Peter Grabuschnig, Partner der Management Development GmbH (MDI), Executive Trainer und Mindsetcoach, begleitete im Bereich der internationalen Führungskräfteentwicklung Menschen aus mehr als 40 Nationen. Er hat sich auch mit dem Thema Lerntransfer beschäftigt.
Wie kann man in Krisenzeiten seinen Mitarbeiter:innen am besten die Angst nehmen?
Peter GrabuschnigKommunizieren Sie! Und damit meine ich nicht nur reden, sondern auch zuhören. Es ist von großer Wichtigkeit, die Bedürfnisse, Ängste und Erwartungen der Mitarbeiter:innen wahr- und ernst zu nehmen. In einem Team sollte niemand Angst davor haben, Bedenken anzusprechen und die eigene Meinung kundzutun, das gilt übrigens auch für Zeiten, in denen wir nicht im Krisenmodus sind. Nehmen Sie sich Zeit und fragen Sie Ihre Mitarbeiter:innen regelmäßig, wie es ihnen geht und was sie von Ihnen brauchen.
Welchen Stellenwert hat für Sie künftig hybrides Arbeiten?
Peter GrabuschnigDurch hybrides Arbeiten stehen wir vor der Herausforderung, Führung umzudenken. Die meisten Führungsaufgaben bleiben gleich, allerdings verändert sich die Priorität teilweise stark. Transparente Kommunikation zum Beispiel war schon immer sehr relevant, doch durch ein hybrides Set-up muss sie auch technisch abgebildet werden und braucht ein erhöhtes Maß an Zeitaufwand. So verhält es sich in vielen Bereichen. Hybrides Arbeiten muss man dennoch etwas differenzierter betrachten. Es gibt nach wie vor sehr viele Jobs, in denen ein „Arbeiten von überall aus“ nicht möglich ist. Für jene jedoch, die die Möglichkeit zu Homeoffice haben, ist hybrides Arbeiten gekommen, um zu bleiben.
Worauf wird es in der Führungskräfteentwicklung in den nächsten fünf Jahren ankommen?
Peter GrabuschnigDie Erfahrung der letzten Jahre zeigt bereits jetzt, dass ein starrer Zugang, mit über einen langen Zeitraum vorgefertigten Programmen, für den Markt nicht mehr geeignet ist. Unser Umfeld ändert sich rasant und laufend. Veränderung ist nicht mehr in Change-Management-Projekten abbildbar. Die Führungskräfteentwicklung von morgen braucht einen agilen Zugang, der zwar einen Prozess vorgibt, aber gleichzeitig auch Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten bietet. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahrzehnten Unsummen in Weiterbildung investiert und es wird Zeit, dieses Wissen auf die Straße zu bringen. Dafür braucht es eine Mischung aus inhaltlich wertvollen Impulsen zu aktuellen Themen; Trainings, um Standard- und 21st-Century-Skills zu erproben und zu erlernen; und ein Voneinanderlernen durch Networking Events wie Leadercamps und Hackathons.
Die meisten Führungsaufgaben bleiben gleich, allerdings verändert sich die Priorität teilweise stark.
Peter Grabuschnig
Executive Trainer und Mindsetcoach, MDI
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Zunächst an der Johannes Kepler Universität und nun an der FH Oberösterreich kümmert sich Gerold Weisz seit nunmehr 21 Jahren um Unternehmensgründer:innen. Für den Gründungsbeauftragten und Professor – er ist Leiter des Transferzentrums für Unternehmensgründung an der FH Oberösterreich – werden hybride Vorlesungen künftig den Hörsaal bestimmen.
Die Digitalisierung schreitet immer schneller voran. Wie sieht für Sie das Klassenzimmer der Zukunft aus?
Gerold WeiszWenn ich in die nähere Zukunft blicke, dann werden hybride Vorlesungen den Hörsaal bestimmen. Es wird nicht mehr ausschließlich das Eine oder das Andere geben. Das war vor 2020 hierzulande undenkbar. Blicke ich weiter in die Zukunft, dann werden die VR-Technologie und das Metaverse sicherlich spannende Entwicklungen, sofern die Technologie eine positive Richtung einschlägt und VR-„Kinderkrankheiten“ wie Schwindel oder noch zu riesige Brillen ausgebügelt sind. Ganz fern in die Zukunft blickend, finde ich das Thema der Hologramme sehr spannend.
Hat die Startup-Szene während der Krise besonders gelitten?
Gerold WeiszNicht nur. Es hat natürlich, wie in anderen Bereichen auch, Verlierer gegeben. Die Digitalstartups waren jedenfalls die Gewinner. Wichtig ist vielleicht noch zu erwähnen, dass das klassische Startup ja ganz am Beginn der unternehmerischen Entwicklungen steht und sich demnach während der Pandemie noch in der Planungs- und Entwicklungsphase befand. Startups schon zu Gewinnern oder Verlierern zu zählen, wäre vermessen. Schwierig war es natürlich für all jene Unternehmen, die sich quasi gerade im Aufwind befunden haben. Also alle, die so zwischen 2015 und 2019 gegründet wurden. Für die war und ist diese Zeit natürlich schon schwierig.
Worauf wird es Ihrer Meinung nach in den nächsten fünf Jahren in der Unternehmensgründung ankommen?
Gerold WeiszWir dürfen die Zeichen der Zeit und die Veränderung nicht übersehen. So geschehen im Digital Business, das jahrelang unterschätzt wurde. Der Gamingbereich zum Beispiel ist an Österreich quasi spurlos vorübergegangen, obwohl er weltweit mittlerweile das größte Business mit höchsten User- und Umsatzzuwachsraten ist. Was nicht heißt, dass wir jetzt alle Spiele programmieren müssen, aber es gibt da eine riesige Community weltweit, die wiederum ihre eigenen Probleme, Bedürfnisse und Bedarfe hat und die völlig anders denkt. Kreativ. Innovativ. Dynamisch. Das sind potentielle Kund:innen. Und da müssen wir hinsehen und Lösungen, Produkte und Dienstleistungen liefern. Dies schlägt in die gleiche Kerbe wie die Generation der Millennials (Anm.: Generation, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde), die momentan in die Arbeitswelt rübergleitet. Wir sollten neue Berufe wie etwa Influencer, Streamer, YouTuber, TikToker etc. nicht belächeln, sondern ernst nehmen und dort die Entwicklungen beobachten. Auch wenn man es nicht gerne hört: Wir können die Einstellungen und Werte dieser Generation nicht so ändern, wie wir es wollen. Die macht ihr eigenes Ding._
Hybride Vorlesungen werden in Zukunft den Hörsaal bestimmen.
Gerold Weisz
Leiter des Transferzentrums für Unternehmensgründung, FH Oberösterreich