Gerade wurde die neue Teststation in der PlusCity eröffnet. Warum hier – und welchen Mehrwert gibt es für die Besucher?
KirchmayrUnser Ziel ist es, alles aus einer Hand anzubieten, gemeinsam mit einem professionellen Partner – für die Sicherheit unserer Kunden. Zusätzlich wollen wir die zahlreichen Gastronomiebetriebe bei der Wiedereröffnung unterstützen, sobald Besuche mit negativen Tests wieder möglich sind. Die Besucher können in Zukunft in die PlusCity fahren, sich hier unkompliziert und kostenlos testen lassen und dann fünfzehn Minuten später mit Freunden oder Familie an einem Tisch sitzen. Das Konzept der Politik, mit negativen Tests wieder den Zugang zu Dienstleistern wie Friseuren zu bekommen, ist eine tolle Idee.
Tests direkt in unmittelbarer Nähe der Dienstleister oder der Gastronomie: Könnte das Konzept der PlusCity Schule machen?
HaberlanderDamit sich Menschen testen lassen, braucht es zwei Dinge: einen Anreiz und ein niedrigschwelliges Angebot. Bei den ersten freiwilligen Massentests war die Beteiligung sehr gering, seitdem mehr Freiheiten wie Friseurbesuche damit verbunden sind, lassen sich die Menschen testen. Die Teststraße in der PlusCity liefert das niedrigschwellige Angebot – Testen muss dort möglich sein, wo sich die Menschen ohnehin bewegen. Ich finde das Konzept großartig.
VeitscheggerDas Konzept ist sicher ein Modellbeispiel für andere Einkaufszentren. Obwohl ich mir viel erwartet habe, hat mich die professionelle Umsetzung überrascht. Die PlusCity ist in Wirklichkeit eine Kleinstadt, was die Anzahl der Besucher und Mitarbeiter betrifft. Hier eine Teststation aufzumachen, ist sicher sinnvoll.
Wird es bei der Wiedereröffnung der Gastronomie und Zugang mit negativem Testergebnis zu einem höheren Andrang kommen? Können die Kapazitäten dann erhöht werden?
KirchmayrSobald das angekündigt wird, wird die Testungs-Nachfrage regelrecht explodieren. Zum Friseur geht man vielleicht einmal im Monat, essen geht man viel öfter. Derzeit haben wir Kapazitäten von 300 Tests täglich in der PlusCity, diese Zahlen lassen sich aber weiter erhöhen. Wichtig wird sein, dass wir früh genug Bescheid bekommen. Generell informiert die Politik Unternehmen viel zu kurzfristig über neue Verordnungen. Als die FFP2-Maskenpflicht eingeführt wurde, mussten wir die ersten Masken sehr teuer kaufen – man hatte keine Wahl. Da produzieren wir aus Unwissenheit Engpässe und horrende Preise. Zudem hatten wir davor millionenfach normale MNS-Masken gekauft. Hätten wir früher Bescheid gewusst, hätte es zumindest die Gelegenheit gegeben, diese zu verkaufen. Generell bezweifle ich die Sinnhaftigkeit mancher Maßnahmen – etwa wenn pro Geschäft nur ein Kunde pro 20 Quadratmeter hineindarf, am Wochenende sich dann aber draußen lange Schlangen bilden, wo die Leute erst recht wieder zusammenstehen.
LangWenn wir nicht wissen, ob wir in zwei bis drei Wochen vielleicht plötzlich 24 Krankenschwestern anstatt sechs brauchen, die in der Teststation Nasenabstriche vornehmen können, wird es schwierig, sich vorzubereiten. Wenn wir für die Gastronomie testen müssen, brauchen wir auch statt 300 vielleicht 600 oder 800 Teststäbchen pro Tag. Wenn ich bei meinem Lieferanten nicht 2.000 sondern 10.000 Stäbchen bestelle, wird der sagen, er kann nicht so viel liefern – oder der Preis wird durch die Knappheit viel höher. Natürlich haben wir sicherheitshalber Reservierungen vorgenommen – aber das geht auch nur bis zu einem gewissen Grad.
Wie sieht die Situation bei den Apotheken aus?
VeitscheggerIch kann nur von meiner eigenen Apotheke sprechen, wo auch getestet wird: Als die Öffnung der Friseure angekündigt wurde, sind unsere Homepage und die Telefonleitung zusammengebrochen, so groß war die Nachfrage. Die Schlange vor dem Betrieb war so lang wie sonst wohl nur in alten sowjetischen Zeiten, und das, obwohl wir alle gemeinsam getestet haben – darauf waren wir nicht eingestellt.
Werden Coronaverordnungen vom Bund, also von der schwarz-grünen Regierung, oft zu spät kommuniziert?
HaberlanderDie Kurzfristigkeit ist sicher eine Herausforderung für uns in Oberösterreich, insbesondere auch für die Unternehmen. Frühere Ankündigungen würden uns auf allen Ebenen mehr Planungssicherheit bringen. Auch bei den Vorgaben, wer Testabstriche machen darf, braucht es Erleichterungen. Abstriche machen ist ja keine Rocket-Science. Da muss das Gesundheitsministerium etwas bewegen, wenn die Gastronomie wieder aufsperren darf, wird das mit den bestehenden Kapazitäten nicht zu schaffen sein. Wir können da nicht beliebig skalieren.
Die PlusCity hat sich als betriebliche Impfstelle beworben, die ab Phase 3 des Impfplans vorgesehen sind, wenn die gesamte Bevölkerung geimpft werden kann. Was erhofft man sich davon?
KirchmayrBequeme und niedrigschwellige Impfungen für etwa 3.000 Mitarbeiter – und in der Folge dann auch ein sichereres Einkaufserlebnis für die Besucher. Wir hoffen auch auf einen Nachholeffekt bei den Besuchern, wenn die Einschränkungen durch die Impfungen irgendwann wegfallen. Bisher haben die Einschränkungen natürlich insgesamt den Umsatz limitiert, nach der Wiedereröffnung haben wir allerdings wieder die gleichen Zahlen geschrieben wie im Vorjahr.
VeitscheggerAuch bei Impfungen gilt: Je niedrigschwelliger das Angebot, desto besser. Wenn die Politik will, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, wird es auch wichtig sein, die Apotheken einzubinden. 75 Prozent der Apotheken in Oberösterreich bieten Coronatests an, wir können auch in anderen Bereichen noch mehr für die Gesellschaft tun.
Schon vor der Teststation gab es in der PlusCity ein Safety-Konzept. Mit welchen Maßnahmen setzt man noch auf die Sicherheit der Besucher?
KirchmayrWir testen alle Gastronomiebetriebe zweimal pro Woche mit PCR-Tests durch, wir stellen den Besuchern eigene Fiebermessstationen, kostenlose Schutzmasken und einfach zugängliche Desinfektionsmöglichkeiten zur Verfügung. Wir müssen als Unternehmer auch einer gewissen gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommen. Und zwar, die Bedürfnisse der Konsumenten möglichst gut zu bedienen. Die Besucher wollen gemeinsam mit anderen Menschen einkaufen gehen, und das möglichst sicher – da geht es auch um die psychische Gesundheit der Menschen._