Der Lack des frisch polierten Oldtimers glänzt, im Schritttempo fährt Christian Urban eine Feldstraße nahe des Pleschinger Sees entlang. „Der würde noch um einiges schneller gehen, 180 PS und bis zu 200 Kilometer pro Stunde Maximalgeschwindigkeit“, sagt Urban stolz und wirft einen beinahe zärtlichen Blick auf sein Auto. Man kann ihn verstehen: Sein Mercedes SL 280 ist der Traum jedes Oldtimerfans. Mit seiner für die damalige Zeit beeindruckenden Kraft und der (damals alles andere als üblichen) Servolenkung. Baujahr 1968, nur drei Vorbesitzer, „unverbastelt“, also so nahe am Originalzustand wie möglich, mit Original-Teilen aufwendig restauriert. „Für Oldtimer-Kenner ist es wichtig, dass das Auto nicht von irgendeinem Tuner modifiziert wurde und möglichst ursprünglich ist“, sagt Urban. Für Experten ist der SL 280 schlicht der Mercedes „Pagode“ – da sein nicht fix installiertes Dach die Form einer Pagode hat. Seit sechs Jahren ist Urban offiziell Besitzer des Wagens, damals überlässt ihm sein Vater den Oldtimer. „Wir haben diese Leidenschaft schon immer geteilt, als kleines Kind bin ich oft mit ihm mitgefahren, mittlerweile will er sich nicht mehr so intensiv darum kümmern und hat ihn mir gegeben“, erzählt Urban.
Ein Stück Freiheit
Für ihn gibt es nichts Besseres, als nach einer intensiven Arbeitswoche in seinen Oldtimer zu steigen und neue Orte zu erkunden. „Für mich ist das ein Stück Freiheit, das ich abseits aller Verpflichtungen habe“, sagt er, „ähnlich wie bei einem Cowboy früher, der auch schon mal mit seinem Pferd hinausgeritten ist, wenn er seine Ruhe haben wollte“. Wobei: Gänzlich alleine mit seinem Auto ist Urban bei seinen Touren nie. Immer an Board: Die fünfjährige Beagle-Dame „Zookie“, Urbans zweite Leidenschaft, die sich mit seiner ersten kombinieren lässt. Ob ins Büro oder zu den Ausflügen: Zookie ist ohnehin fast immer dabei, Beagles sind Rudel-Tiere und fühlen sich alleine nicht wohl. Als Kind und später Jugendlicher wollte der Geschäftsführer schon unbedingt einen Hund haben, bekam aber nie einen. „Eines Tages habe ich mir dann gesagt, jetzt bin ich groß, jetzt kaufe ich mir einen“, erinnert sich Urban und schmunzelt. Aber auch dann musste er Überzeugungsarbeit leisten: Seine Frau wollte lieber eine Katze, war aber glücklicherweise ohnehin allergisch. „Trotzdem dauerte es insgesamt zwei Jahre, sie zu überzeugen, schließlich wendete ich einen Trick an: Ich habe mit ihr die Welpen angesehen, dann konnte sie nicht mehr nein sagen“, sagt Urban. Seine Hauptmotivation für den Hund: regelmäßige Bewegung bei jedem Wetter. „Mit einem Hund muss man täglich zwei Mal raus, spazieren gehen, egal ob es regnet oder stürmt. Auch das ist ein optimaler Ausgleich für mich, wo ich mich zurückziehen und entspannen kann“, sagt er. Zookie macht es ihm aber nicht immer einfach. Weil Beagles eigentlich für die Hasenjagd gezüchtet sind, muss die Hündin ihn bei den Ausflügen stets angeleint begleiten. Zu groß ist die Gefahr, sie könnte eine Fährte aufnehmen und diese dann tagelang verfolgen. Das ist schon einmal passiert: „Da ist Zookie ausgerissen und tagelang im Wald herumgestreift, bis sie wieder vor unserer Wohnung war und jaulte.“
Neue Orte erkunden
Heute verhält sich Zookie jedenfalls vorbildlich. Fast majestätisch blickt sie während des Fotoshootings in die Landschaft. Zu erkunden gibt es bei den Ausfahrten einiges, nicht nur für die Hündin. Urban liebt es, noch unbekannte Ortschaften in der Nähe zu erkunden. „Ich bin ein Landschafts- und Besichtigungfahrer und kein Schnellfahrer, ich versuche immer neue Wege zu finden, meistens fahre ich ohne Plan einfach drauf los“, erzählt er. Im Winter und für die alltäglichen Fahrten bleibt der Oldtimer aber in der Garage, auch wenn er völlig alltagstauglich wäre, sein Besitzer will ihn jedoch schonen. Highlight ist einmal im Jahr eine größere Ausfahrt ins Ausland mit Freunden, die normalen Schönwetterfahrten unternimmt Urban im Schnitt etwa einmal pro Woche. Die Faszination des Geschäftsführers für Autos hat eine lange Geschichte. Schon als Kind spielte er mit Matchboxautos, mit der Zeit wurde seine Begeisterung immer größer. „Ich habe begonnen, extrem viel Fachliteratur zu lesen, habe Oldtimer- und Youngtimer-Magazine abonniert und lese auch heute noch extrem gern darin“, sagt er.
Die Energie, die Urban mit seiner Leidenschaft gewinnt, investiert er vor allem in sein Unternehmen. Die USP Außenwerbung bietet Werbeflächen auf Plakatwänden in ganz Oberösterreich. Vor einigen Jahren übernahm er von seinem Vater die Geschäftsführung. Die Übergabe wurde problemlos über die Bühne gebracht. Und während der Werbemarkt abseits des Internets in manchen Bereichen zurückgeht, spürt man davon bei den Plakatwänden noch nichts. Im Gegenteil. „Es gibt Umfragen zu Sympathien von Konsumenten zu den Werbeträgern, und da nehmen Plakate den ersten Platz ein“, sagt Urban. Wie groß das öffentliche Interesse an Werbekampagnen im Plakatbereich ist, könne man bei den Wahlen beobachten, wo die Plakatkampagnen der Parteien oft kontrovers diskutiert werden. „Das Plakat ist nach wie vor ein tolles Medium, um flächendeckend schnell Botschaften zu verbreiten und einen hohen Werbewert zu kreieren“, sagt Urban. Doch auch das Geschäft verändert sich: Die Digitalisierung läuft an, wenn auch sehr langsam. „An hochfrequentierten Standorten wie am Stephansplatz in Wien gibt es schon die ersten digitalen Anzeigen, dort zahlt sich das wegen der gewaltigen Reichweite aus, bis sich das flächendeckend durchsetzt, wird es aber noch dauern“, sagt Urban. Die große Herausforderung für Außenwerbungs-Anbieter sei es heutzutage, an gute neue Standorte für die Plakate zu kommen. Bei der USP Außenwerbung will man gezielt die Qualität der Werbeflächen erhöhen. „Wir wollen die Plakatlandschaft verbessern und weniger gute Standorte zu Gunsten von hochqualitativen, neuen Standorten abbauen.“ Derzeit bietet sein Unternehmen mehr als 3.000 Plakatflächen in Oberösterreich und 40 Rollingboards an. Der oberösterreichische Markt ist übrigens umkämpft wie sonst keiner: Hier gibt es gleich vier größere Anbieter, die miteinander konkurrieren, in Wien sind es nur zwei.
Wie der Vater, so der Sohn
Mittlerweile ist die Rundfahrt beendet, wir kehren zur Garage zurück, in der sich der Mercedes bis zur nächsten Ausfahrt erholen darf. Am Rückweg sind uns einige staunende Blicke aufgefallen – nichts Ungewöhnliches? „Ich habe das Gefühl, dass der Oldtimer bei den meisten Menschen sehr gut ankommt, man sieht auch schon mal einen Daumen nach oben bei einer Ampel, manchmal wird geklatscht oder gelacht, jedenfalls ist der Kontakt zu anderen Menschen durchwegs positiv“, sagt Urban. Auch zu längeren Gesprächen mit anderen Autonarren kommt es regelmäßig bei Zwischenstopps. Kaufangebote sind da keine Seltenheit. Verkaufen ist für Urban aber keine Option. „Der Oldtimer ist Familienbesitz, der wird nicht verkauft“, sagt er, „mein eineinhalb Jahre alter Sohn wird die Tradition einmal weiterführen, schon jetzt fährt er manchmal mit mir mit, irgendwann gehört das Auto ihm.“ In der Garage steht bereits neben dem SL 280 ein anderes SL-Modell – allerdings als Go-Kart-Variante. „Das gehört meinem Buben, damit übt er jetzt schon fleißig“, sagt Urban und lacht._