Oder anders ausgedrückt: Erfolg ist das Ergebnis von Leistung mal Kommunikation zum Quadrat. Warum unsere ureigenen menschlichen Fähigkeiten wie etwa Kommunikationsstärke uns dabei helfen werden, trotz Aufschwung der Künstlichen Intelligenz relevant zu bleiben, und warum die KI im Grunde eine Chance ist, uns neu zu erfinden, erzählt Life- und Businesscoach Roman Braun im Interview.
Herr Braun, was kann die KI, das wir nicht können?
Roman Braun: Was im Moment durch die Nutzung von KI entsteht, ist zum Teil gutes Handwerk, aber sicher keine Kunst, bei der Kreativität dahinterstecken würde. Es geht vielmehr um das Optimieren von Wahrscheinlichkeiten. Trotzdem ist zu erwarten, dass mittelfristig ein Drittel aller Arbeitsplätze durch die KI abgelöst wird. Ein weiteres Drittel der Arbeitsplätze wird wenig berührt von KI sein und bei dem letzten Drittel wird die KI mit den Menschen zusammenarbeiten und die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Das zu kommunizieren wäre auch Aufgabe von Unternehmen, um den diffusen Ängsten der Menschen, was KI alles anrichten kann, die Basis zu entziehen.
Was können wir, das KI nicht kann?
Roman Braun: Da verweise ich gerne auf meine Erfolgsformel. Erfolg ist gleich Leistung mal Kommunikation zum Quadrat. Diese Soft Skills, die menschliche Nähe, die Empathie und die daraus resultierende Kreativität und das Teamwork, wird KI nicht ablösen können. Und das ist keine Typsache. Jeder Mensch hat eine grundlegende Veranlagung für soziale Kompetenzen, nur manche haben sie sich abtrainieren lassen.
Welche Jobs werden durch KI verschwinden?
Roman Braun: Der am häufigsten ausgeführte Beruf der Welt ist Fahrer:in. Wenn dort die KI übernimmt, werden hunderte Millionen Jobs, vielleicht sogar eine Milliarde Jobs verschwinden. Wenn wir in die Vergangenheit blicken, sehen wir aber, dass der Arbeitsmarkt immer großen Veränderungen unterlegen war, denken wir nur zum Beispiel an die Einführung der Dampfmaschine. Wir neigen als Menschen dazu, dass wir uns wünschen, alles würde immer bequem so weitergehen wie bisher. So ähnlich wie beim Trägheitsgesetz in der Physik. Aber Leben bedeutet Veränderung.
Welche neuen Jobs werden in den kommenden Jahren entstehen?
Roman Braun: Das ist sehr schwer vorauszusagen, aber wenn wir uns ansehen, wie viele Menschen beispielsweise vor 50 Jahren an der Herstellung von Telefonen beteiligt waren, hat sich diese Zahl heute um das 11.000-Fache vervielfacht. Oder während früher der Kohlenhandel relevant war, sind es heute die Installateur:innen und schon morgen die Spezialist:innen für PV-Anlagen. Verschwinden in einem Bereich die Jobs, bedeutet dies immer auch ein ganz großes Potential. Es werden Arbeitskräfte frei, die dort eingesetzt werden können, wo wir uns als Menschheit weiterentwickeln können. Wussten Sie, dass immer noch 800.000 Frauen jährlich bei der Geburt sterben, weil sie keine ausreichende medizinische Versorgung haben? Dabei scheitert es nicht nur am Geld, sondern vor allem an den Arbeitskräften, um diese Infrastruktur bereitzustellen. Frei gewordene Arbeitskräfte aus dem einen Bereich könnten so wiederum einen sehr sinnvollen Beitrag leisten, diese oder andere Herausforderungen der Gesellschaft zu lösen.
Viele Menschen haben trotzdem Angst vor dem Einfluss der KI auf ihre Jobs. Wie können wir mit den Ängsten am besten umgehen?
Roman Braun: Heinz von Foerster hat bereits gesagt: „We are not human beings, we are human becomings.“ Das heißt, wir sind menschliches Werden. Wir wissen heute aus der Neurologie, dass die permanente Entwicklung unserer Person dazu beiträgt, uns psychisch gesund zu halten. Wir sprechen hier von der Neuroplastizität, also dem Vermögen des Gehirns, sich umzubauen. Übersetzt für die Arbeitswelt heißt das: Nicht alles, was bequem ist, ist wirklich das Erfüllendste im Leben. Dass KI manche Arbeitsplätze ablösen wird, ist eine große Chance für uns, Neues zu lernen, uns neu auszurichten und unsere Neuroplastizität und dadurch unsere Gesundheit zu fördern._
Nicht alles, was bequem ist, ist wirklich das Erfüllendste im Leben.
Roman Braun
Coach und Geschäftsführer, Trinergy International
#Gedankensprung
mit Roman Braun
Diese Zukunftskompetenzen braucht es am Arbeitsmarkt _soziale Kompetenz und die Freude an der persönlichen Entwicklung.
Die digitale Transformation wird _neue Möglichkeiten eröffnen.
KI kann _den Menschen manche Arbeitsbereiche abnehmen, die sie jetzt vielleicht noch daran hindern, ihr volles Potential in einem anderen Bereich zu entfalten.
KI kann nicht _das menschliche Miteinander wegnehmen und die Kreativität, die einen menschlichen Geist braucht, ersetzen.
Menschen und KI gemeinsam können _um ein Vielfaches mehr weiterbringen, als wir es bisher konnten.