Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich steht für neue Ideen und Innovation: Die Rahmenbedingungen für wettbewerbsfähige Betriebe werden laufend optimiert, strategisch weiterentwickelt und auch in Krisenzeiten wird niemand alleine gelassen. Weiteres Highlight: Eine neue Technische Universität, die laut Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner den Standort international sichtbarer machen soll.
Oberösterreich ist ein Gründungsland. Welche Innovationen, die in der Krise entstanden sind, haben Sie besonders beeindruckt?
ACHLEITNERDas Linzer Gesundheitstechnologie-Unternehmen Solgenium. Die Gründer haben eine Art Cockpit für das Coronamanagement entwickelt, um die Ressourcenplanung zu verbessern. Deren Antrieb war es, einen Beitrag zur Kontrolle und Prävention von Infektionen zu leisten, um statistische Vorhersagen zur Infektionsrate infolge verschiedener gesetzter Maßnahmen zu treffen. Hier merkt man, wie schnell es geht, dass durch Innovation und Kreativität Tools entwickelt werden, die wirklich helfen. Beeindruckend war auch, dass sich Unternehmen, die vor Corona analog aufgestellt waren, plötzlich sehr schnell auf die neue Situation umgestellt haben – neue digitale Vertriebswege sind rasch entstanden. Die Förderungen für die Digitalisierung von oö. Betrieben haben wir im Mai auf drei Millionen verdoppelt. Innerhalb von drei Monaten hatten wir so viele Anträge wie normalerweise in zwei bis drei Jahren. In der Coronakrise ist ein wahrer Digitalisierungsschub passiert.
Aktuell stecken oberösterreichische Unternehmen 1,73 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Im Februar dieses Jahres wollten noch 45 Prozent der Unternehmen ihre F&E-Ausgaben steigern, im Juni waren es nur mehr 18 Prozent. Nun sind es immerhin noch 60 Prozent, die das Niveau ihrer Forschungsausgaben im Vergleich zum Vorjahr aufrechterhalten wollen. Im Umkehrschluss bleibt, laut einer WKO-Umfrage, dennoch ein gutes Fünftel übrig, das seine Finanzierungsaktivitäten reduzieren wird. Was bedeutet das für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich?
ACHLEITNERCorona hat eine Schockstarre und ein „Fahren auf Sicht“ bei vielen Unternehmern ausgelöst. Viele haben diese Phase aber auch genutzt, um bei der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG Anträge zu stellen. Bei kleinen Unternehmen verzeichnen wir immerhin ein Drittel mehr Anträge, bei Betrieben ab 250 Mitarbeitern sogar einen Anstieg von zwei Dritteln. Außerdem war jeder Dritte sozusagen ein Neukunde. Dass wir hier in der schwierigen Zeit eine deutliche Steigerung hatten, sehe ich als gutes und wichtiges Signal.
Martin Bergsmann, Technologiesprecher der Sparte Industrie der WKOÖ, schlägt als Weg aus der Krise eine zeitlich befristete Erhöhung der Forschungsprämie von 14 auf 20 Prozent für 2020/21 vor. Was sagen Sie zu dieser Forderung?
ACHLEITNERWir sind deshalb so gut aufgestellt, weil wir als Land Oberösterreich bei Forschung und Entwicklung richtig Gas geben und antizyklisch investieren. Gemeinsam haben wir mit den Bundesländern Steiermark und Niederösterreich eine zusätzliche Forschungsmilliarde speziell für angewandte Forschung vom Bund gefordert, um hier Innovation zu fördern. Die Verzahnung der Grundlagenforschung mit der Anwendung in Industrie und Wirtschaft ist der beste Hebel für einen Wirtschaftsaufschwung, der mit vergleichsweise geringen Mitteln große Anreize für Investitionen erreicht. Ein Euro an Fördermitteln löst zehn Euro zusätzlichen Umsatz und Lizenzeinnahmen aus. Eine Erhöhung der Forschungsprämien ist Geschmacksache, wichtig ist, dass man in diesem Bereich investiert, und das tut die Bundesregierung auch.
Zuletzt sorgte Oberösterreich mit einer Technischen Universität für Schlagzeilen. Welchen Stellenwert hat eine eigene Technische Universität für Oberösterreich?
ACHLEITNERDie Uni mit dem Schwerpunkt Digitalisierung und digitale Transformation ist ein Jahrhundertprojekt für Oberösterreich. Wir wollen international sichtbar werden und vor allem der digitalen Transformation des gesamten Wirtschaftswesens sowohl bei Lehre als auch Forschung eine Heimat geben. Oberösterreich wird damit das Zentrum dieses digitalen Wandels des Wirtschaftssystems. Wir haben dieses Projekt nur nach Oberösterreich bekommen, weil wir schon sehr viel vorinvestiert haben. Egal ob dies im Bereich Künstliche Intelligenz bei der Johannes Kepler Universität ist oder man an Hagenberg denkt, wo wir den IT-Security-Schwerpunkt haben. Wir wissen, dass Regionen, wo Forschung und Entwicklung eng mit der Wirtschaft verzahnt sind, weltweit am erfolgreichsten sind. Es braucht zwei Säulen: Exzellenz und Internationalität. Wir wollen mit einem völlig neuen inhaltlichen und strukturellen Ansatz ein international sichtbares Tool entwickeln. Das geht in bestehenden Strukturen nicht so einfach. Mit der neuen TU in Oberösterreich zünden wir einen Turbo, der eine Megachance für Österreich ist, und es ist nur logisch, dass es in Oberösterreich passiert, weil wir das Industrieland Nummer eins sind.
„Oberösterreich wird das Zentrum dieses digitalen Wandels des Wirtschaftssystems.“
Markus Achleitner
Wirtschaftslandesrat, Oberösterreich