Nein, für Julia Speiser war nicht von Anfang an klar, dass sie es wirklich will: das Welser Traditionsunternehmen Entholzer von ihren Eltern gemeinsam mit ihrem Mann Sebastian Ganthaler übernehmen. 2020 wurde in der Firma dennoch nicht nur das 100-jährige Jubiläum, sondern auch die Übernahme gefeiert. Warum der Generationenwechsel so harmonisch verlaufen ist und warum (Herz-)Blut in Familienunternehmen tatsächlich dicker als Wasser ist? Wir fragen die beiden Geschäftsführer im gemeinsamen (übrigens sehr heiteren) Gespräch.
Die Menschen hinter dem Produkt werden immer wichtiger.
Julia Speiser
Geschäftsführerin, Entholzer
Herausforderungen damals und heute
Die Lösungen hatte Johann Entholzer auch damals in der Nachkriegszeit gefunden, als er das Unternehmen als Ein-Mann-Glaserei gegründet hatte. „Ich glaube, mein Urgroßvater wäre stolz darauf, dass er den Grundstein für einen namhaften und österreichweit agierenden Fenster- und Türenproduzenten gelegt hat. Und es würde ihn bestimmt sehr freuen, dass dieser nach wie vor von der Familie geführt wird“, erzählt Julia Speiser. Vor allem die Werte seien es, die über all die Generationen weitergegeben wurden: „Ich kenne leider sowohl meinen Urgroßvater als auch meinen Großvater nur von Erzählungen. Die bestätigen aber, dass viele unserer Werte sehr ähnlich sind – wir haben nie angestrebt, ein großer Industriebetrieb zu werden. Wichtig waren und sind uns nach wie vor die Handschlagqualität und das Herzblut für unsere Arbeit.“ Gerade in einer derart hart umkämpften Branche sei es immer wichtiger, welche Menschen hinter Produkten stehen. „Nicht nur mit dem Produkt, sondern vor allem mit den Menschen dahinter kann man sich differenzieren.“ Deshalb würden sie sich bei Entholzer – immer schon – ganz klar als Familienunternehmen positionieren.
Dass die offizielle Übernahme der vierten Generation im vergangenen Jahr so reibungslos verlaufen ist, sei für viele kaum zu glauben. „Wir haben gespürt, dass alle Mitarbeiter hinter dieser Entscheidung und Nachfolge stehen. Das wünschen wir uns auch, wenn eines Tages die nächste Generation den Betrieb übernimmt“, erzählt Ganthaler. Warum das gelungen ist? „Entscheidend ist, denke ich, dass wir sehr dankbar sind, dass wir von den Eltern ein gesundes Unternehmen übernehmen durften und dass die Mitarbeiter die Harmonie innerhalb der Familie spüren.“
Guter Rat ist wertvoll
Beratend würden ihnen die (Schwieger-)Eltern nach wie vor zur Seite stehen, vor allem bei großen Entscheidungen setzen „die Jungen“ gerne auf deren Erfahrung. „Im Tagesgeschäft machen wir aber alles selbst“, so Ganthaler. Dabei ergänzen sich die beiden: „Julia ist die Macherin, sie geht Dinge sofort an. Ich bin eher der Stratege und mache mir zunächst ein Konzept dazu.“ Die Aufgabenbereiche haben die beiden sich grundsätzlich aufgeteilt – Julia Speiser kümmert sich um Einkauf, Lieferanten, Personal und Finanzen, Sebastian Ganthaler um Vertrieb, Technik und Produktion. „Alles natürlich in enger Abstimmung, wir sind ja ein klein- und mittelständisches Unternehmen mit 50 Mitarbeitern, da ist viel Nähe“, erklärt Speiser.
Aus nächster Nähe
Und genau diese Nähe sei ein wesentlicher Vorteil eines Familienunternehmens in der Größe, so Ganthaler: „Wir haben sehr flache Hierarchien und Entscheidungswege und sind deshalb sehr agil und krisensicher.“ Ein weiterer großer Pluspunkt: „Leistung und Geschick fallen bei uns im Team sofort auf, weil wir eben so nah dran sind. Wir kriegen sofort mit, wenn jemand einen genialen Lösungsvorschlag hat.“ Davon profitiere natürlich das Unternehmen, aber eben auch der Mitarbeiter. Überhaupt gehe es ihnen immer darum, dass jeder im Team – auch sie selbst – seine Stärken bestmöglich ausleben kann. Und vielleicht der größte Vorteil eines familiengeführten Unternehmens: „Wir sind immer mit dem ganzen Herzen dabei. Da stecken natürlich auch viele Emotionen drin, positive wie negative, aber immer geht es um eine Kultur des Miteinanders“, so Ganthaler.
Ob es bei ihren Familiengesprächen eigentlich meist um die Firma gehe? „Naja“, sagt Julia Speiser und schmunzelt, „manchmal nehmen wir uns bewusst vor, mal nicht über die Firma zu reden. Das funktioniert aber meist nicht lange. Die Firma ist immer ein Teil von uns.“_
Die größte Herausforderung ist – heute wie auch vor 100 Jahren –, die richtigen Ressourcen zur richtigen Zeit zur Verfügung zu haben.
Sebastian Ganthaler
Geschäftsführer, Entholzer
Familiensache.
Die am häufigsten gesprochenen Worte in unserer FamilieVertrau auf dich!
3 Werte, die uns allen wichtig sindFreude, Dankbarkeit, Wertschätzung.
Worüber wir am häufigsten diskutierenüber die Firma
Worin wir uns nie einig werdenFrüher oder später sind wir uns immer einig, meist geht es dabei um Herzensprojekte, die wir vielleicht zunächst unterschiedlich priorisieren.
Unsere Familien-Inspirationsquellegemeinsame Zeit und viele Gespräche.
So sieht unser perfekter Sonntag ausmit den Kindern wandern, in der Natur sein, gut essen, manchmal auch Zweisamkeit.
Unser letzter gemeinsamer Urlaubmit den Eltern gemeinsam in Italien.
Ein Wunsch, den wir uns alle irgendwann erfüllen wollenein bisschen mehr Freizeit.