Social Media ist für Firmen nicht mehr wegzudenken. Die meisten Unternehmer haben das zwar verstanden, oft aber nicht den richtigen Umgang mit den sozialen Netzwerken. Wir haben mit dem Gründer der Facebook-Seite „Unnützes Wissen“, Johannes Skrivanek von der Linzer Online-Marketing Agentur Pulpmedia, über das Thema gesprochen. Was es zu beachten gilt, lesen Sie hier.
Chancen und Gefahren
Social Media kann das Unternehmen und seine Produkte bekannter machen, die Markenvalidität steigern, einen besseren Kontakt mit Kunden ermöglichen und die eigene Reichweite erhöhen. Bei einem falschen Umgang wird dem Bild der Firma in der Öffentlichkeit aber massiv geschadet. Und ein falscher Umgang ist keine Seltenheit, sagt Skrivanek. „Es gibt sehr viele, die sehr viel richtig machen, und sehr viele, die sehr viel falsch machen“. Oft würden die Ressourcen unterschätzt werden. Skrivanek: „Bei meiner Arbeit sind uns schon viele Unternehmen untergekommen, die zwar einen Facebook-Account haben, den dann aber nicht betreuen“. Potentielle Kunden posten auf die Pinnwand, wollen Informationen über ein neues Produkt oder beschweren sich – und bekommen keine Antwort. „Die sind dann demensprechend verärgert“.
Wenn Unternehmen zu cool wirken wollen, ihre Kunden ignorieren oder gar nicht ernst nehmen, kann es im schlimmsten Fall zu einem sogenannten „Shitstorm“ kommen. Dabei bricht ein Sturm der Entrüstung aus. Tausende User beschweren sich, beschimpfen das Unternehmen und sich gegenseitig – eine normale Diskussion wird unmöglich. Der Albtraum für jede Marketingabteilung. So beschwerten sich etwa zehntausende empörte Benutzer auf Facebook bei der Supermarktkette Billa. Was war passiert? Das Unternehmen hatte geschälte Bananen in Plastikhülle verpackt, ein empörter Kunde teilte ein Foto davon im Internet. Sogar internationale Medien berichteten über den Shitstorm. Erst einige Tage später reagierte die Firma mit einer Stellungnahme – zu langsam im Internetzeitalter. Das genannte Beispiel ist zwar ein Extrembeispiel. Um dem vorzubeugen, empfiehlt Skrivanek seinen Kunden aber trotzdem, das Internet zu überwachen, um im Notfall rechtzeitig gegensteuern zu können. Auch die Mitarbeiter sollten geschult und für Social Media sensibilisiert werden.
Die richtige Strategie
„Wir haben schon länger nichts mehr auf Facebook gepostet, was nehmen wir?“. Hin und wieder einen Link online stellen oder ein Produkt präsentieren und das Beste hoffen – das reicht nicht. „Man braucht eine klare Content Strategie. Wann, warum und was verbreite ich über welche Kanäle? Das sollte man sich immer bewusst machen“, erklärt Skrivanek. Dabei gilt es aber, die Spontanität zu wahren. Firmen mit einem perfekt ausgefeilten Redaktionsplan für Facebook würden zu steif oder gar unsympathisch herüberkommen. Damit lässt sich das vorwiegend junge Publikum nicht ansprechen. Auch nicht von zu viel Eigenwerbung. Viel wichtiger sei ein authentischer Auftritt und der Dialog mit Kunden. Ein Blick über den Tellerrand schadet nicht – sorgfältig ausgewählte Bilder von Betriebsfeiern oder dem Büroalltag vermitteln ein sympathisches Bild vom Unternehmen.
Social Media ist nicht nur Facebook
Google+, Twitter, pinterest, YouTube und standortbezogene Dienste wie foursquare: Es gibt viele Möglichkeiten, um sich im Internet zu präsentieren. Meist ist es zwar nicht notwendig und sinnvoll, auf allen Kanälen vertreten zu sein. „Viele Firmen denken bei Social Media aber nur an Facebook, das ist zu wenig“, sagt Skrivanek.
Wohin entwickelt sich Social Media?
Der Einfluss des Internets wird immer größer und Social Media dadurch wichtiger denn je für Unternehmen. „Durch das Zusammenrücken online wird die Welt zum Dorf. Unternehmen sind gezwungen, sich ehrlicher zu präsentieren und ihre Werbestrategie zu überdenken“, sagt Skrivanek. Der Mann vermutet, dass sich Online- und klassische Werbeagenturen bald auf Augenhöhe begegnen werden.
Kurzinterview mit Johannes Skrivanek
Mehr als 750.000 Fans hat die Seite „Unnützes Wissen“ auf Facebook mittlerweile. Die Seite ist im österreichweiten Social Media Ranking unter den Top Ten und im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Sie sind der Gründer – wie kam es dazu?
SkrivanekDas war ein Experiment. Als Facebook nach Österreich übergeschwappt ist und StudiVZ in Deutschland noch dominiert hat, haben wir einige Dinge ausprobiert. Wir haben „Unnützes Wissen“ und noch circa 30 andere Seiten gegründet und eine virale Werbestrategie getestet. Das war unsere Spielwiese für spätere Projekte.
Welche Strategie war das?
SkrivanekWir haben versucht den Facebook-Ad-Server besser kennen zu lernen und haben dann mit wenig Kapital Werbung in kleinen Nischen-Zielgruppen gemacht. Zum Beispiel haben wir die Seiten besonders bei Hagenberger Studenten beworben –also bei Personen mit einer besonders hohen Online-Affinität. Dadurch hat sich „Unnützes Wissen“ schnell im Internet verbreitet.
Und dann?
SkrivanekWir waren schnell bei 100.000 Likes, ab 250.000 war es ein totaler Selbstläufer. Dann ist das Buch entstanden und es gab diverse Radiointerviews. Bald kommt das zweite Buch zu „Unnützes Wissen“heraus. Mittlerweile halten wir in Städten wie München, Hamburg und Zürich Vorträge über virale Werbung – auch am Beispiel von der Gruppe „Unnützes Wissen“.