Die zwei wichtigsten Faktoren: Herz und Hirn
HeartBeat unterstützt Lehrlinge, Ausbilder:innen, Mitarbeiter:innen und Führungskräfte mittels Ausbildungen und Kursen mit Schwerpunkt auf Persönlichkeitsentwicklung und sozialer Kompetenz dabei, zu einem sozial kompetenten Team zusammenzuwachsen. Unternehmen werden so attraktiver für Lehrlinge und können sie länger halten – in Zeiten des Fachkräftemangels eine gewaltige Chance. Geschäftsführer Gernot Schneebauer erzählt, wie das Spannungsfeld zwischen Leistung und Wertschätzung aufgelöst werden kann – und warum ein einziges wertschätzendes Gespräch alles ändern kann.
HeartBeat setzt mit seinen Partnern auf ein Vier-Säulen-Modell, bei dem Unternehmer:innen, Ausbilder:innen, Lehrlinge und Schlüsselmitarbeiter:innen geschult werden. Warum?
Gernot Schneebauer: Um ein ideales Klima für Lehrlinge im Team zu schaffen, braucht es eine gesamtheitliche Betrachtungsweise. Führungskräfte müssen verstehen, wie sie die richtigen Rahmenbedingungen für eine ideale Ausbildung schaffen können; Lehrlingsausbilder:innen brauchen nicht nur fachliches Know-how, sondern auch Kompetenzen im Sozialbereich; Schlüsselmitarbeiter:innen, die etwa auf Montage die ersten Ansprechpartner:innen sind, müssen ebenfalls integriert werden. Zuletzt gilt es natürlich, auch die Lehrlinge ins Boot zu holen.
Ziel Ihrer Kursgestaltung ist es, wirtschaftlichen Erfolg und Freude in Einklang zu bringen – und das herzliche Miteinander selbstverantwortlicher zu gestalten. Wie funktioniert das?
Gernot Schneebauer: Wichtig sind die beiden Faktoren Herz und Hirn. Herz steht für das Miteinander, Gemeinsamkeit und Leidenschaft, Hirn für Leistungsbereitschaft und Selbstverantwortung. Ich habe 32 Jahre lang als Unternehmensberater gesehen, dass in vielen Unternehmen beide Punkte oft nicht zusammengehen. Ein Zitat des Betriebswirts Artur Wollert bringt es auf den Punkt: „Ohne Wirtschaftlichkeit schaffen wir es nicht – ohne Menschlichkeit ertragen wir es nicht.“ Der Schlüssel zum Erfolg, damit Menschen ihr Potential voll entfalten können, ist eine positive Unternehmenskultur. Das heißt: wertschätzende und klare Kommunikation, konstruktive Feedbackkultur, die Möglichkeit, sich fachlich und menschlich weiterzuentwickeln.
Welche klassischen Fehler machen Unternehmen bei der Lehrlingsausbildung?
Gernot Schneebauer: Die Klassiker sind fehlende Kommunikation, ein nicht klar definierter Stellenwert der Lehrlingsausbildung, keine klaren Ausbildungspläne, keine soziale oder methodische Eignung der Ausbilder:innen.
Welche Gefahren kommen auf Unternehmen zu, die in Zeiten des „War for Talents“ und Fachkräftemangels die Lehrlingsausbildung und ihr Betriebsklima vernachlässigen?
Gernot Schneebauer: Seit fünfzehn Jahren wird es immer schwieriger, Lehrlinge zu finden und zu halten – aufgrund vieler Faktoren wie etwa der demographischen Entwicklung und eines neuen Mindsets bei jungen Menschen. Viele Unternehmen machen viel richtig, investieren mittlerweile das Drei- bis Fünffache an Ressourcen in die Suche nach Lehrlingen und bekommen immer noch zu wenige Bewerber:innen. Wenn du heutzutage gar nichts oder zu wenig tust, findest du niemanden mehr – oder nur ungeeignete Personen. Eine Positionierung als Top-Lehrlingsbetrieb ist zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor geworden.
Welche Kunden unterstützt HeartBeat bei der Lehrlingsausbildung?
Gernot Schneebauer: Wir haben zwei unterschiedliche Arten von Kunden. Einerseits Klein- und Mittelbetriebe, die nicht die Ressourcen haben, umfangreiche Lehrlingsprogramme alleine zu stemmen – sie sind zu Kooperationsgruppen zusammengefasst. Andererseits betreuen wir auch internationale Konzerne und größere Betriebe. Mit dem Großhändler Metro arbeiten wir etwa seit zehn Jahren zusammen.
Wie lässt sich der Erfolg Ihrer Arbeit messen?
Gernot Schneebauer: Eine der Kooperationsgruppen umfasst mehrere Schlossereibetriebe, die mittlerweile mehr als vierzehn Jahre Kunden sind. Die Lehrlinge dort bleiben zu etwa 60 bis 70 Prozent nach der Lehrlingsausbildung im Unternehmen. Neben einer stärkeren Mitarbeiter:innenbindung sind auch mehr Bewerbungen klare Indikatoren für unseren Erfolg.
Was hat Sie im Umgang mit jungen Menschen und beim Entwickeln von Lehrlingsausbildungsprogrammen am meisten überrascht?
Gernot Schneebauer: Wie viel ein bisschen Wertschätzung ändern kann, wie hoch der Stellenwert des menschlichen Umgangs tatsächlich ist. Wie wenig es braucht, dass sich Jugendliche öffnen, voll aufmachen und in weiterer Folge voll motiviert sind. Ein Beispiel: Wir bieten Feedbacktermine an, bei denen jeder Lehrling mit zwei Trainer:innen über die größten Stärken und Entwicklungspotentiale spricht. Da kommt es ganz oft vor, dass Jugendliche auf einmal Tränen in den Augen haben und sagen, dass sie gerade das erste Gespräch in ihrem Leben mit einem Erwachsenen hatten, das schön war. Ein Gespräch, in dem ihnen gesagt wird, dass sie etwas gut können._
Der Schlüssel zum Erfolg, damit Menschen ihr Potential voll entfalten können, ist eine positive Unternehmenskultur.
Gernot Schneebauer Geschäftsführer, HeartBeat
Über HeartBeat
Gründung_ 2008 von Gernot Schneebauer
Das Team_ 30 Unternehmensberater:innen, Trainer:innen und Pädagog:innen
Das Angebot_ In 14 Jahren veranstaltete das Unternehmen 390 College-Wochen mit mehr als 6.000 Lehrlingen