×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

Der Fels im Norden

Der Maschinenbauspezialist Nordfels in Bad Leonfelden treibt mit Unikaten die Automatisierung der heimischen Industrie voran und ist in den vergangenen Jahren – auch während der Coronakrise – stets konstant gewachsen. Ein wichtiger Grund für den Erfolg des Unternehmens ist eine Stärke, die normalerweise als Schwäche ausgelegt werden würde: die fehlende Spezialisierung.

Fast alle Projekte von Nordfels beginnen so, wie man es sich als Werkstatt-Romantiker vielleicht vorstellen würde – mit einer Skizze am weißen Blatt Papier. In der Branche die absolute Ausnahme. „Wir beginnen immer bei null. Was sich viele Maschinenbauer kaum vorstellen können, ist unser täglicher Alltag“, sagt Nordfels-CFO Johannes Kaar. Die meisten Sondermaschinenbauer nehmen normalerweise nur Modifizierungen vor, bei denen bestimmte Standardkomponenten oder die Größe von Maschinen angepasst wird. Bei Nordfels ist ein neuer Auftrag meist gleichbedeutend mit der Entstehung einer gänzlich neuen Maschine, die dann ein Unikat bleibt. Nordfels hilft Unternehmen mit seinen Sonderanfertigungen, jegliche Arten von Automatisierung voranzutreiben. Für Condeli, den mittlerweile zweitgrößten Lasagneproduzenten Europas, entwickelte man etwa Roboter für ein High-Tech-Einlegesystem, das die Effizienz deutlich erhöht. Kaar: „Ohne Automatisierung könnten wir solche Prozesse nicht in Europa halten und die Standorte würden in den Osten verlegt werden.“

Keine Spezialisierung trotz Lockrufen

Obwohl es zahlreiche Lockrufe etwa aus der Pharma- oder der Automobilindustrie gab, entschied man sich bei Nordfels dagegen, sich auf einen bestimmten Bereich zu spezialisieren. „Wir wollten für alle Branchen gute Lösungen anbieten, diese Entscheidung war definitiv die richtige“, erinnert sich CEO Martin Reingruber zurück, „wenn in einem Bereich die Luft weg war, kamen aus einem anderen Bereich dafür mehr Aufträge herein.“ Ein positiver Nebeneffekt: Heute habe Nordfels ein so breitesgefächertes Wissen, dass auch hochtechnische und komplexe Anfragen aus völlig neuen Segmenten keine unüberwindbare Hürde darstellen würden. Reingruber: „In unserer 25-jährigen Geschichte hat uns diese Strategie ein stetiges Wachstum ermöglicht.“ In den vergangenen Jahren wuchs der Umsatz jedes Jahr im Schnitt um zehn Prozent. Im Coronajahr 2020 erwirtschaftete man insgesamt rund sechs Millionen Euro. „Unter dem Strich hatten wir mehr Aufträge, auch weil einige Kunden ihre Investitionen durch Förderungen vorgezogen haben“, sagt Kaar. Zusätzlich habe die Krise den Trend zu neuen Technologien befeuert, was dem Unternehmen zugutekomme. „Wir spüren viel Bewegung und als Folgebewegung der Krisenbewältigung einen stärkeren Fokus auf Innovationen“, sagt CEO Edmund Jenner.

Umbenennung nach Generationswechsel

Gegründet wurde Nordfels vor mehr als 25 Jahren unter dem Namen Hammerschmid Maschinenbau. Das Unternehmen wuchs so schnell, dass das Firmengebäude in Bad Leonfelden 2003 und 2009 erweitert werden musste. Als sich die bisherigen Eigentümer 2015 zurückgezogen, kam es zu einem Generationswechsel und Kaar, Reingruber und Jenner übernahmen den Betrieb. „Wir haben uns damals entschieden, das Unternehmen umzubenennen“, sagt Jenner. „Nord“ steht für den Standort ganz im Norden Österreichs, „Fels“ für die meist sehr stabilen, aus Stahl geschweißten Maschinen. Seit der Firmenübernahme 2015 verdreifachte sich die Mitarbeiterzahl – zumindest, wenn man die Abspaltung Voltlabor mitrechnet, die sich mittlerweile exklusiv um die ehemalige Batteriesparte des Unternehmens kümmert. Nordfelds selbst zählt mehr als 60 Mitarbeiter, Voltlabor über 30.

„Wir sind gegenüber unseren Mitarbeitern einfach normal“

Auch momentan wird das Firmengebäude von Nordfels wieder erweitert – insgesamt vier Millionen Euro werden in den Umbau investiert, durch den die Produktionsfläche um 800 Quadratmeter und die Arbeits- und Sozialflächen um 900 Quadratmeter vergrößert werden. „Das ist in etwa eine Verdoppelung unserer jetzigen Fläche, damit wollen wir bis zu 90 Nordfels-Mitarbeitern in Zukunft Platz bieten“, sagt Kaar. Die Mitarbeitersuche selbst sei für das Unternehmen kein großes Problem. Kaar: „Erstens haben wir einen guten Ruf in der Region, weil nicht viele auf unserem Niveau arbeiten, zweitens brauchen wir auch nicht viele neue Mitarbeiter, weil wir praktisch keine Fluktuation haben.“ Der Grund für die gute Mitarbeiterbindung sei simpel. „Wir sind im Umgang mit unseren Mitarbeitern einfach nett und respektvoll – normal eben“, sagt Kaar. Da brauche es keine spezielle Kantine, keinen Swimmingpool und keine Sauna, wie heutzutage bei einigen Big-Tech-Konzernen oder Start-ups üblich. Würde man diese Dinge brauchen, um für Mitarbeiter erst attraktiv zu werden, sei man ohnehin schon am falschen Weg – davon ist man bei Nordfels überzeugt. In Zukunft wird das Unternehmen zwar weiterhin auf neue Fachkräfte angewiesen sein, dennoch will man seinen Wurzeln treu und ein mittelständisches Unternehmen bleiben. „Ein Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern wollen wir nicht werden – in einem ganz großen Rahmen würde unsere Unternehmenskultur wohl einfach nicht funktionieren“, sagt Reingruber._

Was sich viele Maschinenbauer kaum vorstellen können, ist unser täglicher Alltag.

Johannes Kaar CFO, Nordfels

Wir sind im Umgang mit unseren Mitarbeitern einfach nett und respektvoll – normal eben.

Martin Reingruber CEO, Nordfels

#Ähnliche Artikel

Von schwächelnden Umsätzen und neuen Rasenflächen

Die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch, ihre Umsatzzahlen schwächeln. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für ein Unternehmen, das hauptsächlich diese Industrie beliefert. Warum sich Produktentwickler und Arbeitskräfteüberlasser Bitter aber keine Sorgen macht und warum man bei den allgemeinen Klagen über den Fachkräftemangel nicht dabei ist, erzählt Geschäftsführer Karl H. Landgraf bei einem Besuch am Firmensitz in Sierning.

Zukunft? Gewiss ungewiss!

Der Onlinehandel boomt. Das Geschäft der Firma Schwingshandl, die innerbetriebliche Logistikanlagen realisiert, ist deswegen möglicherweise in zehn Jahren ein völlig anderes. Die Gründe dafür und warum man sich in diesem Zusammenhang gerne mit einem Hersteller von WCs vergleicht, erzählen die beiden Eigentümer Enrico Larcher und Thomas Schwingshandl bei einem Besuch am Firmensitz in Holzhausen.

Von absurden Diskussionen und eingekehrtem Realismus

Der Industrieanlagenbauer Kremsmüller gehört zu den größten der Branche. Während der schwachen Wirtschaftsjahre wuchs das Unternehmen trotz negativen Branchentrends und investierte kräftig in den Firmensitz in Steinhaus. Nun gelte es, sich für den wirtschaftlichen Aufschwung zu rüsten. Bei welchen Themen es dafür eine Portion Pragmatismus und wo den notwendigen Realismus braucht, sagt Co-Geschäftsführer und Miteigentümer Gregor Kremsmüller bei einem Besuch beim Familienunternehmen.

Wenn Drohnen Kümmel pflanzen, …

… ist das kein KI-generiertes Zukunftsszenario, sondern gelebte Realität beim oberösterreichischen Forschungsprojekt „Digiherb“. Im Lebensmittel-Cluster der Standortagentur Business Upper Austria übernimmt dieses eine Vorreiterrolle und erforscht den Drohneneinsatz im Anbau von Blaumohn und Kümmel.

„Klein- und Mittelbetriebe sind das Rückgrat unserer Wirtschaft“

Nicht immer braucht es große Areale, um einen Firmensitz zu gründen. Das Unternehmen FE Business Parks setzt sich dafür ein, dass kleinstrukturierte Gewerbeimmobilien in Oberösterreich und darüber hinaus mehr Bedeutung gewinnen, und bietet seinen Betrieben den Freiraum, ihrer unternehmerischen Tätigkeit flexibel und individuell nachzugehen. Wie das gelingt und was für die Zukunft geplant ist, erzählt uns Thomas Brettenthaler, CSO und CMO, im Interview.

Digitale Transformation. Aber anders.

München, 1994. Mit der Gründung der mgm technology partners schafft CEO Hamarz Mehmanesh das Fundament für die heute international tätige Unternehmensgruppe aus Technologie- und Beratungsexpert:innen. In den vergangenen 28 Jahren hat sich vieles getan: Inzwischen beschäftigt mgm über 900 Mitarbeitende an 19 (inter-)nationalen Standorten. Und obwohl man den Kinderschuhen längst entwachsen ist, spricht Thomas Brugger, Geschäftsführer der mgm consulting partners austria mit Sitz in Salzburg, gerade im ausklingenden Jahr von Aufbruchstimmung.

Die DSGVO-Rockstars

Ein Unternehmen kann es sich heutzutage nicht mehr leisten, das Recht auf Datenschutz zu negieren. Das haben auch Robert Reitmann und Michael Traunau erkannt und mit ihrer gemeinsamen Expertise DataReporter gegründet. Das Unternehmen trifft mit seinen Angeboten den Puls der Zeit und befindet sich trotz der aktuellen Krisen im Wachstum. Die beiden Gründer geben Einblicke in ihr Erfolgsrezept.

Role Models: Frauen im MINT-Sektor

Gute Bezahlung, sichere Arbeitsplätze und aufregende Karrierechancen: Der MINT-Bereich hat Jobsuchenden so einiges zu bieten. Komisch nur, dass sich so wenige Frauen für diesen Sektor entscheiden – an den öffentlichen Universitäten machen sie zum Beispiel nur etwa ein Drittel der Studierenden in MINT-Fächern aus. Wir haben mit drei Frauen, die im MINT-Sektor erfolgreich sind, darüber gesprochen, woran das liegen könnte.

AufBAUarbeit im Abrissunternehmen

In seiner 60-jährigen Unternehmensgeschichte wurde aus einem kleinen Familienbetrieb ein Allrounder für Bau, Rohstoffe, Recycling und Transport: Hasenöhrl richtet den Blick auf einen kontinuierlichen Wachstumskurs. Die Augen müssen dabei stets wachsam sein, denn im Wachstum lauern auch Gefahren. Welche? Das weiß Geschäftsführer Karl Hasenöhrl.

Oberösterreichisches Know-How im Kampf gegen Wasserknappheit

Ein kleines Unternehmen im oberösterreichischen Bachmanning produziert und plant Wasserrecycling-Lösungen, mit denen die UNO, NGOs und globale Konzerne wie Exxon Mobil die Versorgung ihrer Projekte in wasserarmen Gebieten sicherstellen. Neuestes Projekt der [Wastewater Solutions Group](https://www.wastewater.at/home/): Die Umsetzung einer vollbiologischen Abwasserreinigung für ein Krankenhaus im karibischen Inselstaat Trinidad und Tobago.

„Frauen sind oft die besseren Leader“

Erfolgsfaktor Frauen: Seit 2008 leitet Karl Ochsner das 150 Jahre alte Familienunternehmen. Man möchte meinen, dass im Wärmepumpenbereich die Männer am Drücker sind. Nicht so bei dem Haager Hersteller, der anhand von Leistung und nicht von Geschlecht bewertet.

Allen Widrigkeiten zum Trotz

Üblicherweise stellen wir in unserer Serie „Wachstum Mittelstand“ mittelständische Unternehmen vor und zeigen im Portrait, wie diese auf Chancen und Risiken der Digitalisierung reagieren. In dieser Ausgabe machen wir eine Ausnahme – aus gutem Grund: Das Welser Unternehmen DMAS setzt alles auf eine Karte und holt sogar seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück, um den Digitalisierungsschub der Coronakrise für sich nutzen zu können. Die mutige Success-Story zweier Unternehmer, die sich am besten Weg auf dem Wachstum zum Mittelstand befinden.

Rohstoff: #Bildung

Qualifikation, Ausbildung und Bildung zählen zu den wertvollsten Standortvorteilen Österreichs. Warum sich die Industriellenvereinigung Salzburg dieses Themas besonders annimmt, erklärt Präsident Peter Unterkofler im Gespräch.

„Ein guter Steuerberater ist ein Art Co-PIlot“

500.000. So viele Skitourengeher sind in Österreich im Winter nach Schätzungen der alpinen Vereine unterwegs. Kurt Lassacher ist einer von ihnen. Das Bergaufgehen scheint ihm zu liegen. Auch beruflich hat er nun als Partner und Geschäftsführer der BDO Salzburg einen Gipfel erklommen.

Warum? Drei neue Führungskräfte im Portrait

Wer im Job erfolgreich sein will, muss seine wahre Bestimmung finden. „Finde dein Warum“, raten Karriereberater. Wir haben deshalb nachgefragt bei drei Menschen in unterschiedlichen Lebens- und Karrieresituationen und wollten wissen: Warum machst du, was du machst?

Warum?

Von höher, schneller, weiter hatte Unternehmer Gerhard Filzwieser genug. Das Ergebnis: ein Industrieunternehmen mit einer völlig neuen Organisation mit dem Namen „Wurzeln und Flügeln“. Klingt etwas irreal. Ist es aber nicht, denn die Rede ist von einem erfolgreichen Kunststoffverarbeiter in Gaflenz mit knapp 100 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von 16 Millionen Euro.

Und es geht doch anders.

Billiger geht immer. Unter diesem Motto produzieren viele Textilfirmen und wandern seit Jahren weiter ab – nach China und Indonesien geht es nun weiter Richtung Afrika. Dass es auch anders geht, beweist der Innviertler Sportmodehersteller Löffler seit über 40 Jahren. Wie, das erzählt Geschäftsführer Otto Leodolter bei einem Besuch am Firmensitz und Produktionsstandort in Ried im Innkreis.

„Es gibt zu viele falsch qualifizierte Leute“

Der Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, Axel Greiner, sowie der Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch, über falsche, traditionelle Rollenbilder, der „Kostenlos-und-Umsonst-Mentalität“ und dem Fortschritt beim Lösen des Fachkräftemangels in Österreich.