Die Scheuch Group entwickelte sich in den vergangenen 60 Jahren von der kleinen Spenglerei zum internationalen Großunternehmen. Wie es dem Familienunternehmen gelang, von sechs auf 1.500 Mitarbeitende zu wachsen, wie es mit innovativen Lösungen zum Umweltschutz beiträgt und was es braucht, um generationenübergreifend zu handeln, darüber sprechen wir mit Geschäftsführer und Eigentümer Stefan Scheuch.
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ Dieser Motivationsspruch auf der Treppe springt sofort ins Auge, als wir den Hauptsitz des Innviertler Unternehmens Scheuch in Aurolzmünster betreten. So oder so ähnlich muss wohl Alois Scheuch, Gründer von Scheuch, gedacht haben, als er 1963 den Spenglerbetrieb seines Vaters mit sechs Mitarbeitenden übernimmt. Ob er wohl damals schon geahnt hat, dass in den kommenden 60 Jahren daraus ein internationaler Großbetrieb mit rund 1.500 Mitarbeitenden entsteht?
„Mein Vater war ein Pionier und ein Autodidakt obendrein. Mit Neugierde und Innovationstrieb hat er immer wieder nach Lösungen gesucht“, erzählt Stefan Scheuch, einer der Geschäftsführer und Eigentümer der Scheuch Group. Ursprünglich macht sein Vater eine Spenglerlehre. Als er vom Krankenhaus in Ried die Anfrage erhält, eine Lüftungsanlage zu bauen, beschäftigt er sich erstmals mit dem Thema Luftreinhaltung. Wie sich herausstellt, ein sehr gefragtes Thema. In der Umgebung gibt es sehr viele Unternehmen, die mit Holz arbeiten – Sägewerke, Tischlereien und Möbelfirmen –, „die quasi in Sägespänen erstickt sind und Probleme bei ihren Verarbeitungsprozessen hatten“. Alois Scheuch nutzt die Gelegenheit und entwickelt die ersten Lösungen für die Luftabsaugung.
Schnell kommen andere Industrien dazu – Betriebe der Metall-, Stahl-, Zement- und Spanplattenverarbeitung befinden sich ebenfalls in nächster Nähe und der Kundenstock wächst rasant. Alois Scheuch wird klar, dass es Sinn macht, das Unternehmen auf mehrere Standbeine zu stellen. Wenn eine Branche schwächelt, floriert wiederum eine andere. Mit der Anzahl der Kunden steigt auch die Mitarbeiterzahl. Ende der 90er Jahre ist das Betriebsgelände in Ried zu klein und es entsteht der Standort in Aurolzmünster. „Es ging allerdings nie darum, um des Wachstums willen zu wachsen, es war viel mehr eine Begleiterscheinung“, so sein Sohn Stefan.
Innovation, Digitalisierung und CO2
Stefan Scheuch selbst kommt 2008 als Geschäftsführer zum Unternehmen. Kam der Umsatz im Jahr 2008 noch auf zirka 100 Millionen Euro mit 600 Mitarbeitenden, sind es heute knapp 300 Millionen Euro Umsatz und 1.500 Mitarbeitende. Darüber hinaus fand eine schrittweise Internationalisierung des Unternehmens statt. „Früher“, beschreibt Stefan Scheuch, „wurde noch von Jahr zu Jahr gedacht, was für damalige Verhältnisse auch gut funktioniert hat. Heutzutage denkt das Unternehmen jedoch systematischer und langfristiger und hat sich auch in den Prozessen zunehmend professionalisiert.“
Innovationen sind anfangs eher zufällig, manchmal auch durch Kundenanfragen, entstanden, mittlerweile gibt es im Unternehmen eine eigene Innovationsstrategie, die es allen Mitarbeitenden ermöglichen soll, sich an Innovationen zu beteiligen. Ein USP: Das Unternehmen hat die ganze Wertschöpfungskette selbst im Haus, vom Vertrieb über die Projektabwicklung bis hin zum Engineering und zur Fertigung. So fließen die Erkenntnisse aus der Produktion wiederum in neue Produkte. Auch im Bereich Digitalisierung bringt das Unternehmen seine Arbeitsweise durch eine eigene Strategie auf das nächste Level. „Um unseren Kunden auch künftig durchgängig hohe Qualität bieten zu können, braucht es nicht nur unsere Produkte, sondern auch die entsprechenden Prozesse im Hintergrund.“
Das Unternehmen beschäftigt sich darüber hinaus aktuell stark mit dem Zukunftsthema CO2. Die Mehrheit der Industriebetriebe steht vor der großen Herausforderung, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und im besten Fall klimapositiv zu werden. „Wir, als der Spezialist in der Abgasreinigung, sehen uns hier gefordert. Unser Ziel: Fertige technische Lösungen anzubieten und infolgedessen als unabhängiger Anbieter für CO2-Technologien tätig zu sein.“ Dass Scheuch somit auch einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet, steht außer Frage.
Langfristige Unternehmung
Schon immer war der Familie die Langfristigkeit ihres Unternehmens wichtig. „Es ging nie um kurzfristigen Erfolg, sondern um wirtschaftliches, verantwortungsvolles Handeln. Wir sind mit den Mitarbeitenden aus der Region groß geworden und wollen ihnen auch etwas zurückgeben, indem wir ihnen einen sicheren Arbeitsplatz bieten.“ Wie es mit der nächsten Generation aussieht? Stefan Scheuch hat zwei Töchter, die ältere ist 18. „Meine Töchter dürfen über ihren weiteren Weg, wie auch ich damals, frei entscheiden.“ In zehn Jahren sieht Scheuch das Unternehmen auf jeden Fall als Global Player im Umweltschutz. Spätestens dann soll in Umweltschutzfragen im Industriebereich niemand mehr an der Scheuch Group vorbeikommen. So steht den kommenden 60 Jahren wohl nichts mehr im Wege._
Wir sind mit den Mitarbeitenden aus der Region groß geworden und möchten ihnen etwas zurückgeben.
Stefan Scheuch
Geschäftsführer und Eigentümer, Scheuch Group
Die Scheuch Group
in Zahlen
Gründungsjahr_ 1963
Mitarbeitende_ rund 1.500 insgesamt
Umsatz_ rund 300 Millionen Euro
Produktionsstandorte_ 6 Aurolzmünster, Mehrnbach, Wolfsegg (Österreich), Scheibenberg (Deutschland), Prievidza (Slowakei) und Willow Springs (USA)
Niederlassungen_ 34 (weltweit)