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Export 2030: Zukunfts- oder Auslaufmodell?

Grüne Transformation, digitaler Wandel, Arbeitskräftemangel. Die Liste der Herausforderungen für die heimische Exportstärke ist lang. Sind Hopfen und Malz bereits verloren oder blüht die Zukunft des Exports? Zwei Perspektiven aus der Industrie bringen Licht ins Dunkel.

3 Fragen an …

Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer, OÖ Industriellenvereinigung

Von der Erkenntnis „Der Roboter nimmt dem Menschen den Job nicht weg“ hin zu einer völlig neuen Angst vor nicht ausreichend regulierter Künstlicher Intelligenz. Wird diese Angst den erhofften Fortschritt hemmen?

Joachim Haindl-Grutsch: Die Angst vor Maschinen und Robotern gibt es seit der ersten industriellen Revolution, doch Szenarien wie in der „Terminator“-Reihe oder in Science-Fiction-Filmen sehe ich hier nicht. Nach wie vor gibt es eine Vielzahl an monotonen Tätigkeiten, bei denen die KI uns Menschen entlasten kann, wodurch sie auch eine wichtige Rolle in der Bewältigung des Arbeitskräftemangels spielt. Zum einen heben wir uns durch die menschliche Kreativität und Innovationskraft von Künstlicher Intelligenz ab, zum anderen sind entsprechende Regulierungen möglich und auch nötig.

Steigende Personal- und Energiekosten, strapazierte Lieferketten und internationale Konkurrenzmärkte, die stärker subventioniert werden. Wie bleibt die heimische Exportstärke trotz anhaltender Krisen wettbewerbsfähig?

Joachim Haindl-Grutsch: Das Erfolgsmodell Export, das gerade Österreich und Deutschland, aber auch Europa in Summe auszeichnet, steht zur Disposition. Wir sehen, dass sich die Lieferketten neu sortieren und Großmächte wie Asien und die USA eigene, abgeschottete Märkte ohne Abhängigkeiten formen. Wenn das im Ergebnis bedeutet, dass Europa nur noch für Europa produziert und wir Produktionen in Amerika und Asien eröffnen, um dort lediglich die lokalen Märkte zu bedienen, dann gerät das Exportmodell Europa stark unter Druck – die steigenden Kosten verschärfen die Lage. Um dem entgegenzuwirken, brauchen wir bessere Bildung, topausgebildete Fachkräfte und die Bereitschaft, mehr statt weniger zu arbeiten. Ansonsten droht angesichts der demografischen Entwicklungen ein böses Erwachen.

Die Digitalisierung der heimischen Produktion gilt als einer der entscheidenden Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft. Welche Etappe liegt hier noch vor uns?

Joachim Haindl-Grutsch: In Sachen Digitalisierung der industriellen Produktion ist Mitteleuropa weltweit führend – mehr Kompetenz in Produktionsprozessen wie beispielsweise beim Fahrzeug- und Maschinenbau gibt es nirgendwo. Entscheidend ist bei der Digitalisierung jedoch, dass man die Ziellinie nie erreicht, sondern sich diese stets dynamisch weiterverschiebt. Es entstehen ständig neue digitale Technologien, die wir integrieren und zu unserem Vorteil nutzen müssen. Hier sind wir auf einem sehr guten Weg.

Das Modell ‚Export‘ steht zur Disposition.

Joachim Haindl-Grutsch Geschäftsführer, OÖ Industriellenvereinigung

3 Fragen an …

Robert Machtlinger, CEO, FACC

Europa muss sich als zentraler Markt zwischen China, Indien und den USA, die untereinander vergleichsweise wenig verflochten sind, behaupten und rüsten. Was braucht es dafür?

Robert Machtlinger: Wir exportieren 100 Prozent unserer Entwicklungen in die globale Welt. Unsere Kunden kommen vor allem deshalb nach Österreich, weil wir etwas anbieten, das es sonst nirgends auf dieser Welt gibt. Und das zeichnet uns aus. Wir müssen also auch in Zukunft schauen, dass wir in Sachen Innovation, Qualität und Effizienz immer einen Schritt voraus sind – das macht das Unternehmen FACC global erfolgreich. Und ich glaube, das ist auch ein wesentlicher Punkt für die europäische Wirtschaft. Wir müssen Technologien und Innovationen entwickeln, die der Welt zuträglich sind, und unsere Fachkräfte aus- und weiterbilden.

Große Industriebetriebe stehen unter Generalverdacht, Klimasünder zu sein und auf Kosten der Umwelt Profit zu machen. Dabei entsteht häufig dort die Innovation, die nachhaltigen Fortschritt erst ermöglicht. Was entgegnen Sie diesem Vorurteil?

Robert Machtlinger: Ein Gegenbeispiel: Flugzeuge der jetzigen Technologiegeneration sind um 25 Prozent effizienter als ihre Vorgänger, das spart gewaltig viel Treibstoff. Wir leisten einen Beitrag dazu, das CO2-freie Fliegen bis 2050 zu ermöglichen. Im Unternehmen selbst haben wir die fossilen Energieeinsätze seit 2005 bis 2022 von 100 auf 18 Prozent reduziert. Sprich, wir haben 82 Prozent der fossilen Energieaufwendungen über neue Technologien, Photovoltaik, Geothermie und andere Maßnahmen wegsubstituiert und so leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz – vor allem als großer Industriebetrieb mit rund 3.000 Beschäftigten.

Sie dürfen einen Appell an die Politik und unsere Gesellschaft richten. Wie brechen wir gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft auf?

Robert Machtlinger: Wir brauchen Visionen – für Österreich, für Europa. Wir brauchen Offenheit und Innovation. Was die Politik uns bieten kann, ist ein Umfeld im Bereich der Standort- und Energiepolitik sowie bei der Aus- und Weiterbildung, um den Standort international attraktiv zu machen. Der Klimawandel geht uns als Gesellschaft alle an. Hier werden viele disruptive Innovationen zusammenspielen müssen. Dafür brauchen wir Stabilität, wir brauchen Performance, und wir brauchen globale Wettbewerbsfähigkeit._

Wir brauchen Stabilität, Performance und globale Wettbewerbsfähigkeit.

Robert Machtlinger CEO, FACC

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