In seiner 60-jährigen Unternehmensgeschichte wurde aus einem kleinen Familienbetrieb ein Allrounder für Bau, Rohstoffe, Recycling und Transport: Hasenöhrl richtet den Blick auf einen kontinuierlichen Wachstumskurs. Die Augen müssen dabei stets wachsam sein, denn im Wachstum lauern auch Gefahren. Welche? Das weiß Geschäftsführer Karl Hasenöhrl.
„In einigen Branchen wurden Bauvorhaben gestoppt oder verschoben. Im Bereich der Gewerbebetriebe war das teilweise schon spürbar“, erzählt Karl Hasenöhrl über die Krisenzeit in der Baubranche. Während die reale Wirtschaftsleistung in Österreich im Vorjahr laut Wifo-Prognose um 7,3 Prozent eingebrochen ist, war der Rückgang bei den Bauinvestitionen mit 3,2 Prozent allerdings überschaubarer. „Außerdem sind auch sehr viele Privatbaustellen hinzugekommen – die sind um ein gutes Drittel angestiegen. In Summe haben wir also auch im letzten Jahr einen Gewinn erzielt“, zeigt sich Hasenöhrl zufrieden mit der Entwicklung seines Unternehmens.
Der Grundstein, der auch das Krisenjahr zu einem erfolgreichen machte, wurde allerdings schon früher gelegt. Denn Hasenöhrl ist seit der Unternehmensgründung im Jahr 1960 stetig gewachsen. Als kleines Familienunternehmen gestartet, zählt Hasenöhrl mit rund 750 Mitarbeitern mittlerweile zu den Großbetrieben. Der aufmerksame Leser wird sich nun fragen: Moment, heißt dieses Format nicht „Wachstum Mittelstand“, weil es Einblicke in mittelständische Unternehmen gibt? Stimmt. Wir wollen an dieser Stelle aber auch einmal wissen, wie es gelingen kann, dem Mittelstand zu entwachsen. Und wer könnte das besser beantworten als jemand, dem das selbst bereits gelungen ist?
Herausforderung Wachstum
„Das ist tägliche Arbeit. Da gibt es nicht den einen entscheidenden Faktor oder den einen Großauftrag, der dann einen Automatismus in Gang setzt. Man muss immer am Puls der Zeit sein und etwas Neues machen“, sagt Karl Hasenöhrl. „Das bedeutet, sich ständig zu fragen: Wie kann ich das Unternehmen entwickeln? Welche Produkte können optimiert werden? Und auch: Welche aussichtsreichen Kunden kann man gewinnen, die selbst wachsen, um durch deren steigende Aufträge auch die Nachfrage bei uns zu erhöhen?“ Für erfolgreiches Wachstum dürfe der Entwicklungsgeist jedoch nicht bei Kunden und Produkten enden: „Auch unsere Mitarbeiter müssen das nötige Fachwissen mitbringen und brauchen die Bereitschaft, sich immer wieder weiterzubilden. Baustoffe und -materialien müssen permanent weiterentwickelt werden. Das funktioniert nur, wenn auch die Mitarbeiter ihren Wissensstand aktuell halten.“
Doch was ist denn eigentlich schwieriger: Das Wachstum vom Klein- zum mittelständischen Unternehmen oder vom Mittelstand zum Großunternehmen? „Darauf gibt es keine Pauschalantwort. Das Gesamtkonzept muss immer auch zur Unternehmensgröße passen. Aber man darf die steigenden Herausforderungen, die zunehmendes Wachstum mit sich bringt, keinesfalls unterschätzen“, so Hasenöhrl. „Man muss in allen Bereichen relativ schnell nachziehen – von der EDV über die Produktinnovation bis hin zur Kundenbetreuung samt Liefertreue sowie entsprechenden Fachkräften. Wobei die Personalproblematik bei einem kleinen und mittleren Unternehmen schon überschaubarer ist.“ Der bestehende Fachkräftemangel macht sich auch beim familiengeführten Bauunternehmen bemerkbar: „Wir suchen in allen Bereichen – in der Technik, der Bauleitung, auch immer wieder im Labor und vor allem gewerbliches Personal.“
Die Zukunft ist grün
Und das könnten demnächst sogar noch mehr werden. Denn Hasenöhrl arbeitet bereits an neuen Projekten. Allen voran möchte das Unternehmen den steigenden Umweltanforderungen gerecht werden. „Aktuell arbeiten wir daran, unseren Ökobeton zu verbessern, um den CO2-Ausstoß weiter zu verringern. Wir erzeugen den Beton mit Solarenergie, setzen verstärkt Recyclingmaterialien ein und sammeln Regenwasser, damit wir kein Wasser aus dem Brunnen entnehmen müssen. Diesen Herstellungsprozess versuchen wir immer weiter zu optimieren“, erzählt Hasenöhrl. Ein Ziel, das dem Unternehmen in den nächsten Jahren große Anstrengungen abverlangen wird: Umbauten bei den Maschinen, die kontinuierliche Erhöhung der E-Antriebe im Fuhrpark und Forschungstätigkeiten, um die Langfristigkeit der eingesetzten Materialien zu gewährleisten, sind nur ein Teil der zahlreichen Aufgaben, die bevorstehen.
„Wir müssen permanent schauen, dass wir wirtschaftlichere Lösungen finden, die gleichzeitig auch umweltgerechter sind. Nachdem wir auch ein großes Abbruchunternehmen sind, müssen wir besonders darauf achten, alte Baustoffe wieder in den Kreislauf zu bringen und in neue Baustoffe zu integrieren“, so Hasenöhrl. Aktuell gelinge das auch schon sehr gut: Rund 95 Prozent der alten Ziegel werden in der Betonerzeugung wiederverwendet. „In der Bauwirtschaft gibt es im Bereich der Nachhaltigkeit aber noch sehr viele Möglichkeiten zur Verbesserung. Wir denken hier sehr zukunftsorientiert – damit wir auch weiterhin wachsen können.“_
Man darf die Herausforderungen durch zusätzliches Wachstum nicht unterschätzen.
Karl Hasenöhrl
Geschäftsführer, Hasenöhrl