Change, change, change. Wenn ein Wandel im Unternehmen ansteht – egal ob durch die Zusammenführung zweier Konzerne, das Ziel, effizienter zu werden oder die Erschließung neuer Märkte – Changemanagement ist kein Kinderspiel. Schon gar nicht, wenn man als neue Führungskraft diesen Wandel einläutet. Wichtigster Erfolgsfaktor dabei: Klarheit. Darin sind sich die drei Führungspersönlichkeiten, die seit kurzem eine neue Position besetzen, einig.
Harald Schöffl
„Klar in der Sprache und konsequent in der Umsetzung.“
Ein Chirurg muss vor allem eines sein: präzise. Und das gilt wohl für keinen so sehr wie für einen Mikrochirurgen. „Hier braucht es sozusagen Präzision zum Quadrat“, erklärt Harald Schöffl, der bis vor kurzem im Operationssaal stand, sich schon früh mit Mikrochirurgie beschäftigte und sich als Facharzt sowie Chirurg einen Namen machte. Seit April sind weniger seine manuellen Fertigkeiten und mehr seine geistigen gefragt – er soll als neuer Vorstandsdirektor die Gespag (Oberösterreichische Gesundheits- und Spitals-AG) zu einem Gesundheitskonzern entwickeln. Und das finde er „unheimlich spannend“, sagt der gebürtige Steyregger. „Ich habe jeden Tag Freude daran, zu arbeiten.“
Seine Aufgaben haben sich nun geändert, auf Präzision setzt er aber immer noch und sein Arbeitspensum ist auch gleichgeblieben. Die große Frage sei für ihn jetzt: Wie kann man Strukturen schaffen und optimieren, um effizienter zu werden, und finanzielle Mittel besser ausnützen? „Es ist ja ein plausibles Anliegen des Eigentümers, in unserem Fall des Landes Oberösterreich, die Steuermittel, die wir letztendlich alle miteinander aufbringen, optimal einzusetzen. Das wollen wir als Steuerzahler, aber natürlich auch als Patient.“ Beim Wort „Effizienz“ läuten bei Mitarbeitern in einem Unternehmen für gewöhnlich die Alarmglocken. „Immer dort, wo Unsicherheit und Unklarheit herrschen, gibt es Raum für Spekulation – dieser Raum kann dann ein ungutes Gefühl hervorrufen. Das haben wir von Anfang an vermieden“, denn, so Schöffl weiter, Klarheit in der Sprache und Sicherheit im Unternehmen seien die wichtigsten Themen bei Führung. „Klare Botschaften zu geben, die Überzeugung zu vermitteln, dass wir gemeinsam an einer Win-win-Situation arbeiten und konsequent in der Umsetzung zu sein, darum geht es mir.“ Er sei kein Mann der diplomatischen Akademie. „Man weiß, wie man dran ist“, bestätigt eine seiner Mitarbeiterinnen, Pressesprecherin Jutta Oberweger, schmunzelnd.
Management und Leadership sind nicht Teil des Lehrplans eines Medizin-Studiums. Schöffl hat sich dennoch immer mit Managementthemen auseinandergesetzt. „Das war learning by doing in den vergangenen 20 Jahren“, so der 52-Jährige, der Vater von drei Kindern ist. Dass er es einmal weit bringen würde, war abzusehen: „Ich war immer sehr engagiert, allerdings dachte ich früher eher, dass ich eine rein medizinische oder eine medizinisch-wissenschaftliche Karriere mache. Dass Management so intensiv in mein Leben kommt, hätte ich mir vor 25 Jahren nicht gedacht.“ Bittet man ihn, 25 Jahre nach vorne zu blicken und fragt ihn nach möglichen bahnbrechenden Innovationen in der Medizin oder in der Gesundheitsorganisation, schüttelt er den Kopf. „Bahnbrechende Entwicklungen kommen selten, es geht vielmehr um die leisen und kleinen Schritte, die uns schlauer, schneller und effizienter machen. So wie wir uns auch das Wissen nicht explosionsartig generieren, sondern es uns langsam hart erarbeiten.“ Das Synergieprojekt, die Gespag mit der Kepler Uniklinik näher zusammenzuführen und Ressourcen zu verknüpfen, sei ein gutes Beispiel für so eine positive Entwicklung. „Die wird sich auch maßgeblich auf die Entwicklung des Standortes Oberösterreich auswirken. Wir befinden uns in einem Umfeld, das in allerhöchstem Maße spannend ist – mit der FH für Medizintechnik, der JKU mit ihrem Softwareschwerpunkt Mechatronik und der generellen technischen Prägung des Standortes können interessante Start-ups entstehen. Das ist aber nichts Explosives, sondern etwas, das sich in einem positiven Umfeld entwickeln kann“, so Schöffl. Er sehe einem spannenden Jahrzehnt entgegen. „Und das Interessante ist, dabei mitgestalten und mitentwickeln zu können.“
Gedanken
Was machen gute Führungskräfte anders? _Sie sind klarer und zielorientierter.
Das Schwierigste an meinem Job _Die Fülle an Terminen unterzubringen und sich nicht in zu vielen Details zu verlaufen.
Laut werde ich _nicht. Ich bin kein Schreihals.
Lebensmotto _Habe ich keines. Für mich würde es nicht passen, ein ganzes Leben auf einige Worte zu reduzieren.
Wenn ich nicht diesen Job machen würde, dann _würde ich in einer anderen Führungsfunktion sein.
Mein Karriere-Tipp _Höchste Ausbildungsstandards, Fleiß und Konsequenz
Später soll mir einmal nachgesagt werden _Ich glaube grundsätzlich, dass das Handeln eines Menschen nicht darauf fußen soll, sich zu überlegen, was man bei anderen damit auslöst und was einem nachgesagt werden soll. Sonst wird man leicht opportunistisch, um allen gerecht zu werden.
Petra Nothdurfter
„Es geht immer darum, sich neu zu erfinden.“
„Wenn du eine Chance siehst, die du ergreifen möchtest, dann musst du sie nehmen, nachtragen wird sie dir niemand.“ Das ist es, was ihre Eltern ihr mitgegeben haben. Und Petra Nothdurfter hat sie beim Wort genommen. Sie hat viele Chancen ergriffen, auch wenn diese mit einem Risiko verbunden waren. Zum Beispiel nahm sie drei Mal die Chance wahr, im Ausland Karriere zu machen: zunächst in Kroatien und Tschechien und schließlich in Russland. „Die Entscheidung vor acht Jahren, drei Jahre für Henkel in Russland zu verbringen, hat mich einen ganz großen Schritt weitergebracht“, erzählt die gebürtige Wienerin. „Es war eine große Challenge, weil die Kultur eine völlig andere ist und das Land eine gewaltige Dimension hat.“
Der Standort wechselte, die Branche blieb gleich: „Seit 20 Jahren ist die Konsumgüterbranche meine Heimat, Marketing und Sales waren dabei immer meine zwei Schwerpunkte“, erzählt Nothdurfter. Marken bauen, führen und entwickeln ist ihre Leidenschaft. „Das ist ähnlich, wie ein Team zu führen – Marken sind für mich wie kleine Persönlichkeiten, die man wie Mitarbeiter weiterentwickeln kann.“ Dinge zum Positiven zu verändern, das ist es, was sie antreibt. Und das ist es auch, was in „Fast-Moving-Consumer-Goods ganz einfach the name of the game ist“, so Nothdurfter. Es gehe immer darum, sich neu zu erfinden, Dinge neu aufzustellen, an Trends anzuknüpfen, aber Trends manchmal auch auszulassen. „Nicht jeder Trend passt zum Unternehmen – es geht darum, authentische Marken zu bauen und weiterzuentwickeln und damit näher an das Konsumentenherz zu bringen.“ Dieses dynamische Umfeld und die Tatsache, dass in ihrem Job jeder Tag etwas Neues bringt, macht manchen Menschen Angst. Petra Nothdurfter liebt das.
In den vergangenen Jahren beschäftigte sie sich intensiv mit Changemanagement. Und auch in ihrer neuen Führungsrolle gehe es darum, das Unternehmen und dessen Marken kompetitiver zu machen und auf Wachstum zu fokussieren. Einerseits wolle sie die lokale Marke YO in die Konzernstruktur integrieren, andererseits wurde 2014 die Marke Pago akquiriert, womit sich das Unternehmen verdoppelte und es zunächst darum ging, sich strategisch aufzustellen. „Jetzt müssen wir uns am Markt behaupten, diese 130 Jahre alte Marke wieder dynamisieren und auf deren Innovationsgeist setzen“, erklärt Nothdurfter. Wie sie das angehen will? „Mein Stil ist es, den Mitarbeitern Freiheit zu geben, natürlich eine klare Richtung vorzugeben – aber wie jeder Einzelne es schafft, dorthin zu kommen, da vertraue ich auf die Eigenverantwortung meiner Mitarbeiter.“ Braucht jemand mehr Steuerung, gibt sie diese gerne. „Aber dann ist es mir schon wichtig, dass derjenige von selbst kommt und ich ihm nicht nachlaufen muss.“
Ob sie es als Frau schwerer gehabt habe, so eine Karriere hinzulegen? „Nein, ich hab nie einen Nachteil empfunden, ich musste aber auch nie wegen Kindern zurückstecken, weil ich keine habe und somit hatte ich natürlich viel mehr Flexibilität, vor allem was meine Auslandsaufenthalte anbelangt. Da muss man wohl einfach die Wahl treffen: Kinder oder Karriere.“ Einen Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Führungsstil erkenne sie aber schon. „Der Blickwinkel ist meist ein anderer und deshalb ist Diversität in Teams sehr wichtig.“ Wenn sie oft die einzige Frau in Führungsteams ist, fühlt sie sich zwar nie allein und kommt auch gut mit ihren männlichen Kollegen aus, doch „manchmal sitze ich dann so da, folge der Diskussion und denke mir: Worum geht’s jetzt genau?“ Sie lacht. „Das ist wirklich lustig, weil sich Männer hin und wieder in Dinge vertiefen, die ich überhaupt nicht als wesentlichen Punkt der Diskussion sehen würde. Umgekehrt ist es wahrscheinlich ähnlich.“
Gedanken
Was machen gute Führungskräfte anders? _Sie geben Freiraum, sie vertrauen und geben ein klares Ziel vor.
Das Schwierigste an meinem Job _Die Balance zu finden zwischen: Auf der einen Seite meine eigenen Ideen mal hintenanzustellen und dem Team den Raum zu geben, sich zu entfalten, und auf der anderen Seite präsent zu sein und die Richtung vorzugeben.
Laut werde ich _wenn ich mich freue.
Lebensmotto _Es gibt immer eine Lösung.
Wenn ich nicht diesen Job machen würde, dann _würde ich gar keinen Job machen, sondern einfach irgendwo in der Natur sein und mich am Augenblick erfreuen.
Mein Karriere-Tipp _Ärmel hochkrempeln, sich nicht zu schade sein, zuhören, lernen, neugierig sein, an sich selbst arbeiten und viel Energie investieren.
Später soll mir einmal nachgesagt werden _dass ich mit Herz und Hirn die Dinge zum Besseren verändert habe.