17. Oktober 2019. Die Smartphonebank N26 eröffnet einen Standort in Wien.
Das Unternehmen gilt mittlerweile als eines der Top Ten der bestbewerteten FinTech-Unternehmen weltweit mit rasanten Wachstumszahlen. Wie kann man da als traditionelle Bank entgegenhalten?
EckerWir wollen uns mit N26 nicht vergleichen. Für uns als Regionalbank geht es nicht darum, die Kostengünstigsten zu sein, sondern die Bankdienstleistungen möglichst gut in der Region zur Verfügung zu stellen. Wir wollen Mehrwert anbieten und nicht alles verschenken und haben daher bedürfnisgerechte Kontopakete erarbeitet.
PirkelbauerDas erinnert mich an das Thema Crowdfunding – da ist man auch erst mit der Zeit auf die negativen Aspekte draufgekommen. Der wesentliche Unterschied zwischen FinTechs und einer Bank: Bei uns weiß man, mit wem man es zu tun hat und was wir mit den Kundeninfos tun. Im Unterschied zu N26 sind wir regulatorisch durchorganisiert, müssen die gesetzlichen und aufsichtsrechtlichen Vorschriften erfüllen und bieten damit eine Sicherheit in Bezug auf Vermögen und Daten.
1. Jänner 2020. Der italienische Bank-Austria-Eigentümer UniCredit verrechnet Privatkunden ab einer Million Euro negative Zinsen.
Die EZB senkte den Leitzins 2016 erstmals auf 0 Prozent, eine Steigerung ist nicht in Sicht. In Österreich hat der OGH Negativzinsen auf Spareinlagen im Privatkundengeschäft verboten. Wie stehen Sie dazu?
EckerUnser Geschäftsmodell funktioniert gerade noch, aber im Privatkundengeschäft wird es schon ganz eng, dass wir aus dem Zinsgeschäft noch Geld verdienen. Zur Unterstützung des Bankenapparats und aus Gründen der Fairness sollte man den Schritt überdenken – aber das darf man gar nicht zu laut sagen.
PirkelbauerWenn der negative Einlagensatz nachhaltig bei -0,5 bleibt oder sogar noch schlechter wird, wird daran kein Weg vorbeiführen. Dann wird das Geschäftsmodell, wie es wir und der Großteil der österreichischen Banken haben, nicht mehr funktionieren. Es passt auch nicht, dass andere Länder unterschiedliche rechtliche Voraussetzungen haben und gleichzeitig alle an die Zinspolitik der EZB gebunden sind.
Herbst 2024. Die Gesetzgebungsperiode der aktuellen Regierung ist zu Ende.
Was sollte für eine erfolgreiche Periode umgesetzt worden sein?
EckerLeistung sollte wieder mehr gefördert werden.
PirkelbauerDie neue Regierung sollte den Spagat zwischen den ökonomischen und ökologischen Herausforderungen schaffen und in beiden Bereichen etwas weiterbringen.
2025. Laut einem Mitbewerber sind in der oberösterreichischen Bankenlandschaft nur noch Sparkasse und Raiffeisen übrig.
Die Volksbanken sind bei Raiffeisen in einem Genossenschaftssektor gelandet. Wie wird die Bankenlandschaft in Oberösterreich 2025 ausschauen?
PirkelbauerEs wird zu keinen wesentlichen Veränderungen kommen.
EckerEs wird uns 2025 noch geben, weil wir unser Geschäftsmodell noch intensivieren und konkreter leben werden. Wir haben während der Krise keinen einzigen Kunden verloren, während es geheißen hat, dass uns die Kunden davonlaufen. Die Banken, die jetzt in Oberösterreich tätig sind, werden nachhaltig Bestand haben. Es gibt einige, die klassisches Filialgeschäft machen, und die stellen sich jetzt auch ordentlich auf. Wir haben einen Großteil davon bereits geschafft, sind in den vergangenen sieben Jahren von über 60 Filialen auf 26 gekommen. Im ersten Halbjahr 2020 werden wir noch zwei Standorte zusammenführen.
2040. Wie wird das Geschäftsmodell der Volksbank in 20 Jahren ausschauen?
EckerDa sind wir beide schon in Pension (lacht) .
PirkelbauerDie Banken werden noch stärker im virtuellen Bereich agieren. Die physische Sichtbarkeit wird weniger, die Standorte werden weiter reduziert werden. Unser Geschäftsmodell, dass wir in der Region spürbar sind, haben wir seit über 150 Jahren und das wird sich nicht ändern. Wir brauchen weiter unsere Mitarbeiter, die Beratung wird sich aber anders darstellen als heute. Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Berater in den Regionen Workspaces nützen. Dann würden wir in Regionen, aus denen wir weggegangen sind, wieder präsent sein.
EckerIch hoffe, dass wir dann eine andere Zinssituation haben und das Bankgeschäft wieder ein bisschen leichter geht. Wenn sich jetzt die Zinsen leicht nach oben verändern würden, hätten wir auf einen Schlag ohne mehr Arbeit das doppelte Ergebnis.
1602. Die erste Aktiengesellschaft im eigentlichen Sinn wird gegründet: Verenigde Oostindische Compagnie (VOC).
Amsterdamer Gewürzhändler schlossen sich zusammen. Die Österreicher gelten als Aktien-Muffel. Wie investieren Sie Ihr Geld?
EckerAktuell kommt man an Aktien nicht vorbei und es gibt leider ganz wenige Anzeichen, dass das Zinsniveau ansteigen sollte. Bei der Veranlagung in klassische Anlageformen hat man nach Betrachtung der Inflationsrate einen Realverlust von rund zwei Prozent – damit vernichtet man in zehn Jahren rund 20 Prozent des Vermögens. Es macht aber keinen Sinn, als Nichtprofi einzelne Aktien zu kaufen, sondern da sollte man sich beraten lassen und da wird man dann auf das Thema Fonds kommen. Ich habe aktuell keinen Cent am Sparbuch – was auch nicht ganz optimal ist, eine gewisse eiserne Reserve schadet nicht. Mein Vermögen ist in Aktien und Immobilien investiert.
PirkelbauerBei mir ist das gleich wie bei meinem Kollegen, aber ich habe daneben noch ein bisschen Liquidität auf einem Sparbuch – es ist aber kein klassisches, sondern ein Online-Girokonto, dass man auch von zu Hause aus Nutzen kann.
27. Juni 1967. Die britische Großbank Barclays nimmt in einer Filiale nördlich von London den ersten Geldautomaten in Betrieb.
Der Bankomat feierte nun seinen 50. Geburtstag. 2009 urteile der ehemalige US-Notenbank-Chef Volcker, dass die Maschine die einzige nützliche Innovation der Finanzbranche über Jahrzehnte war. Was war für Sie die nützlichste Innovation der vergangenen Jahre?
EckerDer Computer: Davor war am Jahresende die halbe Mannschaft nur mit der Buchhaltung beschäftigt und der Weltspartag war der stressigste Tag im Jahr, weil man jede Einzahlung händisch verbuchen hat müssen.
PirkelbauerDer EDV-Einsatz begann in den 70er-Jahren, wir haben das Geschäft nicht merh anders erlebt. Aber ich weiß aus Erzählungen, dass die Leute zu Silvester gesessen sind und Geld gezählt haben und wenn es sich dann um zwei Groschen nicht ausgegangen ist, wurde es richtig mühsam. Früher waren die Mitarbeiter einer Bank zu drei Viertel mit Verwaltungstätigkeiten und einem Viertel mit den Kunden beschäftigt – mittlerweile hat sich das gedreht und mit der weiteren Digitalisierung haben wir die Chance, dass wir noch mehr Fokus Richtung Kunden bekommen.
September 2015. Start der – nach dem ÖVAG-Debakel – nicht ganz freiwilligen Fusionen der bislang selbstständig geführten oö. Volksbanken zur Volksbank Oberösterreich AG. Sie beide wurden zum Vorstand gewählt.
Was ist Ihnen von dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
PirkelbauerDas aufregendste für mich war der erste Schritt, also die Fusion zwischen den Volksbanken Linz/Wels und Schärding. Die Zustellung der Bewilligung von der EZB brachte eine große Erleichterung und hatte gleichzeitig auch einen großen positiven Effekt auf die weiteren Fusionen. Natürlich hat es bei allen weiteren Fusionen Diskussionen gegeben, überall sind Personen dahinter gestanden, die verunsichert waren und auch bei der technischen Zusammenführung hätte viel schief gehen können – aber es hat alles gut funktioniert.
EckerDer Unternehmenskauf Almtal – dieser war für mich in dieser Zeit am belastendsten. Das war ein unvorstellbarer Verhandlungsmarathon, wir haben über vier Monate jeden Tag am Abend stundenlang telefoniert, bevor wird den Kauf ins Ziel brachten. Bei den anderen Fusionen sind wir relativ schnell auf einen grünen Zweig gekommen.
Juni 2019. Facebook stellt die neue Krypotwährung Libra vor, die ähnlich wie der Bitcoin auf der Blockchain-Technologie basiert aber sich an den Dollar orientiert und daher ohne starke Kursschwankungen auskommen soll.
Sind Kryptowährungen eine Gefahr für Banken?
PirkelbauerWenn sich der Libra am Dollar orientiert, dann ist es keine Kryptowährung, sondern wie ein Giralgeld, und dann wüsste ich nicht, was der Mehrwert sein soll. Warum soll ich Libra verwenden, wenn ich auch sonst alles bargeldlos über eine Bank mit Regulatoren und damit geschützt abwickeln kann? Und wenn man dann noch bedenkt, welche Daten Facebook sammelt – ich habe kein Facebook-Konto, aber mir würde es Angst machen, wenn die dann auch noch meinen Zahlungsverkehr kennen. Echte Kryptowährungen wie Bitcoin gehen komplett andere Wege, unterliegen extremen Schwankungen und werden nie am normalen Zahlungsverkehr teilnehmen können.
EckerUnser Zahlungsverkehr wird bereits von den ganzen FinTechs bedroht – das ist grundsätzlich nichts Neues mehr. Wenn so ein Gigant wie Facebook das Thema aufgreift, dann steckt da schon eine Power dahinter und das ist natürlich für uns kein Vorteil. Wir versuchen uns davon bestmöglich mit bedürfnisgerechten Konten abzuschotten und bieten unseren Kunden im Unterschied zu Konzernen, die mit dem Preis arbeiten, Mehrwerte an.
Februar 2020. Die Volksbank OÖ präsentiert das Geschäftsjahr 2019.
Bitte um einen ersten Einblick.
Ecker2019 läuft gut, wir erwarten eine leichte Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren mit einem ordentlichen Ergebnis. Wir werden im ersten Halbjahr 2020 noch zwei Standorte zusammenführen und haben dann 25 Filialen, in denen wir unser Beratungskonzept gut umsetzen können. In den vergangenen zwei Jahren haben wir Verwaltungstätigkeiten aus den Filialen verlagert, sodass sich diese auf das Beratungsgeschäft konzentrieren können. Alle Filialen wurden dafür modernst ausgestattet. Videoberatungen wird es bei uns nicht geben. Ab dem ersten Halbjahr 2020 wird man Onlinekredite für Wohnbau abschließen können – wir gehen aber davon aus, dass der Großteil der Kunden dafür weiterhin in die Filialen kommen wird.
2032. Andreas Pirkelbauer erreicht offiziell das Pensionsantrittsalter von 65 Jahren.
Wann möchten Sie in Pension gehen?
PirkelbauerDas Pensionsalter kann sich noch erhöhen, aber ich hoffe, dass ich mit 65 Jahren gehen kann. Aber das ist für mich noch so weit weg, dass ich mir noch gar keine Gedanken darüber mache.
22.2. 2033. Richard Ecker erreicht offiziell das Pensionsantrittsalter von 65 Jahren.
Wann möchten Sie in Pension gehen?
EckerDie Arbeit macht mir derzeit viel Spaß, die laufenden Veränderungen sind sehr spannend. Ich habe trotz mehrmaliger Aufforderung noch gar nicht alle Unterlagen bei der PVA abgegeben. Aber es wäre schon mein Wunsch, dass ich mit 65 Jahren gehen kann – das Loslassen wird mir dann auch relativ leichtfallen.