Wo Elektrotechniker zu Feuerwehrleuten werden
Für die Mitarbeiter:innen des Flughafens Linz ist kein Arbeitstag wie der andere – der Tagesablauf ist aufgrund verschiedenster Faktoren kaum planbar. Regelmäßige Schulungen stehen an der Tagesordnung. Im Notfall werden die Werkstätten- und Flugzeugabfertigungsmitarbeiter:innen sogar zu Feuerwehrleuten.
Von seinem Schreibtisch aus blickt Ingo Hagedorn direkt auf das Flugfeld des Linzer Flughafens – aus gutem Grund. „Wir beobachten das Treiben, um ein Gefühl für die Buchungslage zu bekommen und dafür, wie sich die Situation gerade entwickelt“, erzählt der Bereichsleiter für Marketing und Kommunikation, während gerade ein kleiner Privatjet abhebt. Wie in seiner Abteilung ist auch für die anderen Mitarbeiter:innen des Flughafens kein Tag wie der andere. Bei Schneefall muss die Piste geräumt werden, bei schönem Wetter gibt es Spitzen bei der Abfertigung von Passagier- und Frachtflugzeugen.
Weil der Linzer Flughafen ein klassischer Regionalflughafen ist, haben sowohl das Team der Flugzeugabfertigung als auch die Werkstättenmitarbeiter:innen vielseitige und unterschiedliche Aufgaben. „Die meisten von ihnen sind ausgebildete Feuerwehrleute, weil wir im Gegensatz zu Großflughäfen keine reine Berufsfeuerwehr haben“, sagt Hagedorn. Nach internationalen Vorgaben müssen sie innerhalb von 180 Sekunden voll einsatzbereit jeden Teil des Geländes erreichen. „Bei Alarm wird alles liegen und stehen gelassen, Mitarbeiter:innen springen in die Autos, die automatisch starten, und nehmen ihre Position ein.“ Bereitstellungsalarm nennt sich dieser Vorgang – der immer wieder einmal vorkommt. „Sobald irgendeine Unregelmäßigkeit gemeldet wird, werden alle Vorkehrungen getroffen, um in einem tatsächlichen Notfall schneller eingreifen zu können.“ Alle zwei Jahre gibt es am Flughafen eine Großübung, bei der auch externe Kräfte eingebunden werden, um Notfälle zu proben. Davon ist auch die Abteilung von Hagedorn nicht ausgenommen. „Wir gehen dann die Abläufe in Krisenfällen durch.“
Alles, nur nicht alltäglich
Die Lehrlinge in der Werkstätte werden zwar nicht zu Feuerwehrleuten ausgebildet, dennoch gibt es auch in ihrer Ausbildung keine Monotonie. „Für die Lehrlinge ist es ein großer Anreiz, bei den Fliegern zu arbeiten, dort stehen auch viele Spezialfahrzeuge, die man im normalen Alltag nicht zu Gesicht bekommt“, sagt Lehrlingsbeauftragter Mario Kirchmair. „Schlosser:innen, Installateur:innen und KFZ-Techniker:innen arbeiten bei der Störungssuche sehr eng zusammen, eintönige Tätigkeiten von morgens bis abends gibt es kaum.“ Die Arbeit ist praxisorientiert. „Ich hätte damals auch gerne so viel Abwechslung gehabt“, sagt Kirchmair.
Komplexes Arbeitsumfeld im Cargobereich
Neben dem Passagierterminal müssen fünf Frachtterminals instand gehalten werden – der Linzer Flughafen ist der größte regionale Frachtflughafen Österreichs. Wie der Passagierbereich ist auch die Luftfracht ein komplexes Arbeitsumfeld. „Im Cargobereich besteht unser Team aus hochqualifizierten Spezialist:innen, was die physische und dokumentarische Abwicklung der Fracht betrifft – es geht unter anderem um sensible Kühl- oder Medikamententransporte.“
Zwischen 5:30 Uhr und 23 Uhr werden in Hörsching Flieger abgefertigt, dieses Zeitfenster wird mit zwei Schichten abgedeckt. Neben der Bereitschaft zum Schichtdienst werden von den Mitarbeiter:innen vor allem Flexibilität und die Motivation, sich ständig fortzubilden, verlangt, außerdem werden sie aufgrund des sensiblen Bereichs von Behörden jährlich auf ihre Zuverlässigkeit geprüft. „Natürlich hat die Arbeit in diesem Geschäft auch ihre Nachteile“, gibt Kirchmair zu. Im Sommer ist die „Platte“ – so nennen die Arbeitenden das Vorfeld, von dem die Flieger starten – sehr heiß, im Winter eiskalt. „Bei Minusgraden Flugzeuge mit einer speziellen Flüssigkeit enteisen – das muss man mögen.“ Der Lehrlingsausbildner hat dennoch noch keine Sekunde bereut, hier zu arbeiten – im Gegenteil. „Die Abwechslung, das ständige Dazulernen, die Herausforderungen und die Faszination dieser Branche sind einzigartig“, sagt er._
Bei uns ist kein Tag wie der andere.
Ingo Hagedorn Bereichsleiter für Marketing und Kommunikation, Flughafen Linz
Die Faszination dieser Branche ist einzigartig.
Mario Kirchmair Lehrlingsbeauftragter, Flughafen Linz
Neue Linienverbindung Linz – Düsseldorf
Die Südtiroler Fluglinie SkyAlps fliegt seit Ende Oktober montags, mittwochs und freitags mit den Regionalflugzeugen Dash 8-Q400 von Linz nach Düsseldorf. Der Flughafen Linz will damit Reisende , die mittlerweile über Wien nach Düsseldorf fliegen, zurückgewinnen . „Das Projekt hat auch deswegen so viel Charme für uns, weil SkyAlps ihre Flotte derzeit aufstockt und bis Mitte 2024 bei mindestens vierzehn Flugzeugen angekommen sein will. Diese Kapazitäten würden nicht alleine von Bozen aus operiert werden. Wenn Linz gut läuft, könnten Flugzeuge hier stationiert werden – das wäre ein Quantensprung für den Flughafen “, erklärt Hagedorn. Düsseldorf war für den Linzer Flughafen jahrzehntelang eine etablierte Flugverbindung, die durch Umstrukturierungen des Lufthansa-Konzerns eingestellt wurde. „Mit der Unterstützung des Marktes gibt es die Chance, eine höherfrequente Anbindung mit besseren Flugzeiten zu erhalten.“ Zum Start gibt es bis zum 31. Jänner 2024 eine Incentiveaktion für alle abfliegenden Passagiere, die kostenlosen Zugang zur VIP-Lounge bekommen und gratis parken können.