Das „S“ in USA steht für Salzburg. Zumindest, wenn man einen Blick ins beschauliche Bergheim im Norden der Landeshauptstadt wirft. Denn beim dort ansässigen Traditionsunternehmen Ramsauer & Stürmer Software ist mit Aptean ein Global Player am Markt für ERP-Lösungen eingestiegen – aus Georgia direkt ins Salzburger Land. Was hat sich seit der Übernahme vor mehr als einem Jahr alles getan?
„Pass auf: Du hast die Dinge immer so gemacht, wie du sie im Bauch fühlst.“ Genau das hat Markus Neumayr vor etwas mehr als 365 Tagen zu sich selbst gesagt. Nämlich dann, als es für den damaligen geschäftsführenden Gesellschafter von Ramsauer & Stürmer darum ging, das US-amerikanische Unternehmen Aptean als Investor mit an Bord zu holen. Was ursprünglich in dieser Form gar nicht geplant war, stellt sich heute als maßgeblicher Schritt heraus, um seinen Betrieb auf das berühmte nächste Level zu heben. „Es gab keinen klassischen Suchprozess nach Investor:innen. Während der Pandemie kam die Idee, sich breiter aufzustellen, und anschließend waren wir schnell in von Beginn an eher partnerschaftlichen Gesprächen mit großen ERP-Anbietern“, erinnert sich Neumayr.
Ein organisatorischer Konzern kam für den R&S-Chef jedoch nicht in Frage, was die Auswahl etwas einschränkte. Stattdessen sollte es ein Partner mit einer Produktlinien-Strategie werden, die sich für lokalisierte Märkte eignet. „Schlussendlich waren drei Firmen in der engeren Auswahl und ich habe mich für Aptean entschieden, weil ich dort die beste Perspektive gesehen habe.“ Gesagt, getan. Seit September 2021 befindet man sich in der Integrationsphase. Oder salopp formuliert: Es findet gerade viel Veränderung statt. „Wir entwickeln gemeinsame Strategien in der Produktentwicklung und gehen über die bis dato eigentümergeführte und dadurch geprägte Struktur hinaus. Jemand, der nicht bei uns in Bergheim, sondern viel weiter weg sitzt, hat ein ganz anderes Informationsbedürfnis, als das bisher intern der Fall war“, erklärt Neumayr.
Technologiebrücken in die Zukunft bauen
Als langjähriger Experte auf dem Gebiet ist er überzeugt, dass die Cloud den ERP-Markt langfristig bestimmen wird. „Ich habe mich intensiv mit der Frage beschäftigt, wohin die Reise geht. Und diese führt meiner Meinung nach durch Konzentration immer stärker in Richtung Cloud.“ Trotz Boom während der Coronakrise wollte er deshalb einen starken Partner an seiner Seite wissen, um „einerseits die Technologiebrücke in die Cloud entsprechend aufzubereiten und andererseits auf einen Ressourcenpool an Fachkräften zugreifen zu können, die dafür benötigt werden“.
Aber was bedeutet „in die Cloud gehen“ eigentlich? Zum einen geschehe das auf technischer, zum anderen auf operativer Ebene, erklärt Neumayr. „Unsere Kund:innen in die Cloud zu holen heißt, dass sich deren gesamte innerbetriebliche Infrastruktur neu ausrichtet. Funktionale Prozesse, die früher mit eigenem Personal bedient wurden, können entsprechend ausgelagert werden“, so der Experte. In Summe entstehen dadurch flexible Zukunftslösungen, die rund um die Uhr verfügbar sind. „Arbeitsmodelle befinden sich durch Homeoffice sowie die Flexibilisierung der Arbeitszeiten im Wandel – das bisher punktuelle Von-bis wird sich immer mehr auflösen. Es gilt daher, die nötige Struktur zu schaffen, damit Software künftig über die Cloud uneingeschränkt genutzt werden kann und 24/7 betriebsbereit ist.“
Win-win als Partnerschaftsmodell
Begleitend zur Cloud-Strategie will man „am Boden“ die eigenen Stärken beibehalten, insbesondere in Form der hauseigenen Businesssoftware-ERP-Lösung rs2. „Zwar werden wir nach außen hin in Zukunft als Aptean Austria am österreichischen Markt auftreten, ein wichtiges Signal an unsere Kundschaft ist jedoch, dass die rs2-Produktlinie weitergeführt wird“, betont Neumayr. Denn wie die Nachfrage zeigt, zählt diese nach wie vor zu den attraktivsten Komplettlösungen, die in den vergangenen 25 Jahren aufgebaut wurden. „Wir haben, speziell für die Digitalisierung, integrierte Dokumenten- und Workflowprozesse bis hin zu kompletten Ausprägungssystemen in der Logistik, im Finance-System und für die HR entwickelt. Eine derart vollständige Architektur findet man wirklich nur bei den ganz, ganz großen ERP-Produkten, aber eben nicht mehr bei Mittelstandsprodukten“, hebt Neumayr die Vorteile hervor.
Durch den Einstieg von Aptean schlägt man im Grunde zwei Fliegen mit einer Klappe. Auf der einen Seite wird das bisherige Erfolgsprodukt stärker positioniert und weiterentwickelt. Auf der anderen Seite fasst das US-Unternehmen mit alternativen Aptean-Produkten leichter in Österreich Fuß. Ein Win-win-Modell ist es also, was die erfolgreiche Partnerschaft auszeichnet. „In mehr als 50 Ländern tätig, hat sich die Aptean Gruppe vor einigen Jahren das Ziel gesetzt, 500 Millionen Dollar Umsatz zu erwirtschaften. Heute lautet unsere Vision, innerhalb der nächsten Jahre die Eine-Milliarde-Marke zu knacken“, gibt Neumayr einen Ausblick.
Naheliegend, dass dieses anorganische Wachstum international in vielen Märkten erfolgen muss. Große Chancen sieht der R&S-Geschäftsführer vor allem im DACH-Raum. „Unsere Aufgabe wird es sein, die gemeinsame Produktpalette in diesen definierten Märkten überall dort, wo sie hineinpasst, entsprechend auch zu positionieren.“ Spätestens nach Abschluss der Integrationsphase will man so 2023 nicht nur gemeinsam in die Cloud, sondern auch in eine erfolgreiche Zukunft gehen._
Cloud-Lösungen sind die Zukunft.
Markus Neumayr
Managing Director, Aptean Austria