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„Wir sind keine Tüftler, sondern sehen Potentiale“

Sie haben Ihren Unternehmenssitz in Freistadt im Mühlviertel. Wie können Sie die richtigen Mitarbeiter anlocken, beziehungsweise halten?

KreiselUnseren Mitarbeitern ist es egal, wo wir sitzen, weil wir mittelfristig global tätig sein werden. Einen Trenzer, der daheim pickt, brauchen wir nicht, sondern wir suchen weltoffene Menschen, die etwas bewegen wollen. Wir haben keinen Fachkräftemangel, sondern viele Bewerbungen. Das hat sicher damit zu tun, dass der Name Kreisel im Mühlviertel ein Begriff ist, seit mein Vater und sein Bruder 1976 mit dem Thema Elektro den Grundstein gelegt haben.

Ihre Cousins Johann, Markus und Philipp Kreisel haben sich im Bereich Akkutechnik in der E-Mobilität einen Namen gemacht, Sie entwickeln mit Ihrem Unternehmen Produkte rund um die Themen erneuerbare Energie und Wasser. Ist es Zufall, dass es so viele Tüftler in Ihrer Verwandtschaft gibt?

KreiselWir sind keine Tüftler oder Bastler, sondern sehen Potentiale: Gibt es für eine Idee einen Markt und Partner, die uns bei der Umsetzung unterstützen? Können wir ein Problem lösen? Und wenn das passt, dann suchen wir die besten Leute und gehen es an. Mein Vater und mein Onkel haben mich da in meinem unternehmerischen Denken sehr geprägt.

Inwiefern?

KreiselMein Papa hat immer gesagt, ich darf alles machen, solange es einen nachhaltigen Zweck hat. Und es gibt keinen schöneren Zweck, als für Nachhaltigkeit zu sorgen. Wenn dahinter auch noch ein Geschäftsmodell steckt, das ökonomisch und ökologisch Sinn ergibt, dann ist man dort angekommen, wo jeder sein möchte.

Spielen ethische Überlegungen bei Ihren Entscheidungen immer eine Rolle?

KreiselMeine Frau Melitta engagiert sich seit Jahren beim Verein Karibuworld, der 600 Kinder in Afrika und Indien unterstützt. Einmal im Jahr fahre ich mit, um mit den Menschen vor Ort zu reden und mitzuhelfen. Wasserknappheit ist dort ein großes Problem, da wird ungefiltertes Wasser aus Erdlöchern getrunken. Meine Motivation ist es, jedem Menschen sauberes Wasser und saubere Energie zur Verfügung zu stellen, weil ihm das ermöglicht, produktiv zu sein, was schlussendlich für weniger Krieg, Terrorismus und Flüchtlingsströme sorgt.

Ganz ehrlich: Kann Ihr Produkt wirklich das Leben der Menschen in Afrika verbessern?

KreiselJa, weil wir in Krisenherden kurzfristig Wasser zur Verfügung stellen können. Wir helfen aber auch ganz konkret. Zum Beispiel unterstützen wir mit Karibuworld jetzt einen jungen Mann aus Kenia: Anthony Kali Kimanzi hat Mathematik und Science studiert und macht jetzt an der FH Hagenberg den Master in Energy Informatics. Um sich selbst zu erhalten, arbeitet er in unserem Unternehmen beim Produkt Ntuity als Programmierer aktiv mit. Nach dem Studienabschluss kehrt er wieder nach Afrika zurück und soll uns helfen, dort Fuß zu fassen. Ich finde das total cool, dass wir auf diese Art Wissen und Technologie aus Österreich exportieren.

Ein Thema, das viele Menschen derzeit beschäftigt, ist der Klimawandel. Kann Technologie zu einer Trendwende führen?

KreiselSeit 2010 beschäftige ich mich mit dem Thema Energieeffizienz, also der Erzeugung, Speicherung und Umwandlung von Energie. Ich glaube, dass die Energiewende die Probleme der globalen Erderwärmung und die damit verbundene Wasserknappheit lösen wird. Die Frage, wie wir den privaten und industriellen Energiehunger stillen, wird die nächsten 50, 100 Jahre prägen. Die Menschen werden nicht weniger konsumieren, wir sollten lieber die Konsumprodukte besser, effizienter und ressourcenschonender herstellen. Und das halte ich für

schaffbar.

Woher kommt dieser Optimismus?

KreiselMeine Zwillingssöhne Theo und Finn sind elf Jahre alt, für sie ist ganz selbstverständlich, dass die Energiewende kommt. Die verstehen nicht, warum nach wie vor viele Branchen rücksichtslos Unmengen an CO2 ausstoßen oder jemand noch keine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat. Die amortisiert sich über die gesamte Lebensdauer, das investierte Geld ist sicherer als auf einer Bank. Das Thema Nachhaltigkeit ist bei uns allgegenwärtig, meine Arbeit prägt sie da massiv.

Ganz allgemein: Wie lässt sich Familie mit dem Arbeitspensum als innovativer Unternehmer vereinen?

KreiselIch trenne mein Leben nicht in Freizeit und Arbeit. Wir alle haben 168 Stunden pro Woche zur Verfügung – so unglaublich viel Zeit, die wir nur gut managen müssen. Viele Menschen erkennen den Unterschied zwischen „dringend“ und „wichtig“ nicht. Wichtig ist in der Arbeit alles, was unmittelbar eine finanzielle Auswirkung im Unternehmen hat. In der Familie ist das wichtig, was einen direkten Einfluss auf unsere Beziehung und unser Wohl hat.

Sie sind kürzlich in Zürich Ihren ersten Marathon gelaufen. Ist das Ihr Ausgleich?

KreiselIch muss nicht laufen gehen, um meinen Kopf frei zu bekommen, sondern mein Kopf ist frei, weil ich das mache, was mir Spaß macht und was mich und mein Umfeld weiterbringt. Ich bin dankbar, dass meine Frau das versteht, dass die Arbeit meine Erfüllung ist und ich dadurch immer gut drauf bin.

Gedanken von Walter Kreisel

Diese Innovation sehne ich herbeiRobotik als Ersatz für ausbeuterische Arbeit

Meine besten Ideen habe ichin Gesprächen mit Kunden, Partnern und Freunden.

Die faszinierendste Erfindung der vergangenen Jahresind das Internet und die Cloudsysteme. Die Digitalisierung ist gemeinsam mit der Elektrifizierung ein ziemlich geiler Cocktail.

Meine Freizeit verbringe icham liebsten dort, wo ich nützlich sein kann.

So erkläre ich meinen elfjährigen Söhnen meine ArbeitIch kümmere mich darum, dass saubere Energie und Wasser für euch und eure Kinder eine Selbstverständlichkeit sind.

In fünf Jahren werde ichgenau das Gleiche machen wie heute, denn ich möchte nichts anderes.

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