Gandhi, John F. Kennedy und andere inspirierende Persönlichkeiten schmücken mit ihren Zitaten so manchen Lebenslauf. „Ich habe einfach mal etwas anderes gesucht und es trifft auch den Kern dessen, was mir wichtig ist.“ Siemens-Digital-Industries-Leiter Michael Freyny verrät die Bedeutung seines Lieblingszitats aus „Batman Begins“ und spricht über die Herausforderungen der Industrie – dafür treffen wir uns nicht in Gotham City, sondern in der Siemens City in Wien.
Corona, Climate, Competition, Conflicts. „Zuletzt ist die Industrie einem extrem dynamischen Umfeld ausgesetzt worden. Das Spannende ist: Diese vier Probleme beginnen im Englischen alle mit einem C.“ Sein anschließender Vergleich mit dem berühmten Sprengstoff C4 ist kein Zufall. Denn Michael Freyny hat seine neue Rolle als Leiter von Siemens Digital Industries im Jahr 2021 übernommen. Also inmitten multipler Krisen, die die gesamte Branche prägen. „Nichtsdestotrotz bin ich der festen Überzeugung, dass wir uns sehr erfolgreich durch diese manövrieren. Im Laufe meiner Karriere ist mir bewusst geworden, wie schnell sich Herausforderungen verändern können.“
Die Rolle der Industrie in diesem Spannungsfeld sieht er als ein zweischneidiges Schwert. „Die Aufnahmegeräte für diesen Podcast, was wir nebenbei trinken und was wir heute Morgen gefrühstückt haben, all das ist durch die Hände der Industrie gegangen. Sie ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens.“ Zugleich sei sie jedoch für rund ein Drittel des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich und benötige etwa ein Drittel der produzierten Energie weltweit. „Außerdem werden weniger als 15 Prozent der produzierten Güter derzeit recycelt, in Sachen Nachhaltigkeit herrscht hier also definitiv Verbesserungspotential.“
Digitalisierung meets Dekarbonisierung
Mit seinem Team rund um die Innovation „Siemens Xcelerator“ versucht Freyny deshalb, die Industrie schneller und anpassungsfähiger zu machen. „Früher war es die Kosteneffizienz, heute ist der Faktor Schnelligkeit der wichtigste. Es braucht Geschwindigkeit, um sich rasch an neue Gegebenheiten anzupassen und zu überleben. Und wir sehen schon heute, dass die Unternehmen, die das beherzigen, zugleich auch die kostengünstigsten sind.“ Konkret sei der Xcelerator schon dort im Einsatz, wo sich ganze Branchen schlagartig auf höhere Energiekosten einstellen mussten. „Wir haben gemeinsam mit den Unternehmen Daten gesammelt, ausgewertet und dadurch ihre Energiekosten um 20 Prozent gesenkt. Das ist eines der Erfolgsmodelle aus Österreich, bei denen wir simuliert und anschließend optimiert haben. Und es bringt das Prinzip des Xcelerators auf den Punkt: Wir liefern Mehrwert, indem sich in der digitalen Welt alles simulieren lässt, bevor es physisch umgesetzt wird.“
Lösungen zu finden und sich auf das Positive zu konzentrieren, ist Freynys persönlicher Umgang mit den „C4-Herausforderungen“. „Ich glaube an die Menschheit und dass sie sich an Situationen anpassen kann. Deshalb würde ich mir wünschen, dass wir noch näher zusammenrücken und die Probleme unserer Zeit gemeinsam angehen.“ Seine Hoffnung in die Menschheit und Europa ist es, gerade dort eine starke Rolle zu spielen. Und wie lautet nun sein Lieblingszitat aus Christopher Nolans Film „Batman Begins“? „Was ich im Inneren bin, zählt nicht. Nur das, was ich tue, zeigt, wer ich bin.“ Denn für Freyny kommt es nicht darauf an, wer man ist oder welchen Status man genießt. „So lebe ich das auch im Geschäftsleben und als Teil der Gesellschaft. Es ist zweitrangig, ob ich der Chef von 1.800 Menschen bin – die Standards, das Verhalten und die Wertschätzung müssen für uns alle gleich sein. Deshalb hat mich dieses Zitat so motiviert und es ist mein ‚Slogan‘ geworden, an den ich mich immer erinnere, wenn es Zeit ist, zu hinterfragen, was man eigentlich tut.“_
Ohne Industrie ist das Leben gar nicht mehr denkbar.
Michael Freyny
Leiter, Siemens Digital Industries