April 1997. Ecker tritt als Vorstandsassistent in die Volksbank Schärding ein.
Ein Jahr später wurden Sie Prokurist, nach vier Jahren Vorstand. Wie sind Sie zum Banker geworden?
EckerIch habe mich nach dem Studium in unterschiedlichen Branchen beworben – der Handel allgemein und auch das Wertpapiergeschäft haben mich interessiert und daher habe ich mich dann auch für den Job bei der Bank entschieden. Ich begann bei der Raiffeisen Landesbank und wechselte nach vier Jahren zur Volksbank Schärding.
15. September 2008. Die US-Großbank Lehman Brothers bricht zusammen.
Was hat man daraus gelernt?
PirkelbauerDas Wesentliche am Lehmann-Desaster: Es brachte den Beweis, dass es keine unsinkbaren Schiffe gibt. Es herrschte Weltuntergangsstimmung, man hat plötzlich sämtliche Grundsätze in Frage stellen müssen. Das Schlimmste war der Jahreswechsel 2008: Da gab es viele Liquiditätsthemen, bei denen in letzter Sekunde die EZB Geld überwiesen hat – auch in Österreich. Das hat einerseits Panik verursacht und andererseits hat man nichts mehr gehabt, in das man investieren hätte können. Das Bankgeschäft ist jetzt wesentlich weniger spekulativ.
EckerDie Notenbanken haben stark reagiert und sehr viele Maßnahmen gesetzt, sodass man jetzt zu einem hohen Prozentsatz ausschließen kann, dass so etwas noch einmal passiert. Wir haben gesehen, dass unser Geschäftsmodell als Volksbankenverbund, bei dem Gelder in der Region eingesammelt und ausschließlich in Oberösterreich investiert werden, sehr stabil ist – auch wenn es nicht ganz so lukrativ ist und nicht das Ergebnis von Großbanken bringt.
Juni 2014. Die EZB führt erstmals Strafzinsen für Banken ein.
Dieser wurden zuletzt auf -0,5 Prozent verschärft. Immer mehr Finanzinstitute wollen diese Kosten in Form von Negativzinsen an ihre Kunden – meist Unternehmen – weitergeben. Wie stehen Sie zum negativen Einlagenzins?
EckerWir haben bisher keine Negativzinsen, werden uns diese aber für nächstes Jahr für Giroeinlagen für Unternehmen überlegen. Sämtliche andere oberösterreichischen Großbanken verrechnen diese bereits und wir müssen daher verhindern, dass das Geld stattdessen zu uns fließt.
PirkelbauerWenn Banken einen negativen Zinssatz zahlen müssen, dann gehört das auch in unser Geschäftsmodell rein. Es funktioniert nicht, wenn wir auf der einen Seite für die Veranlagung und auf der anderen Seite fürs Ausleihen bezahlen müssen. Wenn wir uns in Europa auf langfristige negative Zinsen einstellen, dann müssen wir uns dringend anschauen, wie das in Japan gehandelt wird: Da gibt es schon seit 20 Jahre eine Nullzinspolitik und die Wirtschaft funktioniert. Ich habe es bis zum Sommer 2019 für ausgeschlossen gehalten, dass es noch einen Schritt nach unten gibt, und habe mit einer Erholung der Zinskurve gerechnet. Wenn wir bei den Unternehmen einen Negativzinssatz verlangen, dann geht es uns nicht ums Geldverdienen, sondern wir wollen nur den weiteren Geldzufluss stoppen. Unabhängig davon muss sich die Notenbank zinspolitisch überlegen, wie es weitergeht.
EckerDie Negativzinspolitik stützt stark die schwachen Länder und daher heißt es, man könnte nicht retour gehen. Aber es wäre auch eine andere Lösung über die Bonität möglich. Die Länder zahlen bonitätsabhängig Zinsen. Also könnte man bonitätsschwächere Länder unterstützen und so ein System aufrecht erhalten, bei dem man zumindest bei null Prozent Zinsen ist und den schwachen Ländern so entgegenkommt. So viel zur Ecker’schen Theorie, die keine Anwendung finden wird.
2017. Die – nach dem ÖVAGSchwierigkeiten– nicht ganz freiwilligen Fusionen der bislang selbstständig geführten oberösterreichischen Volksbanken zur Volksbank Oberösterreich AG sind nach rund zwei Jahren Mitte 2017 abgeschlossen, es geht wieder in die Gewinnzone zurück.
Wie oft haben Sie sich zuvor gefragt, warum Sie sich den Vorstandsposten angetan haben?
Ecker_ (lacht) Eigentlich selten … man ist einfach in der Mission drinnen. Natürlich hat man Durchhänger und es war nicht lustig, als wir das erste Jahr mit einem zweistelligen Negativbetrag abgeschlossen haben. Aber da haben wir viele außerordentliche Dinge verarbeitet und wollten auch Tabula rasa machen. Als wir die erste große Fusion über die Bühne gebracht hatten, wurde es leichter, man lernt daraus, manche Themen funktionieren schablonenhaft. Bei den ganzen juristischen Themen waren wir zum Schluss schon Profis – also wenn das Projekt gescheitert wäre, hätten wir uns als Berater anbieten können. Ab 2016 ist es wieder aufwärts gegangen. Der Prozess der Veränderung macht aber jetzt nicht halt, man muss als Bank aufgrund der Zinssituation schauen, dass man seine Geschäfte effizienter betreibt.
PirkelbauerWenn, dann hätte ich mir vor dem Antritt als Vorstand 2001 in Wels die Frage stellen müssen, ob ich den Job machen will oder nicht. Ich habe seither ständig Veränderung erlebt, mein Job ist heute ein ganz anderer und das ist auch das, was ich möchte und als meine Aufgabe sehe. Dass das nicht immer spaßig ist, ist klar, man muss auch unpopuläre Entscheidungen treffen und zu diesen stehen.