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Wie gewinnt man?

Hab ich das Zeug dazu, als Erster ins Ziel zu kommen, die Aufmerksamkeit meiner Zuhörer zu gewinnen oder eine Diskussion anzuführen? Also bin ich ein Gewinnertyp? Die Antwort darauf gibt kein DNA-Test. Soll heißen: Man wird nicht ausschließlich zum Gewinner oder Verlierer geboren. Die Antwort findet man vielmehr im Kopf. Und den haben wir selbst in der Hand - jedenfalls dann, wenn wir ein Werkzeug benutzen, das ihn lenken kann. Dieses Werkzeug nennt sich mentales Training und funktioniert hervorragend im Sport. Und auch in der Wirtschaft.

Das mit dem Gewinnen scheint nicht jedermanns Sache zu sein. Da gibt es den Sportler, der im Training der Beste ist. Aber: Im Wettkampf kriegt er’s einfach nicht hin. Oder der Arbeitskollege, dessen Fachwissen herausragend ist. Seine Karriere dümpelt dennoch irgendwie nur so dahin. Wenn Gewinnen im Kopf passiert, was läuft dann falsch bei diesen vermeintlichen Verlierertypen? Oder viel besser gefragt: Was geht in den Köpfen der Gewinner vor? Jener, die vielleicht sogar weniger Talent haben und keine so perfekten Rahmenbedingungen vorfinden?

Wir treffen uns mit vier Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun, aber eines gemeinsam haben: Sie sind Gewinner. Oder helfen anderen dabei, zu Gewinnern zu werden: Thomas Wörz ist Mentalcoach und hat Spitzensportler wie Marlies Schild bereits ganz nach oben begleitet. Pavao Pervan ist einer der besten Torhüter Österreichs und ließ sich nie von seinem Traum abbringen, auch als es verdammt schwierig war. Janine Flock war dabei: in Südkorea bei den Olympischen Spielen. Sie weiß, wie man gewinnt, auch wenn sich dieses Mal ganz knapp keine Medaille ausgegangen ist. Und Franz Ratzenberger kam früher als Sportler an die Spitze und jetzt als Top-Manager.

Was Gewinner anders machen

  • 01 Sie sehen Herausforderungen als Abenteuer.

Es gibt zwei Arten, an eine Handlung – sei es ein Wettkampf, ein Meeting oder eine schwierige Aufgabe – heranzugehen: als Vermeider oder als Konfrontierer. „Der Vermeider will genauso gewinnen oder die Aufgabe bewältigen wie der Konfrontierer“, erklärt Mentaltrainer und Psychotherapeut Thomas Wörz. „Er ist genauso nervös. Der Unterschied ist, dass es dem Vermeider am liebsten wäre, wenn der Wettkampf schon vorbei wäre. Er flieht mental aus der Situtaion.“ Der Konfrontierer hingegen steht am Start und wenn’s losgeht, legt sich in seinem Gehirn ein Schalter um und er kommt vom Stress in die Bereitschaft, sich der Herausforderung zu stellen. Er lässt sich auf das Abenteuer ein, hat Spaß daran und aus dieser Lust entsteht seine innere Motivation. Und die macht es aus, dass er am Ende eine Sekunde schneller ist oder einen ganzen Zuhörersaal begeistern kann. „Man ist nicht von Haus aus ein Konfrontierer oder Vermeider. Wie man in Situationen reingeht, kann man trainieren“, so Wörz. Er bringt das Beispiel einer Dschungeldurchquerung, die allen, die diese meistern, ein großes Zertifikat einbringt: „Der Vermeider sitzt im Jeep, hält sich Augen und Ohren zu und ist einfach nur froh, wenn er es geschafft hat, um das Zertifikat zu bekommen. Der Konfrontierer lässt sich auf das Abenteuer ein, bereitet sich vor, erlebt die Durchquerung mit allen Sinnen, entdeckt dabei Neues für sein Leben und kann sich am Ende nicht nur ein Zertifikat abholen, sondern hat sich auch persönlich weiterentwickelt.“ Das Gleiche passiert bei Seminaren, die man stundenlang absitzen kann oder aber – in der selben Zeit – für sich nutzt. „Gewinnertypen sind Konfrontierer mit Leidenschaft und einer gewissen Abenteuerlust, sie haben eine innere Begeisterung und sind bereit für Veränderungen, weil sie ihre eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln wollen“, weiß Wörz. Wenn Gewinnertypen wie Marcel Hirscher oder Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen am Start stehen, dann denken sie nicht daran, jetzt unbedingt gewinnen zu müssen, sie haben Spaß am Wettkampf selbst. Wörz: „Wenn es gelingt, im Prozess zu sein, gedanklich im Hier und Jetzt, dann ist das eine sehr gute Voraussetzung für das Gewinnen.“

  • 02 Sie verlassen sich nicht (nur) auf ihr Talent.

Pavao Pervan macht das, wovon wohl viele träumen: Er ist Profifußballer. Und das, obwohl es viele Sportler gäbe, die mehr Talent hätten als er, behauptet der LASK-Torhüter jedenfalls selbst. „Wahnsinnig viele Sportler sind körperlich auf einem Top-Niveau, aber sie schaffen es nicht ganz nach oben. Ich glaube, dahinter steckt meist ein mentales Thema“, so der 30-Jährige. Sein Kopf sei der Grund dafür, dass er so weit gekommen ist. „Deshalb versuche ich, immer mehr Zeit in diesen Bereich zu investieren.“ Pervan hat sich nie auf sein Talent verlassen, „weil ich der Meinung bin, dass viele Menschen dieses Talent haben, aber ich glaube, mit harter Arbeit, Einsatzbereitschaft und einem starken Willen kann man alles erreichen. Das gilt bestimmt für einen Sportler genauso wie für einen Unternehmer.“ Der ehemalige Leichtathlet und oftmalige Staatsmeister Franz Ratzenberger ruhte sich auch nicht auf seinem Talent aus. „Mir war schon bewusst, dass ich sehr schnell bin, aber sein Talent zu erkennen ist erst der Anfang. Dann musst du dir die Frage stellen: Was mache ich daraus?“ Sein Trainer stellte ihn vor die Entscheidung: ganz oder gar nicht? Ratzenberger entschied sich für ganz, verfolgte aber dennoch sein Wirtschaftsstudium.

  • 03 Sie gehen der Angst nicht aus dem Weg.

Kopf voran stürzt sich Skeletonpilotin Janine Flock mit bis zu 140 km/h den Eiskanal hinunter. Ob sie denn gar keine Angst habe? „Es gab schon gewisse Schlüsselstellen in einer Bahn, die mir Angst machten“, erzählt Flock. „aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Man muss die Angst erkennen und annehmen. Wenn man sie verdrängt, ist es immer komplizierter, eine Lösung für das Problem zu finden, egal was es ist.“ Vor diesen Schlüsselstellen hat sie zwar Respekt, aber sie habe sich angeeignet, mit Körperspannung und Ruhe eine Position zu finden, mit der sie diese gut meistern kann. „Man muss sich mit den Dingen auseinandersetzen, erst recht, wenn man bei einem Problem ansteht. Dann muss man es zerlegen und Schritt für Schritt Lösungen suchen“, sagt die Olympiateilnehmerin. Genau darum geht es Thomas Wörz bei seinem Mentaltraining. Jeder Sportler kennt Störfaktoren oder Bedingungen, die ihn aus dem Gleichgewicht bringen können, die ihm Angst oder einen extremen Druck machen. „Wenn ein Sportler bereit ist, seine Schwächen und Störfaktoren zu analysieren und zu überlegen, wie er damit umgehen kann, wenn sie eintreten, dann ist das ein Riesenschritt zum Erfolg“, sagt Wörz. Ein Skifahrer etwa, der im Nebel einmal einen schweren Unfall erlitten hat, würde erst dann wieder erfolgreich sein können, wenn er sich der Angst vor dem Nebel stellt. „Er kommt nur weiter, wenn er sich seine Ski schnappt und bei Nebel trainiert.“ Das Erfolgsgeheimnis liege schließlich in der inneren Bereitschaft, unangenehme Dinge als Abenteuer zu betrachten, sie aufzusuchen und an ihnen zu arbeiten. Und sie nicht zu vermeiden.

  • 04 Sie konzentrieren sich auf ihre Stärken. Den Rest lassen sie andere machen.

Als Pavao Pervan 2010 zum Lask wechselte, ging es mit dem Verein bergab: 2. Liga, Lizenzentzug, Regionalliga und „dann standen wir sogar kurz vor dem Konkurs. Gott sei Dank kamen die neuen Investoren, die Freunde des Lask, seitdem ist es wieder bergauf gegangen“, erzählt der in Kroatien geborene und in Wien aufgewachsene Fußballer. Es sei eine schwierige Phase gewesen, Pervan blieb dem oberösterreichischen Verein dennoch treu. „Ich habe versucht, immer das Positive zu sehen. Mir war aber klar, dass ich gewisse Dinge einfach nicht beeinflussen kann.“ Als Sportler sei es das Wichtigste, so der Torhüter weiter, sich auf das zu konzentrieren, was man selbst in der Hand habe. „Ich hatte nicht das nötige Kleingeld, um den Verein zu übernehmen“, sagt er und schmunzelt. „Daher musste ich mich auf andere verlassen, aber ich konnte auf der sportlichen Seite meinen Teil dazu beitragen und hab alles gegeben.“ Mittlerweile spielt sein Verein längst wieder in der Bundesliga und das Ziel ist nun, in der oberen Hälfte der Tabelle mitzuspielen und eines Tages mit dem Lask auch international mitzumischen. Sich auf andere verlassen und sich ganz auf seine Stärken konzentrieren, das sieht auch Franz Ratzenberger als Erfolgsgeheimnis seiner erfolgreichen Leichtathletik-Karriere. „Wir mussten uns um gewisse Dinge einfach nicht kümmern – das gesamte Umfeld von Trainingsgeräten über Hotels, Massagen, Platzbedingungen, wurde für uns gestaltet. Ich glaube, langfristig hast du nur dann Erfolg, wenn du dich wohlfühlst, wenn das Umfeld passt und du dir über gewisse Dinge keine Gedanken machen musst“, so der Oberösterreicher, der mittlerweile den internationalen Verkauf und das Marketing des Stempelerzeugers Colop in Wels verantwortet. „Diese Erkenntnis aus dem Sport hilft mir auch in der Firma. Damit Mitarbeiter gut und gerne hier arbeiten, brauchen sie ein entsprechendes Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen und mit Freude ihre Leistung erbringen.“

  • 05 Sie überbewerten Misserfolg nicht.

Man verliert im Sport meist öfter als man gewinnt. „Du kannst nach einer Niederlage angefressen sein. Oder aufstehen und trainieren. Die Reflektion ‚Was kann ich besser machen?’ brauchst du als Sportler ständig, sonst kommst du nicht weiter“, weiß Franz Ratzenberger. Natürlich kennt auch Janine Flock Niederlagen, sie verpasste knapp die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Südkorea: „Wenn ich Misserfolg erlebe, dann halte ich mir immer vor Augen: Davon geht die Welt nicht unter. Es passieren so viele andere schlimme Dinge auf der Welt, die eine Niederlage komplett in den Schatten rücken.“ Sie versuche in solchen Situationen, das Positive zu sehen und dankbar dafür zu sein, dass „ich einen gesunden Körper habe, der alles mitmacht und diesen Sport ausüben kann.“ Sie denke dann auch daran, welche positiven Erlebnisse sie im Sport schon hatte. „Wie viele Kontakte ich dadurch schon geknüpft habe, dass ich meinen Freund dabei kennengelernt habe und wie sehr ich mich weiterentwickeln konnte, vor allem im mentalen Bereich.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Das relativiert das Ganze – was ist schon schlimm daran, wenn’s mal nicht so gut läuft?“ Der positive Nebeneffekt dieser Gelassenheit: „Wenn man sich in gewisse Dinge nicht mehr so reinsteigert, läuft es oft auf einmal wie von selbst.“ Ähnlich gelassen geht Pavao Pervan mit Misserfolgen um: „Es ist ganz normal im Leben eines Sportlers, dass man an gewissen Dingen und auch an sich selbst zweifelt. Aber aufhören wollte ich nie. Im Gegenteil, wenn es schlecht läuft, motiviert mich das noch mehr, das nächste Mal besser zu sein. Ich glaube, das ist irgendwie eine Trotzreaktion“, sagt er. Und da ist es wieder: dieses schelmische Grinsen, das wohl ein (verdammt sympathisches) Relikt aus seiner Kindheit sein muss. Damals sagte ihm sein Vater („mein größter und bester Kritiker“) nicht ständig, dass er der Beste sei, so wie es die meisten Väter ihren Kindern gegenüber behaupten. „Er hat mich immer unterstützt und überall hingefahren, aber seinen Stolz konnte er ganz gut verbergen. Und das tat mir persönlich gut, weil ich ihm immer beweisen wollte, dass mehr in mir steckt. Ich wollte ja erreichen, dass er stolz ist.“ Eltern oder andere Unterstützer spielen ohnehin eine große Rolle am Weg nach oben, weiß Psychotherapeut Thomas Wörz. „Zugesprochener Mut und Wertschätzung sind extrem wichtig. Vor allem dann, wenn etwas nicht gelingt – dann sollte auch der Versuch wertgeschätzt werden und man sich gemeinsam überlegen, wie man es beim nächsten Mal besser machen kann. Jede Niederlage kann, wenn man sie nutzt und daraus lernt, zum Gewinn werden.“

  • 06 Sie sind flexibel. Und beweglich.

Fragt man Janine Flock nach ihren langfristigen Zielen, antwortet sie prompt: „Als Athlet muss man sehr flexibel bleiben, deswegen setze ich mir lieber kurzfristige Ziele.“ Flexibel und beweglich zu bleiben, das rät Thomas Wörz auch Führungskräften in der Wirtschaft, denn die Digitalisierung verändere die Welt in rasantem Tempo. „Ich muss mich daher auf komplett unterschiedliche Herausforderungen einlassen können und sollte mich nicht in die Komfortzone zurückziehen.“ Anpassungsfähigkeit sei extrem wichtig – genauso wie Sportler mit unterschiedlichen Bedingungen umzugehen lernen, so müssten sich auch Führungskräfte auf unterschiedliche Menschen und Rahmenbedingungen einstellen können. Beim Stempelerzeuger Colop versucht man genau diese Beweglichkeit zu leben. „Grundsätzlich müssen wir uns von unserer angestammten Welt verabschieden, aber natürlich trotzdem unsere jahrelang aufgebaute Kompetenz wahren. Die Fragen zur Zukunft, etwa welche zusätzlichen Produkte wir ins Portfolio aufnehmen oder wie wir unsere Stempel in Zeiten der Digitalisierung vertreiben, stellen wir uns mit den Mitarbeitern gemeinsam – wir wollen sie ins Boot holen, sie sollen ruhig mitspinnen und das große Ganze sehen“, erzählt Ratzenberger.

  • 07 Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Und können sich selbst aktivieren.

Was geht eigentlich im Kopf eines Torhüters kurz vor Spielbeginn vor? Es fliegen ein paar Bälle herum. Jedenfalls in Pavao Pervans Kopf. „Ich stelle mir bildlich vor, ein paar Bälle zu fangen, das gehe ich innerlich immer wieder durch.“ Je näher der Anpfiff rückt, desto mehr versucht er mit Atemübungen innere Ruhe zu finden. Das gebe ihm ein gutes Gefühl. Auch Janine Flock versucht kurz vor dem Start mit Mentaltrainingsübungen ganz zu sich zu kommen, um hochkonzentriert ins Rennen zu gehen. „Spitzenleistung ist kein Zufall und auch nicht abhängig von der Tagesverfassung“, erklärt Mentaltrainer Thomas Wörz. „Die letzten drei, vier Minuten können entscheidend sein. Es geht darum, in den optimalen Zustand als Konfrontierer zu kommen. Egal, ob du kurz vor einem Meeting bist, auf der Skipiste oder auf der Judomatte – du brauchst ein innerliches Signal, das dich in deinen persönlichen optimalen Zustand bringt.“ Der optimale Zustand ist individuell, man kann über die Wahrnehmung spüren lernen, wo dieser liegt. Wörz erklärt das mit dem Bild eines Reglers, der zwei Pole hat: Panik und Tiefschlaf. In der Mitte liegt der optimale Bereich – nämlich jener, in dem man nicht zu aufgeregt, aber auch nicht zu locker ist, sondern in der perfekten Spannung. „Diesen imaginären Regler zu betätigen, das ist die Kunst“, so Wörz. Merkt man also vor dem großen Auftritt oder auch einfach vor der wichtigen Wortmeldung im Meeting, dass man zu unruhig ist, geht es darum, in wenigen Sekunden herunterzukommen. Oder umgekehrt. Wie gelingt das? „Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, die Atmung ist eine. Oft helfen zwei, drei tiefe Atemzüge, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Man kann auch zusätzlich behutsame, langsame Schritte gehen und die Sensoren am Boden bewusst spüren. So kommt man zu sich.“ Sehr hilfreich können dabei Ruhebilder sein. „Man stellt sich eine Situation vor, die sehr entspannend ist, zum Beispiel eine Sandbucht am Meer. Dann erlebt man dieses Bild mit allen Sinnen: Was sehe ich, was höre ich, was rieche ich, was spüre ich? So wird die Vorstellung lebendig. Wenn man sich etwa vier Wochen lang jeden Tag zwei Minuten mit diesem Bild beschäftigt, kann man es in den entscheidenden Situationen auf Knopfdruck abrufen und zusammen mit tiefen Atemzügen damit in den optimalen Zustand kommen“, erklärt der erfolgreiche Mentaltrainer und Bestseller-Autor. Manche Menschen brauchen hingegen etwas ganz anderes, um bereit zu sein, sie wollen vielmehr etwas tun anstatt nur mit Gedanken zu arbeiten. „Dann sind Klopftechniken oder Übungen mit Spannung und Entspannung besser.“ Jeder müsse für sich selbst eine Vor-Start-Routine finden, die er jederzeit abrufen kann. Auch eine Suggestion kann sehr hilfreich sein – dabei stellt man sich vor, wie man beim Auftritt, beim Wettkampf, beim Gespräch sein will. „So eine Autosuggestion hat den Sinn, dass ich dieses Gefühl dann jederzeit abrufen kann“, erklärt Wörz. Entscheidend sei auch, sich auf mögliche Störfaktoren vorzubereiten. Man überlegt sich fünf bis zehn Dinge oder Situationen, die einen aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Wörz bringt seine Klienten im Training oft bewusst aus dem Gleichgewicht, damit sie lernen, auch dann entspannt zu bleiben, um das gute Gefühl wiederherstellen zu können. Ein Beispiel aus dem Alltag: Wer morgens aufwacht und am liebsten gleich im Bett bleiben würde, weil heute „einfach nicht mein Tag ist“, der kann sich mit Rhythmus, Musik oder Poweratmung in gute Stimmung bringen. „Man redet sich schnell ein, man könne heute nicht gut arbeiten, weil man etwa nicht gut geschlafen hat. Aber man kann daran arbeiten, solche Störfaktoren nicht auf seine Leistungsfähigkeit einwirken zu lassen. Das ist ein Prozess“, erklärt Thomas Wörz. Und dann betritt man die Bühne, den Meeting-Raum, die Rennstrecke, das Fußballfeld oder einfach das Büro und ... genießt. Mit dem Gedanken im Kopf: „Das ist meine Bühne, meine Bestimmung.“

  • 08 Sie pflegen ihr Netzwerk.

Talent ist nicht alles. Denn um dieses überhaupt ausleben zu können, braucht es eine Bühne, ein Trainingsfeld, teure Ausrüstung und jemanden, der an einen glaubt. „Im Sport schafft man es nicht alleine, man braucht viele Helfer wie Trainer, Therapeuten, Familie und Sponsoren“, sagt Janine Flock. Gerade zu Beginn sei es schwer. „Ich habe im Bekanntenkreis nach Sponsoren gesucht.“ Irgendwann drehte sich das Blatt und Sponsoren kamen auf sie zu. Einer davon ist die Urbäckerei Therese Mölk, Partner von Backaldrin. „Mittlerweile ist das eine lange und freundschaftliche Partnerschaft. Ich kann mich gut mit dem Betrieb identifizieren, weil sie viele nachhaltige Projekte machen. Und gesunde Ernährung ist im Spitzensport sowieso ein großes Thema.“ Flock beschäftigt sich intensiv und gerne mit ihren Unterstützern, ohne diese wäre sie nicht so weit gekommen. Das hat sie immer im Hinterkopf.In Pervans Kopf kreisen ähnliche Gedanken. „Ohne die Sponsoren hätte unser Verein wohl ein böses Schicksal erlitten, deshalb bin ich extrem dankbar, dass sie in dieser schwierigen Zeit investiert haben und damit nicht nur den Verein, sondern auch viele Spieler gerettet haben.“ Er sei überzeugt, dass nicht jeder Spieler aus der Mannschaft einen neuen Verein gefunden hätte, „weil das einfach wahnsinnig schwer ist auf dem Markt.“ Als Kapitän der Mannschaft pflegt er regelmäßigen Kontakt zu den Sponsoren und lernt auch die Menschen dahinter kennen. „Das sind großartige Persönlichkeiten. Menschen, die unglaublich viel Leidenschaft für den Verein haben und uns vieles ermöglichen. Das ist nicht selbstverständlich und ich weiß das sehr zu schätzen.“

  • 09 Sie überlassen nichts dem Zufall.

Franz Ratzenberger kennt die Parallelen zwischen Sport und Wirtschaft, er war schließlich jahrelang Spitzensportler, heute ist er Manager. „Wenn du in ein Meeting reingehst, ohne dich gut vorbereitet zu haben, bist du unsicher und nicht überzeugend. Wenn du aber top vorbereitet und auf sämtliche Situationen eingestellt bist, dann wird das Meeting gut“, weiß er. Verglichen mit dem Sport: „Wenn ich geistig fit war, konnte ich körperliche Abstriche machen. Wenn ich hingegen körperlich, aber nicht geistig fit war, dann war meine Leistung immer schlechter.“ Vorbereitung ist auch bei Janine Flock alles: „Es ist die Präzision, die diesen Sport ausmacht – so viele verschiedene Dinge müssen perfekt sein und daran kann man arbeiten.“ Um im entscheidenden Moment nicht mehr überlegen zu müssen, sondern intuitiv handeln zu können. „Wer perfekt vorbereitet ist, kann während der Handlung im Hier und Jetzt sein. Denn wer während der Handlung zu viel nachdenkt, ist immer hintennach“, weiß Wörz.

  • 10 Sie achten auf sich.

Was tut mir gut? Diese Frage stellen sich Sportler regelmäßig. Janine Flock hat zum Beispiel herausgefunden, dass ihr eine Ernährung ohne Zucker sogar sehr gut tut, mittlerweile seit fast einem Jahr. „Mein Schlafverhalten ist viel besser geworden, mein Immunsystem stärker und ich bin konzentrierter, das merke ich im Training“, erzählt sie. Außerdem macht sie Yoga und Pilates zum Ausgleich. Franz Ratzenberger findet eine realistische Selbsteinschätzung extrem wichtig. Eine permanente Überschätzung seiner eigenen Fähigkeiten wird zum Scheitern führen. Es gehe immer um die Frage: „Will ich es, kann ich es und was fehlt mir noch dazu?"_

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