Die User Experience, kurz UX, ist in den letzten Jahren zum heiligen Gral der Softwareentwicklung avanciert: Programme werden um die Bedürfnisse und Gewohnheiten des Nutzers herumgebaut. Parkside Informationstechnologie war diesem Trend dreizehn Jahre voraus und hat es mit Verlässlichkeit und hoher Qualität in den US-Markt geschafft.
Parkside ist anders als die meisten Tech-Unternehmen. „Wir haben kein eigenes Produkt, das wir verkaufen, sondern eine Dienstleistung. Da geht es nicht nur um Schnelligkeit, sondern auch um ausgezeichnete Qualität, wenn wir abliefern“, sagt CEO Ralph Harreiter. 2007 gründete er gemeinsam mit drei Partnern in Graz Parkside. Ihr Angebot: Individuelle Softwarelösungen mit hohem Anspruch an Design und User Experience. „Zu diesem Zeitpunkt waren wir damit relativ allein, UX war in Europa kaum ein Begriff.“
Dieser Fokus schlägt sich bis heute in den Zahlen nieder: Von den knapp 80 Mitarbeitern sind 50 in der Softwareentwicklung tätig und elf für UX und Design zuständig. „Üblicherweise sind es bei 200 Entwicklern ungefähr zwei oder drei“, so Harreiter. Ihre Expertise wenden die Mitarbeiter von Parkside vielseitig an: Ein Blick in ihr Portfolio zeigt Ride-Sharing-Apps ebenso wie Programme zur Steuerberechnung und Jobportale. Die Kunden kommen nicht nur aus Europa, sondern verstärkt aus dem für europäische Softwareunternehmen schwer zugänglichen US-Markt. Der vielleicht prominenteste Kunde: LinkedIn.
Handschlagqualität
„Das hat sich organisch entwickelt“, sagt Harreiter. Parkside hatte die Softwareentwicklung für Video2Brain, den damaligen Marktführer für E-Learning im deutschsprachigen Raum, übernommen. 2013 wurde das Unternehmen vom US-amerikanischen E-Learning-Anbieter Lynda.com aufgekauft. „Das hat uns damals Sorgen bereitet. Video2Brain war unser größter Kunde und wir waren nicht sicher, wie es dort weitergehen würde.“ Es folgten lange Wochen der Überzeugungsarbeit. „Lynda.com hat sich unsere Arbeit genau angesehen und war positiv überrascht. Unsere Teams sind relativ klein, aber unsere Applikationen trotzdem sehr hochwertig und weit entwickelt. Darum wurde die Zusammenarbeit mit Lynda.com als neuen Kunden ausgebaut“, so Harreiter.
Zwei Jahre später dann das Déjà-vu: Lynda.com wurde von LinkedIn übernommen und zu der Lernplattform LinkedIn Learning umgebaut – auch hier überzeugte Parkside, die Zusammenarbeit mit LinkedIn wurde ausgebaut und bis heute weitergeführt. „Über diesen ersten Einstieg haben wir unser Netzwerk in den USA erweitert“, sagt Harreiter. Der gute Ruf lockte neue Kunden an, die Empfehlungen bekommen hatten. „Dazu war auch viel Networking notwendig. Als Europäer glaubt man, Nordamerikaner zu verstehen, aber das Mindset ist doch ein anderes.“
Seine Außenseiterrolle machte Parkside zu einer Tugend. „In den USA ist Selbstvermarktung viel ausgeprägter als in Europa. Oft führt das zu Versprechen, die nicht eingehalten werden können. Wir setzen darauf, wirklich genau das in bester Qualität zu liefern, was vereinbart ist“, sagt Harreiter. Beim Vertrieb und in Pitchmeetings sei man damit manchmal im Nachteil, sobald es aber an die Umsetzung gehe, seien die Kunden begeistert. „Wir haben uns den Ruf aufgebaut, was wir versprechen auch tatsächlich zu leisten. Und damit punkten wir auch.“
Zurück zu den Wurzeln
Neben den USA will Parkside jetzt seine Präsenz in Europa festigen: „Wir sehen, dass auch bei uns das Bewusstsein für hochwertige Software wächst und unser Angebot gut angenommen wird.“ Laut Harreiter sei es auch aus makroökonomischer Sicht wichtig, dass die EU sich auf dem Softwaremarkt stärker präsentiere. „Fast die gesamte Wertschöpfung im Softwarebereich findet in den USA statt, Europa ist da ins Hintertreffen geraten.“
Parkside versucht, seine Learnings aus den USA mit nach Europa zu nehmen: „Dort wird nicht alles besser gemacht, aber das positive Mindset und die Risikobereitschaft können auch wir gebrauchen.“ Davon könne die EU als Ganzes profitieren: „Fast jedes Unternehmen hat mittlerweile einen digitalen Bezug und braucht entsprechende Software. Diese Chance kann und muss Europa für sich nutzen, um nicht abgehängt zu werden.“_
Wir haben uns den Ruf aufgebaut, was wir versprechen auch tatsächlich zu leisten. Und damit punkten wir auch.
Ralph Harreiter
CEO, Parkside Informationstechnologie