Sabine Bothe
„Ich stelle gern Dinge in Frage.“
Eigentlich wollte Sabine Bothe Richterin werden. Und dann ist doch alles ganz anders gekommen. „Durch Zufall bin ich im letzten Gerichtsjahr in der Personalabteilung der deutschen Lufthansa gelandet“, erzählt die gebürtige Deutsche aus Trier. Dass sie nun weder im Gerichtssaal noch in Deutschland geblieben ist, findet sie gut. Denn sowohl im Personalbereich als auch in Österreich hat sie eine neue Heimat gefunden. „Meine beste Entscheidung war, vor zwölf Jahren nach Österreich zu kommen, weil ich mich hier unglaublich wohlfühle.“ Auch wenn sie immer noch gerne nach Deutschland fährt, habe sie hier mit ihrer Familie (ihr Mann ist Deutscher, gemeinsam haben sie drei Söhne) den Familiensitz. „Mich begeistert das Land, aber auch die Arbeitseinstellung – hier wird an der Sache gearbeitet, die Dinge werden aber auch mal lockerer gesehen, Work-Life-Balance spielt eine wichtige Rolle. Von Montag bis Freitag wird hart gearbeitet und am Wochenende genießen alle das wunderschöne Land.“
Harte Arbeit ist es wohl auch, wenn man die Personalagenden des Zusammenschlusses von T-Mobile Austria und des Kabelnetzbetreibers UPC Austria verantwortet. „Es geht für mich nicht einfach darum, dass ein Unternehmen weiterläuft, sondern darum, etwas ganz Neues zu basteln, etwas Größeres, das ist eine superspannende Herausforderung“, so die 45-Jährige. Die Unternehmenskultur spiele dabei eine wesentliche Rolle. Was nicht selbstverständlich ist, nicht jedes Unternehmen hat einen HR-Vertreter auf C-Level, die Bezeichnung CHRO (Chief Human Resources Manager) ist noch nicht in aller Munde. Genau das ist aber Sabine Bothes Rolle bei T-Mobile Austria. Den Zusammenschluss gut zu begleiten, das sei HR-Aufgabe. Und diese gelinge nur dann, wenn man so klar wie möglich mit den Mitarbeitern kommuniziert: „Change ist nicht immer angenehm und sorgt schnell für Unsicherheiten unter den Mitarbeitern. Wir haben daher vom ersten Tag an sehr viel und offen kommuniziert. Wir haben darüber gesprochen, dass es okay ist, wenn man nicht alles gleich toll findet, Veränderung ist nicht immer prickelnd.“ Sie wolle den Leuten Zeit geben und versuchen, sie zu begeistern. Dazu zeigt sie klar Visionen auf. Dass Bothe sowohl die lokale Organisation in Österreich als auch das Headquarter in Bonn kennt (sie pendelte einige Jahre von Wien nach Bonn), mache es leichter für sie, das große Ganze zu verstehen. „So kann ich den Mitarbeitern besser erklären, warum die Dinge so sind wie sie sind.“
Mit Führung kennt sich Bothe aus. Immerhin hat sie 18 Jahre Erfahrung darin, auch große Teams mit bis zu 500 Mitarbeitern zu leiten. „Aber egal ob ich ein kleines oder großes Team führe, wichtig ist mir immer, viel Freiraum zu geben und dass ich ein Team zusammenstelle, das sehr unterschiedlich ist, denn nur so bekommt man unterschiedliche Blickwinkel.“ Dass sie als Teamleader in allen Bereichen Expertin und die Beste im Team ist, darum gehe es ihr ganz und gar nicht. „In Zukunft wird es noch wichtiger sein, als Führungskraft eine reine Coachingrolle zu übernehmen, man muss nicht jeden Job selbst ausführen können.“ Und wenn ihre Mitarbeiter sie eines Besseren belehren, dann „ist das eine wunderbare Sache! Ich habe keine vorgefertigten Meinungen, sondern überdenke gern meinen Standpunkt. Man findet im Team sowieso eine bessere Lösung als im Alleingang“, so Bothe.
Wäre Sabine Bothe keine Frau, sondern ein Mann, würde dann jetzt die Frage kommen: Wie schaffen Sie das alles mit drei Kindern? Wahrscheinlich nicht. Und deshalb ist es wohl etwas ungerecht, ihr nun diese Frage zu stellen. Aber sie brennt so auf den Lippen, sie muss einfach raus. Die Antwort kommt mit einem wissenden Lächeln (klar, welche dreifache Mutter, die so eine Karriere hinlegt, rechnet nicht mit dieser Frage). „Drei Kinder in einer Zeit zu bekommen, in der Karrieren entschieden werden, ist nicht einfach. Aber ich hatte und habe das große Glück, in einem Unternehmen zu arbeiten, wo flexible Arbeitsmodelle möglich sind.“_
Gedanken
Was machen gute Führungskräfte anders? _Sie geben viel Freiraum.
Das Schwierigste an meinem Job _Innerhalb des Mergers dem Thema Kultur den größtmöglichen Raum zu geben.
Laut werde ich _wenn meine Kinder laut werden.
Lebensmotto _Alles wird gut.
Wenn ich nicht diesen Job machen würde, dann _wäre ich Richterin geworden.
Mein Karriere-Tipp _Dinge ausprobieren, die vielleicht nicht so naheliegend sind. Und einfach mal die Hand heben, wenn es große Herausforderungen zu bewältigen gilt.
Später soll mir einmal nachgesagt werden _Dass ich es geschafft habe, im Merger von T-Mobile und UPC die Unternehmenskulturen gut zusammenzuführen.