Matchball. Die tschechische Spitzentennisspielerin Barbora Strýcová atmet tief durch, tippt den Ball dreimal leicht auf meinem Center Court auf, richtet den Blick in einer automatisierten Aufschlag-Bewegung auf die Gegnerin und zieht ab. Szenen wie diese sah man bei mir im Oktober in der Linzer Tips Arena häufig. Wer ich bin? Gestatten: Ich bin das traditionelle jährliche Upper Austria Ladies Linz.
Die gelbe Filzkugel prallt im Feld der Gegnerin einmal kurz auf und wird nicht retourniert. Was folgt ist Freude pur: Strýcová reißt die Hände nach oben, lässt den Schläger fallen. Die Körperspannung löst sich, Adrenalin und Endorphine schießen in den Körper. Das lang ersehnte Glücksgefühl stellt sich ein. Barbora Strýcová hat gerade meine 27. Auflage, das Upper Austria Ladies Linz 2017, gewonnen.
Weltweit in jedem Turnierkalender
Ein Grund dafür, dass ich mittlerweile fast dreißig Jahre fixer Bestandteil der WTA-Tour (Damentennis-Turnierserie der Women’s Tennis Association) bin, sind neben spannenden Matches und spielstarken Teilnehmerinnen eine Powerfrau, welche meine organisatorischen Fäden im Hintergrund zieht: Sandra Reichel. Ihr und den rund 230 Mitarbeitern habe ich es zu verdanken, dass ich jedes Jahr im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit stehe. Ich habe mir nicht nur über die Jahre im Damentennis weltweit einen Namen gemacht, sondern auch eine beachtliche Reputation erarbeitet. Warum das so ist? Ich habe damit in über 110 Ländern Fernsehpräsenz und wenn wir ehrlich sind, gibt es nicht viele vergleichbare Sportveranstaltungen in Österreich. Das sieht auch Reichel so: „Wir bringen nicht zigtausende Besucher nach Linz und Oberösterreich, aber wir haben eine unglaublich hohe internationale TV-Präsenz. Man darf nicht vergessen, dass das ‚Upper Austria Ladies’ in jedem Turnierkalender weltweit steht.“ Damit kann ich mich als Turnier international präsentieren, was wiederum meinen Sponsoren, die treue und verlässliche Partner sind, in ihren wirtschaftlichen Aspirationen hilft. Neben dem MatchMaker-Team rund um Frau Reichel sind es vor allem die unzähligen Firmen, die es mir Jahr für Jahr ermöglichen, dass ich Tennisfans weltweit begeistern kann. Diese unterstützenden Unternehmen wie das Land Oberösterreich, die Raiffeisenbank OÖ, Linz AG, bet-at-home, Lenzing und Transdanubia haben ihren Standort in Oberösterreich, sind aber regional, national und international tätig.
Reichel spricht von drei wesentlichen Bereichen, die es im Vorfeld meiner Austragung zu beachten gilt. Der erste Bereich deckt mein Budget ab. Hier stand das MatchMaker-Team nach dem Wegfall des langjährigen Hauptsponsors Generali vor einer großen Herausforderung, jedoch sind in Oberösterreich noch viele andere tennisbegeisterte Unternehmen. „Es gibt drei Gruppen“, so Turnierdirektorin Reichel, „die erste Gruppe besteht aus Firmen, die ihre Präsenz regional stärken wollen. Für diese bieten wir eine regionale Plattform, auf der man präsent ist und Mitarbeiter und Kunden einladen kann. Die zweite Unternehmensgruppe ist jene, die national präsent sein will. Diese haben aufgrund der Übertragung durch ORF und Eurosport österreichweit eine gute Performance und erreichen ihre landesweite Zielgruppe. Und dann gibt es diejenigen, die zwar oberösterreichische Unternehmen sind, aber global Geschäfte tätigen. Da wir in Europa, Asien und Amerika ausgestrahlt werden, können wir auch hier ein attraktives Paket schnüren.“ Der zweite Punkt ist meine Organisation und mein Aufbau. Hier muss man sich festlegen, in welcher Spielstätte ich stattfinden soll und welche Corporate Identity ich habe, heuer bekam ich einen neuen Anstrich. „Wir hatten ein neues Logo, einen neuen Auftritt. Dahinter steckt ein durchstrukturiertes Konzept, von den Drucksorten, dem VIP-Bereich bis hin zum eigentlichen Herzstück, dem Center Court. Der technische Aspekt und der Aufbau wiederum nehmen rund drei bis vier Monate in Anspruch. Hier wollten wir heuer auch innovativ sein und führten beispielsweise das Hawk-Eye (dadurch können strittige Situation während des Spiels durch ein Computersystem zweifelsfrei aufgeklärt werden) gemeinsam mit einer größeren Videowall wieder ein. Das war auch ein klares Signal: Wir wollen nicht stehenbleiben, sondern zeigen, dass wir trotz dieses schwierigen Jahres an die Zukunft denken und nach vorne schauen. Das passt extrem gut zu Oberösterreich.“ Der dritte Bereich ist einer meiner wesentlichen Eckpfeiler, nämlich jene Akteurinnen, die mir mit großartigen Spielzügen Leben und somit das gewisse Etwas einhauchen. Das ist eine Art selbstreproduzierender Effekt: Je besser meine Organisation und je besser meine internationale Reichweite, desto attraktiver bin ich für Top-10-Spielerinnen. „Das ist ein Ganz-Jahres-Job und ein Mix aus verschiedenen Faktoren“, so Reichel, denn „man muss die WTA-Tour das ganze Jahr mitverfolgen, um zu wissen, wer die ‚Next Rising’-Stars sind. Dann muss man herausfinden, wie die Netzwerke der Spielerinnen funktionieren, also wer welchen Einfluss auf die Akteure hat, damit man sie auch überzeugen kann. Schlussendlich muss man sehen, welche Spielerinnen man sich wünscht und versuchen, sie zu bekommen.“