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Das große schwarze Unbekannte

Unsere Stromnetze sind mittlerweile hochgradig komplex und europa-weit miteinander verbunden.

Ernst Spitzbart Energiesprecher der Sparte Industrie, WKO Oberösterreich

Das Blackout und die Folgen

Kein Licht. Kein Handy. Kein Internet. Keine Heizung. Kaum Wasserpumpen. „Und vieles mehr. Ohne Strom funktioniert heutzutage so gut wie gar nichts mehr. Unser Alltag ist völlig von einer funktionierenden Strom- und Telekommunikationsversorgung abhängig“, erklärt Saurugg. Spätestens am vierten Tag gäbe es in Österreich rund drei Millionen Menschen, die sich nicht mehr ausreichend selbst versorgen könnten. Am siebten Tag wären es bereits sechs Millionen. Und Haindl-Grutsch meint dazu: „Unser Leben und unsere Gesellschaft basiert auf elektrischem Strom. Wenn dieser ausfällt, haben wir innerhalb weniger Tage anarchische Zustände in unserem Land, weil die Nahrungsmittelversorgung plötzlich stillsteht. Es wird eine Kettenreaktion ausgelöst, die man unbedingt verhindern muss.“

Mit einem Blackout-Simulator wurden von der Johannes Kepler Universität die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen von großflächigen Ausfällen im Stromnetz simuliert. „Wenn etwa an einem Wochentag um neun Uhr der Strom im gesamten Bundesgebiet für 24 Stunden ausfallen würde, dann läge der volkswirtschaftliche Schaden laut Blackout-Simulator für Österreich bei rund einer Milliarde Euro“, erklärt Spitzbart. Ohne Berücksichtigung von Schäden an Produktionsanlagen läge dieser Wert für Oberösterreich bei 250 Millionen Euro. „Natürlich ist der Schaden immer abhängig vom Zeitpunkt des Eintretens und der Dauer des Ausfalls. Es zeigt aber die überproportionale Betroffenheit von Oberösterreich wegen seiner industriell geprägten Struktur.“

Forderungen und Präventionsmaßnahmen

Sind also Ängste vor zukünftigen Blackouts berechtigt? „Angst lähmt. Aber wir müssen aufgerüttelt werden, um ins Handeln zu kommen“, sagt Saurugg. Als zentralen Punkt sieht er hier die Eigenvorsorge. „Wenn sich möglichst viele Menschen zwei Wochen lang, ohne einkaufen gehen zu müssen, selbst versorgen können, dann schaffen wir es auch, die Systeme wieder hochzufahren.“ Der Vorsorgeaufwand sei überschau- und leistbar, aber vor allem „unverzichtbar“, so Saurugg.

Wie kann aber mehr Bewusstsein für das Risiko eines Blackouts geschaffen werden? „Um das Bewusstsein von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu schärfen, sind praktikable Präventionskonzepte und mehr Aufmerksamkeit rund um das Thema Blackout und seine Folgen notwendig“, sagt Spitzbart. Unternehmen könnten sich einen guten Überblick etwa mit der Broschüre der WKO „Vorsorge Blackout – wie schütze ich mein Unternehmen vor Schäden?“ verschaffen. „Darin sind Checklisten und Notfallpläne für Unternehmen für den Ernstfall enthalten“, so Spitzbart.

Und was wird von der Politik gefordert? „Wenn der Leitungsum- und -aufbau sowie der Bau von Stromspeichermöglichkeiten so lange wie in der Vergangenheit dauert, dann wird die Zielsetzung, dass wir bis 2030 Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien beziehen können, nicht erreicht.“ Haindl-Grutsch weist auf die lange Dauer eines 380-kV-Leitungsbaus in Salzburg hin. „Es muss schneller gebaut werden und braucht mehr Fördergelder. Ein einzelnes Unternehmen kann sich selbst überschaubar mit Notstromversorgung schützen. Das sind aber nur Lösungen für kurzfristige Stromausfälle.“

Welche Lösungsansätze gäbe es für den (rascheren) Umbau der Energieinfrastruktur? „Es gibt ein gutes Beispiel in Oberösterreich, wie man in unterirdischen Gaslagerstätten der RAG aus Stromüberschüssen im Sommer grünen Wasserstoff herstellt und diesen für den erhöhten Strombedarf im Winter unterirdisch speichert“ Spitzbart warnt davor, bei aller Priorität der Bekämpfungsmaßnahmen gegen das Coronavirus auf andere Risiken zu vergessen. „Investitionen in den strukturierten Ausbau der Energieinfrastruktur sowie die Vorschaltung von Back-up-Kraftwerken sind Grundlage, damit wir auch in Zukunft auf eine sichere Versorgung vertrauen können.“_

Die Transformation des Energiesystems ist eine echte Herkulesaufgabe.

Joachim Haindl-Grutsch Geschäftsführer, Industriellenvereinigung Oberösterreich

# Blackout-Checkliste

Im Privatbereich

_Bewusstsein innerhalb der Familie schaffen

_Absprache mit Familienmitgliedern bezüglich Handlungsmaßnahmen im Ernstfall

_Austausch in der Nachbarschaft für gegenseitige Hilfestellung

_Sicherstellung einer zweiwöchigen Wasser-, Lebensmittel- und Medikamentenversorgung

_Erste-Hilfe-Ausstattung

_Taschenlampe und Ersatzbatterien

_Radio mit Batterien

_Kerzen

_Gaskocher

Im Unternehmen

_Gibt es Notfallpläne in Papierform?

_Ist ein Krisenstab vorgesehen?

_Muss ein Notbetrieb aufrechterhalten werden?

_Wie kann die Kommunikation aufrechterhalten werden?

_Sind betriebsinterne Menschenrettungen nötig?

_Wie werden Sicherheitseinrichtungen im Notfall betrieben?

_Welche Infrastrukturschäden könnten auftreten?

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