung nachhaltiger Mobilität. „Umso wichtiger ist es, die Unternehmen bei der Transformation zu unterstützen“, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner im Interview.
Zu Beginn einige Zahlen: Die Automotive-Branche in Oberösterreich gilt als größter Wirtschaftsbereich in Oberösterreich und steht direkt und indirekt für einen Umsatz von 19,8 Milliarden Euro und rund 87.000 Arbeitsplätze. Der insbesondere von führenden Unternehmen vorangetriebene Umstieg auf klimafreundliche Antriebsformen ist schon im Gange, doch um diese noch besser dabei zu unterstützen, hat das Land Oberösterreich ‚Future Mobility Region‘ gestartet. Die mit elf Millionen Euro dotierte Förderungsinitiative will die nötigen Kompetenzen in der Region noch weiter ausbauen und die Betriebe international stärker positionieren.
Den Fokus setzen – worauf?
Markus Achleitner: Um sich die nötige Klarheit über die mobile Entwicklung zu verschaffen, hat das Land gemeinsam mit der Standortagentur Business Upper Austria beim renommierten Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI aus Karlsruhe eine „Standortstudie Automotive“ für Oberösterreich in Auftrag gegeben.
Was sind die Ergebnisse?
Markus Achleitner: Es hat sich gezeigt, dass das Potential für eine erfolgreiche Mobilitätswende in Oberösterreich sehr groß ist. Warum? Weil unsere Leitbetriebe schon an der Zukunft arbeiten. So investiert etwa BMW bis 2030 eine Milliarde Euro in den Elektromotorenbereich am Standort Steyr. Das heißt, was jetzt ganz an erster Stelle steht, ist das Umwandeln der bisherigen Produktion auf klimafreundliche Antriebstechnik. Und beim Fahrzeugbau ist das Thema Leichtbau ein wichtiger Baustein.
Stichwort Automobilregion. Welches Potential gilt es noch mehr auszuschöpfen?
Markus Achleitner: Innerhalb von 50 Kilometern findet man die gesamte Wertschöpfungskette vor, vom Motor bis zu elektronischen Komponenten und mehr. Die Lieferwege sind kurz. Als weiteren Punkt sehe ich den Fokus auf Kreislaufwirtschaft und das Entstehen neuer Geschäftsbereiche, wenn es etwa um das Neunutzen von Batterien geht.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie abhängig man von globalen Lieferketten und ausgelagerter Produktion ist. Hat sich hier ein neuer Blickwinkel ergeben?
Markus Achleitner: Ja, absolut! Wir in Oberösterreich wie auch in Europa sind uns auf politischer Ebene einig, dass wir ein produzierender Standort sein wollen. Das macht uns resilienter und unabhängiger. Hier fördern wir vermehrt die Forschung und Entwicklung, zum Beispiel mit einem eigenen Lieferketten-Forschungsinstitut mit oberösterreichischer Beteiligung._
Diese oö. Unternehmen arbeiten an der Mobilitätswende (ein Auszug):
AVL, Digitrans, Fronius, Keysight Technologies, Kreisel, Meritor, MIBA, MIBA Battery Systems, Oberaigner, Plastic Omnium, TIZ Grieskirchen, Wacker Neuson
Es gilt, den Automotivebereich Schritt für Schritt klimafreundlich umzubauen.
Markus Achleitner
Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat OÖ
„Standortstudie Automotive“, Zukünftige Mobilitätstrends
Elektrifizierung: Wichtig: Ladeinfrastruktur, nachhaltige Energieproduktion. Aufbau einer europäischen Batterieproduktion.
Digitalisierung: Fokus auf Fahrzeuge und Steuerung. Der Markteintritt von fahrerlosen Fahrzeugen – erst im Güterverkehr – wird 2035 bis 2045 erwartet.
Leichtbau in der Werkstofftechnik: Ziel ist, den Energieverbrauch zu senken. Durch den Ersatz von Materialien sowie neue systemische Ansätze.
Vernetzte Produktionssysteme: Vernetzen der Produktion, Schaffen von Baukastensystemen.
Neue Geschäftsfelder entstehen: Mobilitätsdienste, Batterieleasing, Nutzerdaten-Verarbeitung.