Mit der Agenda 2030 haben sich die Vereinten Nationen zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung bekannt. 193 Mitgliedsstaaten und 17 globale Nachhaltigkeitsziele sollen die „Transformation unserer Welt“ bringen. Wie das gelingen kann? Vor allem auf kommunaler Ebene …
Doch beginnen wir von vorne: Die Agenda 2030 ist der vorläufige Höhepunkt einer schon längere Zeit währenden Debatte über nachhaltige wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung – so die Ankündigung des Bundeskanzleramtes. Am 25. September 2015 wurde die Agenda 2030 bei einem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen beschlossen. Alle Mitgliedsstaaten haben sich dazu verpflichtet, auf die 17 festgelegten globalen Nachhaltigkeitsziele – auch bekannt als SDGs (Sustainable Development Goals) – hinzuarbeiten. So wurden am 12. Jänner 2016 per Ministerratsbeschluss auch alle österreichischen Bundesministerien mit der Umsetzung beauftragt.
„Die Universalität der SDGs besagt, dass alle Ziele für alle Länder gelten. Die Verantwortung für die Umsetzung der Ziele liegt sowohl im Inland als auch auf internationaler Ebene. Das heißt aber auch, dass jedes der 17 Ziele in jedem Land und jeder Region unterschiedlich interpretiert werden muss“, erklärt Johannes Meinhart, Nachhaltigkeits- und Umweltmanager der oberösterreichischen Regionalentwicklungsagentur RMOÖ. Und das benötigt Übersetzungsarbeit. Während beispielsweise das siebte Ziel „saubere Energie“ weltweit mancherorts bedeutet, überhaupt Energieversorgung herzustellen, bedeutet es in Österreich vor allem, Energieeffizienz zu fördern und den Energiebedarf durch erneuerbare Quellen abzudecken. Aber: Wie werden diese Ziele korrekt übersetzt?
X-Faktor Kommunen
„Viele globale Probleme werden auf kommunaler Ebene sichtbar und können auch hier gelöst werden. Die Nachhaltigkeitsziele betreffen die ganze Welt und müssen daher auch global diskutiert werden. Umsetzbar werden sie aber erst, wenn man sie herunterbricht und greifbar macht“, ist Meinhart überzeugt. „Städten und Gemeinden kommt damit die entscheidende Rolle bei der Verwirklichung der globalen Ziele zu.“ Auch Christine Rehberger, ebenfalls Regionalmanagerin für Nachhaltigkeit und Umwelt bei der RMOÖ, bestätigt: „Vor allem bietet die lokale Ebene den Rahmen, Neues auszuprobieren und Innovationen auf den Weg zu bringen. Hier kann konkret untersucht werden, welche Lösungen in Bezug auf die SDGs bereits vorhanden sind und wie man diese wirklich anhand der Bedürfnisse der Menschen vor Ort weiterentwickeln kann. Immerhin sind sie es, die die Maßnahmen mittragen müssen. Für eine nachhaltige Entwicklung ist die Bürgerbeteiligung entscheidend.“
Unterstützung für Gemeinden
Das RMOÖ hat daher gemeinsam mit der oberösterreichischen Zukunftsakademie ein Tool entwickelt, das Gemeinden dabei hilft, aus den SDGs konkrete Handlungsfelder für ihre Region abzuleiten. „Unser GemeindeNavi ist ein Instrument zur Selbsteinschätzung und Zukunftsplanung in Bezug auf die 17 SDGs. Es soll Impulse für konkrete Umsetzungsideen liefern“, erklärt Meinhart das Konzept. Rehberger ergänzt: „Wir begleiten die Akteure bei diesem Umsetzungsprozess und analysieren gemeinsam, welche Stärken die Region hat. Darauf aufbauend identifizieren wir Handlungsfelder für die Zukunft.“ Die Hilfestellung wird als Workshop-Format mit ungefähr 30 Personen angeboten. „Das kann je nach Größe der Gemeinde auch etwas variieren, wichtig ist, dass es eine gemischte Gruppe ist, die repräsentativ für die Gemeinde steht. Wir unterstützen auch in der Vorbereitung“, so Rehberger. „Das Ergebnis des Workshops sind konkrete Projektideen, die zum Beispiel anschließend in Bürgerbeteiligungsprozessen weiterbearbeitet und umgesetzt werden.“
„Regional Social Responsibility“-Report in Steyr
Erste Erfolge zeigt das GemeindeNavi bereits im Bezirk Steyr-Land. Anhand der Ziele der Agenda 2030 führt eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Bezirkshauptfrau Carmen Breitwieser eine Bestandsaufnahme für den Bezirk Steyr-Land durch, um Handlungsfelder und wichtige Kennzahlen zu erarbeiten. Im nächsten Schritt werden dann Mitglieder der Initiative „SteyrLand“ – eine Kooperation aus Unternehmen, Gemeinden und Schulen aus dem Bezirk eingeladen. Sie sollen gemeinsam überlegen, wo sie Verantwortung übernehmen können, um Steyr-Land als lebenswerten und zukunftsfähigen Lebensraum nachhaltig weiterzuentwickeln. Wichtige Kennzahlen, Ziele und Beiträge, die Mitglieder bereits leisten und planen zu leisten, werden in einem eigenen „Regional Social Responsibility“-Bericht dargestellt, der im ersten Halbjahr 2021 fertiggestellt werden soll. „Das GemeindeNavi ermöglicht es uns, Themenfelder zu identifizieren und Ziele zu definieren, die einen Mehrwert für das Zusammenwirken aller regionalen Akteure schaffen. Der ‚Regional Social Responsibility-Report wird aktuell in einer eigenen Arbeitsgruppe erarbeitet, erste Beiträge sind bereits entstanden“, so Breitwieser._
Viele globale Probleme werden auf kommunaler Ebene sichtbar und können auch hier gelöst werden.
Johannes Meinhart
Regionalmanager Nachhaltigkeit und Umwelt, RMOÖ
Die lokale Ebene bietet den Rahmen, Neues auszuprobieren und Innovationen auf den Weg zu bringen.
Christine Rehberger
Regionalmanagerin Nachhaltigkeit und Umwelt, RMOÖ
Die 17 Ziele der Agenda 2030
#1 Keine Armut
#2 Kein Hunger
#3 Gesundheit und Wohlergehen
#4 Hochwertige Bildung
#5 Geschlechtergleichstellung
#6 Sauberes Wasser und Sanitärversorgung
#7 Bezahlbare und saubere Energie
#8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
#9 Industrie, Innovation und Infrastruktur
#10 Weniger Ungleichheiten
#11 Nachhaltige Städte und Gemeinden
#12 Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster
#13 Maßnahmen zum Klimaschutz
#14 Leben unter Wasser
#15 Leben an Land
#16 Friede, Gerechtigkeit und starke Institutionen
#17 Partnerschaften zur Erreichung der Ziele