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GREENdustrie, aber wie?

Der „Green Deal“ ist zu abstrakt? Vielleicht sind der „Green Steel“ und seine Vorteile für den Klimaschutz ja etwas greifbarer. Oder lieber doch CO2-Einsparungen dank Leichtbau und die Hebelwirkung von Künstlicher Intelligenz? Wir holen drei Innovationstreiber aus Österreich vor den Vorhang.

Primetals Technologies

Grüne Stahlproduktion für mehr Klimaschutz – dafür hat Primetals Technologies Austria eine eigene „Green Steel“-Taskforce etabliert. Das Unternehmen gilt als technologischer Pionier und weltweit führend in den Bereichen Engineering, Anlagenbau und Lifecycle-Services für die Metallindustrie.

Alexander Fleischanderl, Head of Green Steel und Senior Vice President, ist sich der Verantwortung in der grünen Transformation der Industrie bewusst. „Gerade der Stahlsektor zählt mit acht bis neun Prozent des globalen CO2-Fußabdrucks zu den größten Verursachern von Treibhausgasen. Es macht daher absolut Sinn, dort den Hebel anzusetzen – die Herausforderungen sind enorm groß.“ Bei grünem Stahl steht jedoch nicht nur die CO2-Emissionsreduktion im Vordergrund. „Sondern auch die gesamte Zirkularität, also die Weiterverwendung der Nebenprodukte sowie der Wiedereinsatz von Stahlschrott am Ende des Lebenszyklus.“

Primetals verfolgt dafür eine klare Strategie. „Schrittweise raus aus kohlebasierten Verfahren hin zu mehr Elektrifizierung. Etwa indem man auf Elektrolichtbogenöfen statt Hochöfen setzt.“ Darüber hinaus geht es darum, in allen Verfahrensschritten und Bereichen auf fossile Energieträger weitgehend zu verzichten – von der Erzaufbereitung bis zum fertigen Stahlprodukt. „Wir blicken ambitioniert in Richtung wasserstoffbasierter Prozesse. Das wird ein Marathon, aber die traditionellen und großen Stahlerzeuger haben sich alle dieser Strategie verschrieben und wir unterstützen sie bei der Umsetzung.“ Warum man heute schon in grünen Stahl investieren sollte, anstatt den Weiterbestand der konventionellen Erzeugung zu forcieren? „Die langfristigen Vorteile überwiegen auf mehreren Ebenen. Und dieser Weg ist alternativlos. Schon heute steigt der Bedarf an grünem Stahl am Abnahmemarkt massiv“, betont Fleischanderl und ist überzeugt, es werde einmal der Zeitpunkt kommen, an dem konventionell erzeugter Stahl nicht mehr marktfähig ist.

„Der Umbruch der Stahlindustrie ist zwar eine Belastung …

… aber auch eine Riesenchance für die Branche. Im Wesentlichen geht es auch darum, diese Schlüsselindustrie in Europa zu halten. Sie ist zu eng mit unserer Infrastruktur, der Automotive-Industrie und der Erzeugung von Elektrostahlblechen für die E-Mobilität verbunden.“ Von einer zögerlichen Herangehensweise an die Transformation rät der Experte daher ab. Vor allem, da die Digitalisierung als maßgeblicher Beschleuniger für unzählige Prozesse genutzt werden kann. „Sie ist ein Um und Auf, das selbst massiv an Geschwindigkeit gewinnt.“

Die entstehende Dynamik in seiner Branche mache diese aber attraktiver für junge Menschen, findet Fleischanderl. „Stahl war vermutlich das langweiligste Thema des vergangenen Jahrzehnts. Jetzt ergeben sich spannende Möglichkeiten durch die enge Verbundenheit mit der Energiebranche, die Abnahme der Nebenprodukte und neue Businessmodelle rund um die nachhaltige Erzeugung. Das schafft Möglichkeiten für die vielen klugen Köpfe da draußen.“

Schon heute steigt die Nachfrage nach grünem Stahl massiv – dieser Weg ist alternativlos.

Alexander Fleischanderl Head of Green Steel & Senior Vice President, Primetals Technologies Austria

Pro²Future

Politik und Gesellschaft verlassen sich im Kampf gegen den Klimawandel auf Erkenntnisse aus der Forschung. Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um und welche Erwartungshaltung haben Sie im Gegenzug?

Alois Ferscha: In der wissenschaftlichen Forschung stellen wir leider oft fest, dass politische Entscheidungsträger:innen, auch die Gesellschaft als Ganzes, die Erkenntnisse aus der Forschung nicht als Grundlage für das Handeln heranziehen. Der Club of Rome hat 1972 – sprich vor 50 (!) Jahren – in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ auf absehbare ökologische Katastrophen verursacht durch ungebremste Wachstumsmanien hingewiesen. Die Klima-Warnrufe der Wissenschaft in den frühen 90er Jahren, die Kyotoziele, jüngst das Pariser Abkommen haben allesamt gefühlt wenig Wirkung auf Nachhaltigkeits-Denkweisen gehabt. Erst die Unwetter-, Dürre-, Hunger-, Armuts-, Flüchtlings-, ja sogar Kinderrechtskatastrophen der letzten Jahre machen klar, dass nicht nur alle betroffen, sondern auch alle verantwortlich sind. Die Herausforderung der Forschung war immer die Erweiterung des durch empirische Evidenz abgesicherten Erkenntnisstandes. Denn nur dieser kann die Grundlage für Weiterentwicklung sein. Die Erwartungshaltung der Forschung ist eigentlich sehr bescheiden: Dies einfach nur zur Kenntnis zu nehmen.

Wissenschaftliche Warnrufe hatten gefühlt wenig Wirkung auf Nachhaltigkeits-Denkweisen.

Alois Ferscha Scientific Director & Key Researcher, Pro²Future

5 Hebelwirkungen von Künstlicher Intelligenz zum Thema Nachhaltigkeit

  • 1 In der Klimaforschung, speziell in der Klimamodellierung – für mehr Verständnis komplexer Zusammenhänge der Klimaeinflussgrößen, die sich mit menschlich-analytischer Herangehensweise zum Teil nicht erschließen.
  • 2 Als Konsequenz daraus auch im Umweltmonitoring und Umweltmanagement. KI kann die Dynamik der verschmutzungsbedingten Umweltveränderung und den aktuellen Gesamtzustand aus einer großen Menge von Umweltdaten aus heterogenen Quellen ermitteln.
  • 3 Die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen in Verkehr, Industrie, Landwirtschaft, Handel und Logistik sowie Tourismus und Freizeitgestaltung wird überwacht.
  • 4 Pro²Future zeigt schon heute den Einsatz von KI im Abfallmanagement (z. B. die kritische Herausforderung der Stofftrennung und -sortierung zur zyklischen Wiederverwendung durch robotische Greifer, die durch Beobachtung menschlicher Sortierer:innen nach dem Reinforcement-Learning-Prinzip trainiert werden).
  • 5 In weiteren Bereichen, etwa in der Sensibilisierung für Klima- und Umweltschutz , bei Bildungsmaßnahmen, im Ressourcenmanagement oder der Zykluswirtschaft.

7 Wege, wie Pro²Future zur nachhaltigen und digitalen Transformation der Industrie beiträgt

  • 1 Verbesserung der Energieeffizienz in der Produktion, beispielsweise durch Frontloading
  • 2 Optimierung von Produktionsprozessen , etwa durch Minimierung des Materialeinsatzes oder Früherkennung von Ausschuss
  • 3 Zeittaktung von Fertigungslinien , Routen- und Lagerbestandsoptimierung, Reduzierung von Leerfahrten
  • 4 Entwicklung und Einsatz nachhaltiger Verpackungssysteme
  • 5 Analytik und Visualisierung von GHG-Emissions-Reduktion in der Stahlerzeugung
  • 6 Product-as-a-Service-Herangehensweise bei der Industrieproduktgestaltung oder Produkten im Consumer-Bereich
  • 7 Root-Cause-Analysemethoden zur Erklärung komplexer, hochgradig überlagerter Ursache-Wirkungs-Ketten für die Gestaltung nachhaltiger Produktionssysteme

FACC

Bis 2040 wird die gesamte Produktion des Unternehmens CO2-neutral sein. Schon heute trägt die FACC mit ultraleichten Materialien dazu bei, die CO2-Emissionen von Flugzeugen drastisch zu reduzieren. „In Zukunft gehen wir sogar noch weiter: mit Leichtbauteilen aus nachwachsenden Rohstoffen und alternativen Herstellungsmethoden“, betont CSR-Manager Patrick Doppler._

Unsere Leichtbau-Innovationen machen die Luftfahrt grüner.

Patrick Doppler CSR-Manager, FACC

#Gedankensprung mit Patrick Doppler

Deshalb wurden wir zum IMWF-Innovationssieger 2023 gekürt_ Weil wir im Bereich Urban Air Mobility international zu den Pionieren gehören!

Eine Maßnahme, dank der wir unseren CO2-Fußabdruck verkleinern_ Wir setzen bei der Raumwärme zu 100 Prozent auf Geothermie und Wärmerückgewinnung und der in der Produktion verwendete Strom wird zu 100 Prozent aus Wasserkraft generiert.

Nachhaltiges Wachstum bedeutet für uns_ verantwortungsvolles Handeln und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen.

Eine „grüne Hebelwirkung“, die wir durch unsere Innovationen ermöglichen_ Je leichter ein Flugzeug, desto weniger Treibstoff wird benötigt – unsere Leichtbau-Innovationen machen die Luftfahrt grüner.

2030 wird die Luftfahrtindustrie_ ihren CO2-Footprint drastisch verkleinert haben.

Dieses Vorurteil über unsere Branche würden wir gerne aus der Welt schaffen_ Dass der Flugverkehr ein weltweiter Haupttreiber der CO2-Emissionen ist. Er hat einen Anteil von rund drei Prozent – den wir in den kommenden Jahren weiter senken werden.

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