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"Wir haben das Feuer weitergegeben"

Haben die Kinder bereits einen Zugang zum Betrieb?

DagmarNachdem wir bis vor kurzem direkt in der Firma gewohnt haben, sind sie damit aufgewachsen. Sie hinterfragen zwar alles, aber ein Schlachthof zum Beispiel ist nichts Ungewöhnliches für sie. Wir gehen auch zu Mittag gerne mal mit ihnen in die Kantine essen, die meisten Mitarbeiter kennen unsere Kinder.

FlorianDas ist der Unterschied zwischen einem Familienbetrieb und einem Konzern – die Mitarbeiter haben einen direkten Bezug zur Inhaberfamilie und alle – vom Hilfsarbeiter bei der Verpackungsmaschine bis hin zum Abteilungsleiter – kommen direkt auf uns zu.

HerbertDer Umgang mit unseren Mitarbeitern ist uns auch ganz wichtig, wir tragen einen respektvollen Umgang von der Familie in die Firma.

FlorianWir machen sehr viel, damit es unseren Mitarbeitern gut geht, sie gerne bei uns arbeiten und die Zusammengehörigkeit gefördert wird. Jeder bekommt von uns persönlich ein Geburtstagsgeschenk, wir bieten Freizeitaktivitäten wie etwa Kartfahren an, bauen gerade einen Turnsaal für sie um, sie können bei uns wohnen und bekommen für nur 1,80 Euro am Tag Frühstück, Mittagessen und Nachmittagsjause. In der Kantine wird frisch gekocht, unser Koch hatte sogar einmal eine Haube. Das sind alles so Kleinigkeiten, die jetzt effektiv keiner berücksichtigt, aber sie tragen zur Firmenzugehörigkeit und zum Wohlfühlen bei.

ClaudiaDas Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Eigentümerfamilie ist auch deswegen so gut, weil sie sehen, dass wir auch zupacken können und uns nicht wie Prinzessinnen benehmen.

HerbertWir kommen aus der Praxis, ich habe eine Lehre gemacht und es war uns auch ganz wichtig, dass auch Florian eine Lehre samt Meister macht, nicht nur studiert und danach vom Schreibtisch aus Vorgaben macht.

Wie reagierten die Mitarbeiter auf den neuen, jungen Chef?

HerbertSie haben schnell kapiert, dass Jung und Alt an einem Schnürl zieht. Wir haben keine strikte Aufgabentrennung, das ergibt sich von selbst und bei allen wichtigen Entscheidungen sprechen wir uns sowieso immer ab. Florian ist insgesamt mehr im operativen Geschäft tätig, das haben die Mitarbeiter gemerkt und automatisch den Weg zu ihm gesucht.

FlorianLangjährige Mitarbeiter haben natürlich eine bessere Beziehung zu meinem Vater und ich habe kein Problem damit, wenn jemand lieber zu ihm geht. Wir lassen uns eh nicht gegeneinander ausspielen und sprechen uns immer ab.

ClaudiaViele kennen Florian ja bereits aus Kindheitstagen, er hat schon früh mitgeholfen und sämtliche Dienste in der Firma erledigt.

Was braucht es für ein gutes Team?

FlorianEs braucht die Kombination aus langjährigen Mitarbeitern, die das System genau kennen und auch bei Problemen rasch reagieren können, und junge, motivierte Mitarbeiter, die eine andere Sichtweise reinbringen und vielleicht mit der modernen Technik leichter umgehen können. Die richtigen Führungsstrukturen sorgen für die perfekte Zusammenarbeit.

HerbertWir haben immer selbstständiges Arbeiten gefördert und den Leuten genug Freiräume gegeben. Und daneben ist noch ganz wesentlich, dass wir unseren Mitarbeitern die Bedeutung ihrer Arbeit lobend anerkennen.

ClaudiaWir haben ein sehr buntes Team mit einem Altersdurchschnitt von 38 Jahren und einem Frauenanteil von 45 Prozent. Wir haben langjährige Mitarbeiter, die seit ihrer Lehre bei uns sind.

Sind Sie auch mit den überall zitierten gestiegenen Anforderungen der jüngeren Generationen konfrontiert?

ClaudiaDas hören wir aus allen Branchen und trifft uns natürlich auch. Es ist schwierig geworden, eine Vollzeit-Verkaufskraft zu finden.

HerbertDie Leute wollen nicht mehr so viele Überstunden machen, obwohl diese ein wichtiger Beitrag für den Lohn sein können, denn bei uns wird jede Über- und Nachtstunde mit allen Zuschlägen und Prämien ausbezahlt. Das ist aber eh jedem selbst überlassen. Ich finde den Weg auch gar nicht so falsch, dass man sagt, man arbeitet weniger Stunden und bekommt trotzdem denselben Lohn, weil die Arbeitsleistung in dieser Zeit dafür eher 110 Prozent ist. Ein sicherer Arbeitsplatz, so wie früher, ist heute zu wenig. Man muss den Leuten etwas bieten, die Fachkräfte werden rar. Jungen Mitarbeitern, die früher schrittweise zu einem besseren Lohn gekommen sind, muss man größere Stufen setzen, damit diese früher ein entsprechendes Einkommen haben. Unsere Personalkosten steigen.

FlorianWir müssen uns den neuen Gegebenheiten einfach stellen. Ich bin selbst so, dass ich effektiv 120 Prozent arbeite, und wenn ich nicht gebraucht werde, die Zeit lieber mit meiner Familie verbringe. Natürlich ist es bei mir leichter, weil ich es mir selber einteilen kann.

Redet man daheim dann einmal bewusst nicht vom Unternehmen?

Florian(lacht) Das gibt es fast nie ...

ClaudiaAls unsere Söhne noch klein waren, hatten wir die Vereinbarung, dass beim Gartentürl zu unserem Privathaus die Firma aus ist und das Private anfängt. Das haben wir aber nicht immer geschafft …

Dagmar... und das geht auch oft gar nicht. Das passiert in einem Familienbetrieb automatisch, dass darüber gesprochen wird.

HerbertPositives kann man auch daheim besprechen, Negatives sollte draußen bleiben.

FlorianDie Firma ist nicht die ganze Zeit das Hauptthema, aber ich habe auch nichts dagegen, wenn man in ungezwungener Umgebung so ein Art Brainstorming für neue Ideen und Strategien macht, denn da kommen auch die besten Ergebnisse raus.

HerbertAndere gehen joggen oder machen Yoga, um neue Ideen zu finden, wir besprechen das in der Familie …

Dagmar… bei einem Gläschen Wein und gutem Essen!_

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