Eplan entwickelt eine der weltweit führenden Softwarelösungen für den Maschinen- , Anlagen- und Schaltschrankbau und hilft somit, das Engineering zu digitalisieren. Besonders die Coronakrise sei ein Katalysator für die schnellen Entwicklungen
in der Branche gewesen.
Martin Berger kann sich noch genau an die Anfänge der Digitalisierung im Engineering erinnern. Als er seine berufliche Karriere im Jahr 1986 als Elektrokonstrukteur bei Elin startete, wurde dort noch auf großen Zeichenbrettern und per Hand konstruiert. „Nach zwei Monaten hat mein damaliger Chef auf einen Computer gezeigt, der samt Anleitung für die erste Eplan-Version in einer Ecke gestanden ist, und mir erklärt, dass er meine Pläne ab jetzt digital sehen will und ich mich einarbeiten soll“, erinnert sich Berger. Er beginnt, sich intensiv mit dem Programm zu beschäftigen, wechselt in den 90er Jahren in die IT-Abteilung von Elin und wechselt dann zum Eplan-Händler. 1996 wird er mit der Gründung der österreichischen Niederlassung des Unternehmens betraut, von der er seitdem Geschäftsführer ist. „Ich habe in meinem beruflichen Leben von Anfang an am eigenen Leib gespürt, wie die Digitalisierung nach und nach in das Engineering in den Bereichen Elektrotechnik, Automatisierung und Mechatronik Einzug gehalten hat“, sagt Berger.
Digitalisierung nicht für alle Priorität
Die Plattform von Eplan verbindet Softwarelösungen für jede Engineering-Disziplin – von der Vorplanung über das Detail-Engineering bis hin zu Produktion und Instandhaltung. Wird es von den jeweiligen Unternehmen gewünscht, ist der gesamte Engineering-Prozess in all seinen Facetten digital durchführbar. Zeichenbretter wie in den 80er Jahren sind ohnehin längst Vergangenheit. Aber: Auch wenn die Digitalisierung rasch voranschreitet, trifft das nicht auf alle Unternehmen zu. „Es gibt Leuchtturmunternehmen, die ständig an ihrer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten und Prozesse digitalisieren“, sagt Berger, „viele andere wissen zwar, dass sie optimieren müssten, tun sich aber schwer damit.“ Die Gründe dafür sind vielfältig: Oft fehlt es bei hoher Auftragslage an verfügbarem Personal, das vor der Anwendung neuer Software erst eine Zeit lang eingearbeitet werden muss. „Andere Unternehmen sind der Meinung, bereits am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein, weil sie etwas umgesetzt haben – tatsächlich befinden sie sich meist gerade in einer wichtigen Veränderungsphase, wo noch weitere Potentiale möglich sind“, erklärt Berger. Besonders die Coronakrise sei aber ein Katalysator für die Digitalisierung gewesen. Krisen als Zeit des Umbruchs sind nicht neu – auch in der Wirtschaftskrise 2008 sei das Bewusstsein für den Nutzen der Eplan-Produkte deutlich angestiegen. „In der Coronakrise hat sich mit einem Schlag die gesamte Branche verändert, viele Kunden wurden durch die neue Arbeitsweise über Nacht im Homeoffice zum dezentralen Arbeiten gezwungen, was ein Überdenken der bisherigen Vorgehensweisen zur Folge hatte“, erinnert sich Berger. Eplan hat schon davor Onlinelösungen für eine abteilungs- und firmenübergreifende Zusammenarbeit angeboten, wie etwa eView, ein Tool für das Teilen von Projekten mit Kollegen und Partner oder Kunden. Integrierte Redlining-Funktionen ermöglichen leichte Änderungen, Greenlinig unterstützt das Freigabewesen. In den letzten Monaten wurde auch das neue Online-Tool eManage vorgestellt. Damit können Projekte mit anderen Personen geteilt werden, eine Rechtevergabe ermöglicht eine klare Struktur und Hierarchie im Projekt. Außerdem können auch andere Dateiformate wie PDF damit verwaltet werden, was eine umfassende Projektabstimmung ermöglicht. Das Ganze funktioniert für die Projektpartner dann über Tablet oder Notebook, auch ohne EPLAN-Lizenz.
Digitalisierung muss im Fokus bleiben
Um die Eplan-Produkte anwenden zu können, braucht es Know-how. Auch in der Ausbildung gibt es derzeit einen Umbruch. „Die Akzeptanz von Onlinemeetings ist eingetreten“, sagt Berger, „trotzdem macht nur eine Kombination mit Präsenzmeetings Sinn.“ In Zukunft will das Unternehmen neben den klassischen Schulungen offline vermehrt auf ergänzende Trainings online setzen und E-Learning-Möglichkeiten anbieten, durch die Kunden ihre Ausbildung zu Spezialthemen selbstständig durchführen können.
Mittlerweile sei bei einigen Unternehmen durch die Erholung der Wirtschaft nach der Coronakrise wieder eine Verschiebung der Prioritäten erkennbar. „Wenn die Auftragsbücher voll sind und wenig Zeit und Personal verfügbar ist, um Neuerungen umzusetzen, werden manche Optimierungsschritte wieder verschoben“, sagt Berger. Fast alle Unternehmen hätten aber erkannt, dass an der Digitalisierung langfristig kein Weg vorbeiführt._
Viele wissen, dass sie optimieren müssten, tun es aber trotzdem nicht.
Martin Berger
Geschäftsführer, Eplan Österreich
Das Unternehmen
38 Mitarbeiter arbeiten direkt für die österreichische Eplan-Niederlassung, weitere 35 sitzen in Zweigstellen in Ungarn, Südafrika, der Türkei und Rumänien. In den vergangenen 25 Jahren hat sich das Geschäft ständig weiterentwickelt. Wir nehmen pro Jahr mehrere Mitarbeiter auf, um auch von unserer Seite diesen Veränderungen gerecht zu werden. Durch die Digitalisierung ist auch der Bedarf an Unterstützung bei den Optimierungsschritten deutlich gestiegen“, sagt Berger. Weltweit arbeiten 1.150 Mitarbeiter für Eplan, das 1984 gegründete Unternehmen ist Teil der Friedhelm Loh Group. Man unterstützt mehr als 61.000 Kunden mit Digitalisierungslösungen, das Familienunternehmen ist mit zwölf Produktionsstätten und 92 internationalen Tochtergesellschaften weltweit präsent. Die inhabergeführte Friedhelm Loh Group beschäftigt weltweit 11.600 Mitarbeiter und erzielte 2019 einen Umsatz von etwa 2,6 Milliarden Euro.